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Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
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213 mit PISA Diskurse entstanden sind, welche den Lehrpersonen die Verantwor- tung für die wahrgenommene „Bildungsmisere“ in den deutschsprachigen Län- dern gaben. In Deutschland und Österreich wurde Kompetenzorientierung nach dem „PISA-Schock“ Anfang der 2000er Jahre eingeführt. Den allgemeinen Hype um Kompetenzen aufgreifend, sahen Geschichtsdidaktiker/innen im deutschsprachigen Raum den Paradigmenwechsel als eine Chance, historisches Denken stärker im Geschichtsunterricht zu verankern, und machten sich bald daran, kompetenzorientierte Lehrpläne in diesem Sinne zu entwerfen (siehe Ka- pitel  2.1). Die Aufbruchsstimmung in diesem Zusammenhang wurde genutzt, um die Konzepte „historisches Denken“ und „Kompetenz“ zu verknüpfen und als Lehrplan zu promulgieren. Nun wurde aber von manchen Lehrpersonen die Kompetenzorientierung an sich abgelehnt und damit auch die historische Kom- petenzorientierung, obwohl diese in keiner Weise mit PISA-Testungen verbun- den ist und wohl kaum mit den von manchen als „neoliberal“ empfundenen Strö- mungen (Stichwort Ökonomisierung der Bildung, Messbarkeit, Anwendung, Standardisierung437) beschrieben werden kann. Historisches Denken ist kriti- sches Denken und trifft daher auf die in diesem Zusammenhang geäußerte Kri- tik für Kompetenzorientierung im Geschichtsunterricht nicht zu. Der Zusam- menhang zwischen PISA-Testungen und negativen Einstellungen hinsichtlich Kompetenzen historischen Denkens wird in Abbildung 13 veranschaulicht. Ein weiterer zentraler Vorbehalt von Lehrpersonen bezieht sich auf den Eindruck, dass durch die Einführung der Kompetenzorientierung das inhaltli- che Faktenwissen zu sehr relativiert worden wäre. Der Aufbau von Faktenwissen und eines chronologischen Grundgerüsts ist Lehrpersonen sehr wichtig im Zu- sammenhang mit ihrem Geschichtsunterricht. Daher wird die Sorge, dass Kom- petenzen in einer zu starken Weise das Wissen verdrängen könnten, von zahl- reichen Lehrpersonen ins Treffen geführt. AHS-Lehrpersonen befürchten in diesem Zusammenhang eine Inhaltslehre in den mündlichen Reifeprüfungen im Fach Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung. Es gibt unter Lehrperso- nen die Befürchtung, dass in diesem Zusammenhang von den Schülerinnen und Schülern nur mehr wenig fundierte Meinungen als Antworten in den Reifeprü- fungen erwartet würden. Dieser Zusammenhang und die Frage nach Wissen vs. Kompetenzen wird im Fazit noch ausführlich besprochen werden, da er für die vorliegende Studie zentral ist. 437 Vgl. Behtke, Hanna (2017): Die Trauer der Universitäten. Ökonomisierung der Bildung. In: https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/die-erste-inkompetenzkonferenz -in-frankfurt-15100595.html (zuletzt aufgerufen am 31.1.2019).
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Von PISA nach Wien Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
Title
Von PISA nach Wien
Subtitle
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Author
Roland Bernhard
Publisher
WOCHENSCHAU Verlag
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7344-1234-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
284
Category
Lehrbücher

Table of contents

  1. Vorwort 5
  2. 1. Einleitung 9
  3. 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
    1. 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
    2. 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
    3. 2.3 Forschungsfragen 36
    4. 2.4 Literaturübersicht 38
    5. 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
    6. 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
    7. 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
  4. 3. Forschungsdesign und Methode 77
    1. 3.1 Empirische Zugangsweise 77
    2. 3.2 Qualitative Experteninterviews 81
    3. 3.3 Erstellung des Erhebungsinstruments 84
    4. 3.4 Stichprobe und Vorgehen bei der Datenerhebung 90
      1. 3.4.1 Stichprobe 90
      2. 3.4.2 Kontaktaufnahme 93
      3. 3.4.3 Methodologischer Exkurs: Geschichtsdidaktische qualitativ-empirische Feldforschung und das Problem des sozialerwünschten (Antwort-)Verhaltens 99
    5. 3.5 Vorgehen bei der Datenaufbereitung und -analyse 109
  5. 4. Ergebnisse 113
    1. 4.1 Kompetenzverständnis im Zusammenhang mit Geschichtsunterricht 114
      1. 4.1.1 Fachspezifisch vs. fachunspezifisch 114
      2. 4.1.2 Konstruktion des Kompetenzverständnissesdurch Lehrpersonen 144
    2. 4.2 Einstellungen zu (historischer) Kompetenzorientierung 161
      1. 4.2.1 Emotionale Nähe bzw. Ferne 162
      2. 4.2.2 Exkurs: Überprüfung der Intercoderübereinstimmung 165
      3. 4.2.3 Darstellung der Ergebnisse 170
    3. 4.3 Vorbehalte von Lehrpersonen gegenüber Kompetenzorientierungverstehen 173
      1. 4.3.1 Zusammenhang zwischen Fachspezifität und Sympathie 177
      2. 4.3.2 Kompetenzorientierung als „von oben verordnet“ 182
      3. 4.3.3 Historische Kompetenzorientierung und der PISA-Schock 191
      4. 4.3.4 Kompetenzen könnten das Wissen verdrängen 194
    4. 5. Auflistung und Zusammenfassung der Ergebnisse 205
  6. 6. Fazit 215
  7. 7. Literaturverzeichnis 233
  8. 8. Abbildungsverzeichnis 253
  9. 9. Tabellenverzeichnis 254
  10. 10. Abkürzungsverzeichnis 255
  11. 11. Personenverzeichnis 256
  12. Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
  13. Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277
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