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4.1.2 Konstruktion des Kompetenzverständnisses durch Lehrpersonen
Ergebnis 2: Lehrpersonen konstruieren ihr Verständnis von Kompetenzen ausgehend von
unterschiedlichen QuellenÂ
– die meisten davon fördern ein fachunspezifisches Verständnis.
Wenn man als Geschichtsdidaktiker im Feld Schule mit Geschichtslehrperso-
nen ĂĽber Kompetenzen im Geschichtsunterricht spricht, geht man prinzipiell
davon aus, dass in den Gesprächen über fachspezifische Kompetenzen gespro-
chen wird. Es wurde gezeigt, dass dies kaum der Fall war. Es stellt sich nun die
Frage, warum Lehrpersonen im Zusammenhang mit Geschichtsunterricht ĂĽber-
wiegend fachunspezifisch argumentieren bzw. in diesem Zusammenhang, wa-
rum die im Lehrplan angeführten fachspezifischen Kompetenzen das Verständ-
nis der Lehrpersonen bislang offensichtlich kaum zu prägen imstande waren. So
soll in der Folge ausgefĂĽhrt werden, in welcher Weise Lehrpersonen ihr Ver-
ständnis von Kompetenzorientierung konstruieren.
In den Daten zeigt sich, dass das Kompetenzverständnis von Geschichts-
lehrpersonen ein diffuses Konstrukt darstellt, welches sich aus unterschiedlichen
Quellen wie SchulbĂĽchern, vorgegebenen PrĂĽfungsformaten im Zusammen-
hang mit der Matura, Operatoren, schulinternen bzw. bildungspolitischen Defi-
nitionen und Vorgaben speist. Eine Analyse jener Interviewstellen, in denen
deutlich wird, auf welche Weise Lehrpersonen ihr Kompetenzverständnis kons-
truieren, fĂĽhrte zur induktiven Entwicklung des folgenden Kategorienschemas:
• Kompetenzverständnis durch die „neue Matura“ und das dort geforderte
Operatorensystem geprägt
• Kompetenzverständnis vom Schulbuch beeinflusst
• Kompetenzsystem schulintern definiert
• Kompetenzverständnis von anderen Fächern geprägt
In der Folge werden die einzelnen Kategorien ausgefĂĽhrt und mit Befunden und
Ankerbeispielen aus den Daten untermauert.
Ergebnis 2 – Befund 1: Das Kompetenzverständnis von Geschichtslehrperso-
nen ist unter Gymnasiallehrpersonen bisweilen von Erfahrungen mit der „neu-
en“ Matura und insbesondere von dem in diesem Zusammenhang geforderten
Operatorensystem geprägt („bloomsche Taxonomie“).
Viele Lehrpersonen aus dem AHS-Bereich sehen Kompetenzorientierung vor
allem im Zusammenhang mit der „neuen Reifeprüfung“, die im Jahr 2011 ein-
gefĂĽhrt wurde und im Jahr 2014/2015 das erste Mal durchzufĂĽhren war.389 Die
389 Mittnik 2011; Bundesministerium fĂĽr Bildung und Frauen 2011; Vgl. Pichler 2016;
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- LehrbĂĽcher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Ăśberzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 LiteraturĂĽbersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der LiteraturĂĽbersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenĂśberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der LiteraturĂĽbersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. AbkĂĽrzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen fĂĽr Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277