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Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
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224 Das Aufbrechen von binären Optionen hinsichtlich Lehren und Lernen scheint mir im Zusammenhang mit der Lehrer/innenbildung und der Bildungspolitik wichtig zu sein. Die Vertreter/innen der Geschichtsdidaktik und andere Stake- holder im Bereich der Bildung könnten sich in diesem Sinne die Frage stellen, ob die Kommunikation mit der Neubewertung von Faktenwissen im Rahmen der Einführung der Kompetenzorientierung ideal gelaufen ist. Wird die Bedeu- tung von Wissen zu stark relativiert, könnte die Gefahr bestehen, dass angehen- de Lehrpersonen der eigenen Wissensaneignung im Sinne der Beherrschung des Schulcurriculums487 (oder wie Resch es nennt, das „vertiefte Schulbuchwissen“488) zu wenig Bedeutung beimessen. Zahlreiche internationale Studien belegen, dass das inhaltliche Wissen von Lehrkräften im Sinne einer Beherrschung des Schul- curriculums eines der zentralen Erfordernisse für qualitativ hochwertigen Un- terricht darstellt. In einer von führenden Wissenschaftlern publizierten Meta- analyse zu gutem Unterricht heißt es: „The most effective teachers have deep knowledge of the subjects they teach, and when teachers’ knowledge falls below a certain level it is a significant impediment to students’ learning.“489 Eine Geringschätzung des Faktenwissens, das ja  – wie von zentralen Vertre- terinnen und Vertretern des Kompetenzmodells in Österreich erkannt wird490  – als Arbeitswissen eine wichtige Rolle im Geschichtsunterricht spielt, sollte mög- lichst vermieden werden. Es ist meine Überzeugung, dass eine Geringschätzung von Wissen, in welcher Art auch immer, nicht zu den intendierten Ergebnissen führt  – dass sich nämlich Lehrpersonen mit Freude den Kompetenzen zuwen- den  –, sondern den gegenteiligen Effekt zeitigt, der in der kopfschüttelnden Ab- wendung eines Teiles der Lehrpersonen von den Neuerungen, die sie als „praxis- fern“ (I-A1) empfinden, besteht. Dabei muss freilich darauf geachtet werden, dass angehenden Lehrpersonen bewusst wird bzw. bleibt, dass Faktenwissen al- leine nie eine hinreichende Bedingung für guten Unterricht darstellen kann.491 In einer empirischen Studie in den USA zeigte beispielsweise Martell, dass bei 487 Im neuen österreichischen Lehrplan ist dieses schulcurriculare Wissen ohnehin sehr stark um das konzeptuelle und epistemische Wissen herum organisiert. 488 Resch, Mario (2017): Effektive Kompetenzdiagnose in der Lehrerbildung (EKoL)  – the- oretische Modellierung und empirische Erfassung von fachdidaktischem Wissen und Können bei angehenden Geschichtslehrkräften. Online unter: https://www.gdt-eich staett. de/wp-content/uploads/2017/12/Resch_Keynote_2017.12.18.pdf (zuletzt aufgerufen am 1.10.2020). 489 Coe u. a. 2014, S.  2. 490 Ammerer 2012; Kühberger 2012. 491 Vgl. McDiarmid 1994, S.  180.
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Von PISA nach Wien Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
Title
Von PISA nach Wien
Subtitle
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Author
Roland Bernhard
Publisher
WOCHENSCHAU Verlag
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7344-1234-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
284
Category
LehrbĂĽcher

Table of contents

  1. Vorwort 5
  2. 1. Einleitung 9
  3. 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
    1. 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
    2. 2.2 Berufsbezogene Ăśberzeugungen 26
    3. 2.3 Forschungsfragen 36
    4. 2.4 LiteraturĂĽbersicht 38
    5. 2.4.1 Kategorien der LiteraturĂĽbersicht 38
    6. 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenĂśberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
    7. 2.4.3 Diskussion der LiteraturĂĽbersicht 71
  4. 3. Forschungsdesign und Methode 77
    1. 3.1 Empirische Zugangsweise 77
    2. 3.2 Qualitative Experteninterviews 81
    3. 3.3 Erstellung des Erhebungsinstruments 84
    4. 3.4 Stichprobe und Vorgehen bei der Datenerhebung 90
      1. 3.4.1 Stichprobe 90
      2. 3.4.2 Kontaktaufnahme 93
      3. 3.4.3 Methodologischer Exkurs: Geschichtsdidaktische qualitativ-empirische Feldforschung und das Problem des sozialerwĂĽnschten (Antwort-)Verhaltens 99
    5. 3.5 Vorgehen bei der Datenaufbereitung und -analyse 109
  5. 4. Ergebnisse 113
    1. 4.1 Kompetenzverständnis im Zusammenhang mit Geschichtsunterricht 114
      1. 4.1.1 Fachspezifisch vs. fachunspezifisch 114
      2. 4.1.2 Konstruktion des Kompetenzverständnissesdurch Lehrpersonen 144
    2. 4.2 Einstellungen zu (historischer) Kompetenzorientierung 161
      1. 4.2.1 Emotionale Nähe bzw. Ferne 162
      2. 4.2.2 Exkurs: ĂśberprĂĽfung der IntercoderĂĽbereinstimmung 165
      3. 4.2.3 Darstellung der Ergebnisse 170
    3. 4.3 Vorbehalte von Lehrpersonen gegenĂĽber Kompetenzorientierungverstehen 173
      1. 4.3.1 Zusammenhang zwischen Fachspezifität und Sympathie 177
      2. 4.3.2 Kompetenzorientierung als „von oben verordnet“ 182
      3. 4.3.3 Historische Kompetenzorientierung und der PISA-Schock 191
      4. 4.3.4 Kompetenzen könnten das Wissen verdrängen 194
    4. 5. Auflistung und Zusammenfassung der Ergebnisse 205
  6. 6. Fazit 215
  7. 7. Literaturverzeichnis 233
  8. 8. Abbildungsverzeichnis 253
  9. 9. Tabellenverzeichnis 254
  10. 10. AbkĂĽrzungsverzeichnis 255
  11. 11. Personenverzeichnis 256
  12. Anhang 1: Fragebogen fĂĽr Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
  13. Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277
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