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WĂ€hrend die mĂ€nnlichen Interviewpartner der Kompetenzorientierung ĂŒber-
wiegend positiv gegenĂŒberstehen (70 % sehr positiv oder eher positiv), zeigt sich
bei den weiblichen Interviewpartnerinnen ein anderes Bild. Diese stehen der
Kompetenzorientierung sogar ĂŒberwiegend negativ gegenĂŒber (55 % sehr nega-
tiv oder negativ). Ăber ein Viertel der interviewten weiblichen Lehrpersonen
zeigt in den Interviews sogar sehr negative Einstellungen hinsichtlich Kompe-
tenzorientierung. Es wĂ€re interessant zu prĂŒfen, ob sich auch in einer reprĂ€sen-
tativen Stichprobe geschlechtsspezifische Unterschiede zeigen und ob die Ten-
denz Àhnlich ist wie bei den interviewten Lehrpersonen.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage: Warum wird Kompetenz-
orientierung trotz einer offensichtlich positiven Grundstimmung von einem be-
trĂ€chtlichen Teil der interviewten Lehrpersonen abgelehnt? Pichler fĂŒhrte mit
österreichischen Lehrpersonen, die positive ZugÀnge zu Kompetenzorientierung
aufwiesen, genauere Untersuchungen durch. Hier soll nun die Gruppe jener, die
Kompetenzorientierung ablehnen oder Vorbehalte gegenĂŒber dem Konzept er-
kennen lassen, einer nÀheren Betrachtung unterzogen werden. Dies soll dazu
beitragen, solche Lehrpersonen besser zu verstehen und Wege zu eruieren, wie
die historische Kompetenzorientierung unter Lehrpersonen mit Vorbehalten
besser positioniert werden kann.
4.3 Vorbehalte von Lehrpersonen gegenĂŒber Kompetenzorientierung
verstehen
Obwohl in den Interviews positive ZugÀnge zu dem, was Lehrpersonen unter
Kompetenzorientierung verstehen, dominieren, zeigt sich, dass (sehr) negative
Einstellungen
â bisweilen auch Wut und radikale Ablehnung
â unter einem be-
trĂ€chtlichen Teil der Lehrpersonen vorhanden sind. FĂŒr dieses Kapitel wurden
vor allem die Interviews von Lehrpersonen mit negativen Einstellungen vertieft,
um die Probleme zu identifizieren und Vorbehalte besser zu verstehen. Dazu sei
eingangs das in diesem Zusammenhang zentrale Ergebnis vorgestellt, um dieses
in der Folge mit Befunden und umfangreichen Zitaten aus den Interviewtexten
zu untermauern.
Ergebnis 4: Vorbehalte gegenĂŒber (historischer) Kompetenzorientierung sind weniger eine
Ablehnung des historischen Denkens. Der Ruf des unspezifischen Konstruktes historische
Kompetenz ist vielmehr von fachfremden Diskursen beschÀdigt.
Was sagen die Lehrpersonen in den Interviews generell zum Thema der Ableh-
nung von Kompetenzorientierung innerhalb der Lehrer/innenschaft? In den fol-
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Buch Von PISA nach Wien - Historische und politische Kompetenzen in der Unterrichtspraxis"
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 5
- 1. Einleitung 9
- 2. Theoretischer Rahmen und Forschungsfragen 15
- 2.1 Historisches Denken im Geschichtsunterricht â normative Aspekteund die Lehrplanreform hin zu Kompetenzorientierung 2008 15
- 2.2 Berufsbezogene Ăberzeugungen 26
- 2.3 Forschungsfragen 36
- 2.4 LiteraturĂŒbersicht 38
- 2.4.1 Kategorien der LiteraturĂŒbersicht 38
- 2.4.2 Forschung zu epistemologischen und kontextbezogenenĂberzeugungen von Geschichtslehrpersonen 40
- 2.4.3 Diskussion der LiteraturĂŒbersicht 71
- 3. Forschungsdesign und Methode 77
- 4. Ergebnisse 113
- 6. Fazit 215
- 7. Literaturverzeichnis 233
- 8. Abbildungsverzeichnis 253
- 9. Tabellenverzeichnis 254
- 10. AbkĂŒrzungsverzeichnis 255
- 11. Personenverzeichnis 256
- Anhang 1: Fragebogen fĂŒr Geschichtslehr personen,der anhand der qualitativen Studie konstruiert wurde 260
- Anhang 2: Anhang Anschreiben an Schulen und Lehrpersonen 277