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konzeptionellen Ansatzes scheint in mehreren Hinsichten lohnend zu sein. Ins-
besondere gibt es – wie schon ausgeführt – im Zusammenhang mit den episte-
mischen Basiskonzepten sehr gute Anknüpfungspunkte zum historischen Den-
ken. Außerdem kommen sie potenziell dem Bedürfnis der Lehrpersonen nach
einer Wissensvermittlung und kritischem Denken im Geschichtsunterricht ent-
gegen.504 Auch wird dabei vor allem mit den epistemischen und historischen Ba-
siskonzepten die Fachspezifität betont. Die stärkere Berücksichtigung dieser
Konzepte eröffnet Schülerinnen und Schülern potenziell die Möglichkeit, wie
Historiker/innen zu denken – das Spiel der Historie und jenes der Geschichts-
schreibenden zu durchschauen. Fehlen solche Konzepte allerdings, obwohl In-
halte vorhanden sind, wäre es, wie es Shemilt einst treffend formulierte, „as
though they can talk sensibly about the separate scenes and characters of King
Lear, but do not know what a play is“505.
In diesem Zusammenhang wird die bekannt gewordene Geschichte über
Tolstois „Lokomotive des Teufels“ erzählt, welche Shemilt in einen Zusammen-
hang mit dem Geschichtslernen bringt. In Tolstois Erzählung sieht eine Person
eine fahrende Lokomotive und stellt die Frage, was diese Lokomotive wohl an-
treibt. Die Antwort, die dieser Person daraufhin gegeben wird, ist, dass es der
Teufel höchstpersönlich sei, der sie in Bewegung bringt. Tolstois Figur weiß
nichts von Mechanik und ist sich auch dieses Nichtwissens selbst nicht bewusst.
Ein Blick in den brennenden Kohleofen und die glühenden Maschinen, durch
welche die Lokomotive angetrieben wird, würde diese Person in ihrem Glauben
an die höllischen Kräfte der Bewegung nur noch bestärken. Shemilt zieht hier
einen Vergleich mit dem Geschichtslernen: Schüler/innen würden mit der Ge-
schichte oft in einer Art und Weise in Beziehung treten wie Tolstois Figur mit
der Lokomotive. Sie lauschen einer Geschichtsstunde, ohne die Logiken der
Konstruktion und die Methoden der Geschichte zu kennen, weshalb sie Ge-
schichte in einer ähnlichen Weise verstehen würden, wie die Person aus Tolstois
Erzählung die Lokomotive versteht: „The action can be followed but its signifi-
cance will prove elusive.“506
Diese Logiken der Konstruktion von Geschichte können sich durch die Be-
schäftigung mit epistemischen Basiskonzepten erschließen. Konzeptionelles
Wissen (auch im epistemischen Bereich) wird von Wineburg als genuin inhalt-
504 Vgl. Bernhard 2021.
505 Shemilt, Denis (1983): The Devil’s Locomotive. In: History and Theory 22.4., S. 1 – 18,
S.
15.
506 Shemilt 1983, S. 1.
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Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277