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wir gerade die kompetenzorientierte Matura auf Schiene zu bringen, das ha-
ben sie bei uns an der Schule eh noch nicht geschafft alle […]. Und es geht
viel zu schnell, und darum lehnen sie es ab, was ich auch verstehe.
4.3.3 Historische Kompetenzorientierung und der PISA-Schock
Ergebnis 4
– Befund 4: Die Einführung der Kompetenzorientierung wurde un-
ter (Geschichts-)Lehrpersonen als Kritik an ihrer bisherigen Praxis verstanden,
insofern als sie im Zusammenhang mit PISA steht.
Es ist bereits in einigen referierten Stellen aus den Interviews durchgeklungen,
dass manche in der Einführung der Kompetenzorientierung in das Bildungssys-
tem eine generelle Kritik an der bisherigen „Performance der Lehrer“ erkannten.
Dies soll nun weiter vertieft werden. Wie einleitend ausgeführt, wurde Kompe-
tenzorientierung im deutschsprachigen Raum als Reaktion auf nicht zufrieden-
stellende Ergebnisse bei den PISA-Testungen implementiert. Der Begriff „PISA-
Schock“ steht damit im Zusammenhang und wurde in Anlehnung an den
vielzitierten „Sputnik-Schock“ geprägt. Der Start des ersten künstlichen Erdsa-
telliten durch die Sowjetunion im Jahr 1957 hatte eine Verunsicherung in den
Bildungssystemen der USA zur Folge und führte zu weitreichenden Änderun-
gen in den dortigen Bildungs- und Lehrplänen. Durch eine stärkere Wissen-
schaftsorientierung vor allem in den naturwissenschaftlich-technischen Fächern
sollte der „Rückstand“ gegenüber der Sowjetunion aufgeholt werden. Äquivalent
dazu bewirkte auch der „PISA-Schock“ nach 2000 eine tiefgreifende Verunsi-
cherung hinsichtlich der Effektivität des Bildungswesens im deutschsprachigen
Raum, der in weiterer Folge zur Einführung von Kompetenzorientierung führ-
te (siehe Kapitel 2.1).
Im Zuge des PISA-Schocks waren bald „die Lehrer“ als jene ausgeforscht,
die für die vermeintliche Bildungsmisere die Verantwortung tragen, wie das in
einem Artikel in der „Zeit online“ am 27.6.2002 auf den Punkt gebracht wurde:
„Schuld war nur der Lehrer. Ob Pisa-Schock, Rechtsradikalismus oder Ellenbo-
genmentalität – unsere Pauker müssen für alles den Kopf hinhalten“421. Da die
Kompetenzorientierung mit PISA in Verbindung steht und PISA mit „der
421 Lenzen, Dieter (2017): Schuld war nur der Lehrer. Ob Pisa-Schock, Rechtsradikalismus
oder Ellenbogenmentalität
– unsere Pauker müssen für alles den Kopf hinhalten. Online
unter: http://www.zeit.de/2002/27/Schuld_war_nur_der_Lehrer (zuletzt aufgerufen am
18.1.19).
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Von PISA nach Wien
Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
Empirische Befunde aus qualitativen Interviews mit Lehrkräften
- Titel
- Von PISA nach Wien
- Untertitel
- Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis
- Autor
- Roland Bernhard
- Verlag
- WOCHENSCHAU Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-7344-1234-9
- Abmessungen
- 14.8 x 21.0 cm
- Seiten
- 284
- Kategorie
- Lehrbücher
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht – normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Überzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 Literaturübersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der Literaturübersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenÜberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der Literaturübersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. Abkürzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen für Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277