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Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
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227 konzeptionellen Ansatzes scheint in mehreren Hinsichten lohnend zu sein. Ins- besondere gibt es  – wie schon ausgeführt  – im Zusammenhang mit den episte- mischen Basiskonzepten sehr gute Anknüpfungspunkte zum historischen Den- ken. Außerdem kommen sie potenziell dem Bedürfnis der Lehrpersonen nach einer Wissensvermittlung und kritischem Denken im Geschichtsunterricht ent- gegen.504 Auch wird dabei vor allem mit den epistemischen und historischen Ba- siskonzepten die Fachspezifität betont. Die stärkere Berücksichtigung dieser Konzepte eröffnet Schülerinnen und Schülern potenziell die Möglichkeit, wie Historiker/innen zu denken  – das Spiel der Historie und jenes der Geschichts- schreibenden zu durchschauen. Fehlen solche Konzepte allerdings, obwohl In- halte vorhanden sind, wäre es, wie es Shemilt einst treffend formulierte, „as though they can talk sensibly about the separate scenes and characters of King Lear, but do not know what a play is“505. In diesem Zusammenhang wird die bekannt gewordene Geschichte über Tolstois „Lokomotive des Teufels“ erzählt, welche Shemilt in einen Zusammen- hang mit dem Geschichtslernen bringt. In Tolstois Erzählung sieht eine Person eine fahrende Lokomotive und stellt die Frage, was diese Lokomotive wohl an- treibt. Die Antwort, die dieser Person daraufhin gegeben wird, ist, dass es der Teufel höchstpersönlich sei, der sie in Bewegung bringt. Tolstois Figur weiß nichts von Mechanik und ist sich auch dieses Nichtwissens selbst nicht bewusst. Ein Blick in den brennenden Kohleofen und die glühenden Maschinen, durch welche die Lokomotive angetrieben wird, würde diese Person in ihrem Glauben an die höllischen Kräfte der Bewegung nur noch bestärken. Shemilt zieht hier einen Vergleich mit dem Geschichtslernen: Schüler/innen würden mit der Ge- schichte oft in einer Art und Weise in Beziehung treten wie Tolstois Figur mit der Lokomotive. Sie lauschen einer Geschichtsstunde, ohne die Logiken der Konstruktion und die Methoden der Geschichte zu kennen, weshalb sie Ge- schichte in einer ähnlichen Weise verstehen würden, wie die Person aus Tolstois Erzählung die Lokomotive versteht: „The action can be followed but its signifi- cance will prove elusive.“506 Diese Logiken der Konstruktion von Geschichte können sich durch die Be- schäftigung mit epistemischen Basiskonzepten erschließen. Konzeptionelles Wissen (auch im epistemischen Bereich) wird von Wineburg als genuin inhalt- 504 Vgl. Bernhard 2021. 505 Shemilt, Denis (1983): The Devil’s Locomotive. In: History and Theory 22.4., S.  1 – 18, S.  15. 506 Shemilt 1983, S.  1.
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Von PISA nach Wien Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
Title
Von PISA nach Wien
Subtitle
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Author
Roland Bernhard
Publisher
WOCHENSCHAU Verlag
Date
2021
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-7344-1234-9
Size
14.8 x 21.0 cm
Pages
284
Category
LehrbĂĽcher

Table of contents

  1. Vorwort 5
  2. 1. Einleitung 9
  3. 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
    1. 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
    2. 2.2 Berufsbezogene Ăśberzeugungen 26
    3. 2.3 Forschungsfragen 36
    4. 2.4 LiteraturĂĽbersicht 38
    5. 2.4.1 Kategorien der LiteraturĂĽbersicht 38
    6. 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenĂśberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
    7. 2.4.3 Diskussion der LiteraturĂĽbersicht 71
  4. 3. Forschungsdesign und Methode 77
    1. 3.1 Empirische Zugangsweise 77
    2. 3.2 Qualitative Experteninterviews 81
    3. 3.3 Erstellung des Erhebungsinstruments 84
    4. 3.4 Stichprobe und Vorgehen bei der Datenerhebung 90
      1. 3.4.1 Stichprobe 90
      2. 3.4.2 Kontaktaufnahme 93
      3. 3.4.3 Methodologischer Exkurs: Geschichtsdidaktische qualitativ-empirische Feldforschung und das Problem des sozialerwĂĽnschten (Antwort-)Verhaltens 99
    5. 3.5 Vorgehen bei der Datenaufbereitung und -analyse 109
  5. 4. Ergebnisse 113
    1. 4.1 Kompetenzverständnis im Zusammenhang mit Geschichtsunterricht 114
      1. 4.1.1 Fachspezifisch vs. fachunspezifisch 114
      2. 4.1.2 Konstruktion des Kompetenzverständnissesdurch Lehrpersonen 144
    2. 4.2 Einstellungen zu (historischer) Kompetenzorientierung 161
      1. 4.2.1 Emotionale Nähe bzw. Ferne 162
      2. 4.2.2 Exkurs: ĂśberprĂĽfung der IntercoderĂĽbereinstimmung 165
      3. 4.2.3 Darstellung der Ergebnisse 170
    3. 4.3 Vorbehalte von Lehrpersonen gegenĂĽber Kompetenzorientierungverstehen 173
      1. 4.3.1 Zusammenhang zwischen Fachspezifität und Sympathie 177
      2. 4.3.2 Kompetenzorientierung als „von oben verordnet“ 182
      3. 4.3.3 Historische Kompetenzorientierung und der PISA-Schock 191
      4. 4.3.4 Kompetenzen könnten das Wissen verdrängen 194
    4. 5. Auflistung und Zusammenfassung der Ergebnisse 205
  6. 6. Fazit 215
  7. 7. Literaturverzeichnis 233
  8. 8. Abbildungsverzeichnis 253
  9. 9. Tabellenverzeichnis 254
  10. 10. AbkĂĽrzungsverzeichnis 255
  11. 11. Personenverzeichnis 256
  12. Anhang 1: Fragebogen fĂĽr Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
  13. Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277
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