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3.4.3 Methodologischer Exkurs: Geschichtsdidaktische qualitativ-empirische
Feldforschung und das Problem des sozial erwünschten (Antwort-)
Verhaltens
In Berichten über geschichtsdidaktische empirische Forschung wurde wieder-
holt auf das Problem des sozial erwünschten (Antwort-)Verhaltens aufmerksam
gemacht.334 Schon Evans vermutete, dass ihn die Lehrpersonen in den Inter-
views möglicherweise beeindrucken wollten: „Perhaps they like to impress inter-
viewers, particularly college professors, with the job they are doing.“335 In
Deutschland stellte Litten fest, dass sich die von ihr befragten Gymnasiallehr-
kräfte bemühten, „nicht den Anschein zu erwecken, die eigene Unterrichtsvor-
bereitung durch Schulbücher erleichtern zu wollen“, und mutmaßte, dass diese
Haltung den „Appellen aus der normativen Geschichtsdidaktik“ entsprechen
würde.336 Das Problem der sozialen Erwünschtheit erkannten auch Voet/De
Wever, die dies in ihrer Studie offensiv adressierten:
„In order to decrease the chance of teachers responding in a socially desirable way,
the interviewer started each session by explaining that he was particularly inter-
ested in their personal beliefs about and approach towards the subject and, as such,
that there were no right or wrong answers.“337
Da darüber hinaus auch vollkommene Anonymität zugesichert wurde, gehen die
Autoren davon aus, dass in den Interviews ein Rahmen geschaffen wurde, „in
which teachers could talk freely about their ideas and actions, without fear of ne-
gative repercussions“338. In diesem Zusammenhang sind der oben beschriebene
Aufbau von Vertrauen und die Offenlegung der Forschungsintention von zent-
raler Bedeutung.
Weitere in unserer Studie angewandte Strategien, um sozial erwünschtes
Antwortverhalten hinsichtlich des potenziell emotional aufgeladenen Konzep-
tes der Kompetenzorientierung möglichst hintanzustellen, sollen in der Folge
beschrieben werden. Die Debatte um Kompetenzorientierung wurde und wird
334 Vgl. z. B. VanSledright, Bruce/Reddy, Kimberly (2014): Changing Epistemic Beliefs?
An Exploratory Study of Cognition Among Prospective History Teachers. In: Revista
Tempo e Argumento, Florianópolis,11, S. 55 – 56.
335 Evans 1990, S.
124.
336 Litten 2017, S. 304.
337 Vgl. Voet/De Wever 2015, S. 60.
338 Ebd.
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Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277