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Zeitwesen - Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
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| 4 KünstlerInnen und Politik – Von der Monarchie bis zum Nationalsozialismus408 „Österreichs Horoskop ist 22° Waage (Aszendent). Das gilt für die Republik, glaube ich. Die Zahl 22 scheint übrigens in Österreich verhängnishaft oft auf. Es scheint, als ob von Österreich aus Dinge ins Rollen gebracht würden, deren Tragweite nicht abzusehen ist. Ich sehe nur nicht ganz klar vorläufig. Diese Dinge hängen innig zusammen mit dem neuen Zeitalter – aber ob im guten oder im bösen Sinne, das ist vorerst ganz dunkel! Eines ist sicher, dass das Horoskop Hitlers innigen Bezug hat auf seine angestammte Heimat. Wenn mich nicht alles täuscht, steht schicksalshaft hinter der kommenden Situation die Person Hitlers.“294 Vier Jahre nach diesem Tagebucheintrag überquerten deutsche Truppen den Grenz- fluss Inn bei Braunau, im Gefolge passierte Adolf Hitler seine Geburtsstadt, um kurz darauf den „Anschluss“ Österreichs formal zu vollziehen. Oberösterreich positionierte sich fortan als „Heimatgau des Führers“ und die schon zuvor deutschnational bezie- hungsweise nationalsozialistisch positionierten KünstlerInnen befanden sich im Auf- wind.295 Seine politische Vergangenheit in der Münchner Räterepublik und auch seine künstlerische Phase als Expressionist hatte Wach abgelegt. Beides schien nicht hinder- lich zu sein für eine wohlwollende nationalsozialistische Rezeption seines Werks bezie- hungsweise zumindest von Teilen davon. Besonders das Sujet Bauernkriegsbilder, das Wach in den 1920er-Jahren intensiv bearbeitet hatte, wurde von der NS-Kunstpolitik positiv aufgenommen. Eine seiner Bauernkriegsdarstellungen zierte 1941 – und somit bereits nach Wachs Tod – das Titelbild der ersten Ausgabe der Zeitschrift „Oberdonau. Querschnitt durch Kultur und Schaffen im Heimatgau des Führers“.296 Wach verstarb im April 1940 an den Folgen einer Lungenerkrankung. Im Mai 1942, anlässlich des Datums seines 50.  Geburtstags, erschien eine posthume Ehrung in den „Kulturnachrichten aus Oberdonau“.297 Es ist dies ein weiteres Indiz dafür, 294 Aloys Wach, Tagebuchblätter seit 1933, Eintrag 21.2.1934. 295 Vgl. Birgit Kirchmayr (Hg.), „Kulturhauptstadt des Führers“. Kunst und Nationalsozialismus in Linz und Oberösterreich, Linz, Weitra 2008; Birgit Kirchmayr, Kontinuitäten und Brüche in der bildenden Kunst Oberösterreichs vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus, in: Mitteilungen des Oberösterreichischen Landesarchivs (2013), 93–108; Harry Slapnicka, Wenig Extreme in einer Zeit voller Extreme. Die bildende Kunst in Oberdonau, in: Kunstjahrbuch der Stadt Linz (1990/91), 116–157. 296 Oberdonau. Querschnitt durch Kultur und Schaffen im Heimatgau des Führers, Heft 1 (Februar/ März) 1941. Vgl. zur Zeitschrift Birgit Kirchmayr, „Kulturhauptstadt des Führers“? Anmerkun- gen zu Kunst, Kultur und Nationalsozialismus in Oberösterreich und Linz, in: Kirchmayr (Hg.), „Kulturhauptstadt des Führers“, 33–58; Faksimile der Zeitschrift unter https://www.ooegeschichte. at/epochen/nationalsozialismus/kunst-unter-dem-nationalsozialismus/nach-dem-anschluss/zeit- schrift-oberdonau/ (2.9.2019). 297 Aloys Wach – 50.  Geburtstag, in: Kulturnachrichten aus Oberdonau, Nr. 2 (Mai) 1942, 2. Open-Access-Publikation im Sinne der Lizenz CC BY 4.0
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Zeitwesen Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Title
Zeitwesen
Subtitle
Autobiographik österreichischer Künstlerinnen und Künstler im Spannungsfeld von Politik und Gesellschaft 1900–1945
Author
Birgit Kirchmayr
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2020
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-23310-7
Size
17.3 x 24.5 cm
Pages
468
Category
Kunst und Kultur

Table of contents

  1. Einleitung 11
  2. Fragestellung und Ausgangsthesen 11
  3. Theoretische Bezugsrahmen 14
  4. Quellen 17
  5. „Zeitwesen“ oder: die ProtagonistInnen 20
  6. 1 Auto/Biographieforschung – KünstlerInnenforschung 33
    1. 1.1 Auto/Biographieforschung 33
      1. 1.1.1 Lebenslauf, Biographie, Autobiographie oder Auto/Biographie? 34
      2. 1.1.2 Auto/Biographie und Geschichtswissenschaft 39
      3. 1.1.3 Auto/Biographie und Geschlecht 47
    2. 1.2 Künstlerauto/biographie 51
      1. 1.2.1 Von Vasaris Viten bis „Inventing Leonardo“: Zur Geschichte der Künstlerbiographik 51
      2. 1.2.2 „Biographische Formeln“: Die „Legende vom Künstler“ 54
      3. 1.2.3 Geniekonzept und Autobiographical Life 59
    3. 1.3 Auto/Biographische Quellen 63
      1. 1.3.1 Autobiographie 65
      2. 1.3.2 Brief 66
      3. 1.3.3 Tagebuch 72
  7. 2 KünstlerInnen über sich 79
    1. 2.1 Alfred Kubin – ein autobiographical life 80
      1. 2.1.1 Der Künstler, sein Archivar und sein Nachlass 80
      2. 2.1.2 Die Autobiographie „Aus meinem Leben“ (1911–1952) 83
    2. 2.2 Oskar Kokoschka – der biographische „Jongleur“ 105
      1. 2.2.1 Der Künstler als Erzähler 105
      2. 2.2.2 Die Autobiographie „Mein Leben“ (1971) 109
    3. 2.3 Aloys Wach – Selbstbespiegelungen eines Suchenden 136
      1. 2.3.1 Autobiographisches in Tagebüchern und Briefen 136
      2. 2.3.2 „Biographische Notizen“ (1929) 138
    4. 2.4 Erika Giovanna Klien – Autobiographische Fragmente 150
      1. 2.4.1 Erklärungen zu einem Negativbefund 150
      2. 2.4.2 Die „Klessheimer Sendboten“ (1927) 154
    5. 2.5 Margret Bilger – Autobiographisches wider Willen 164
      1. 2.5.1 Versuch einer Verweigerung 164
      2. 2.5.2 Der „Lebensbericht“ (1968) 166
    6. 2.6 Erstes Resümee oder: Wie KünstlerInnen über sich schreiben und dabei „biographische Formeln“ verwenden 175
  8. 3 KünstlerInnen und gesellschaftliche Diskurse 179
    1. 3.1 Der Geschlechterdiskurs des frühen 20. Jahrhunderts 180
      1. 3.1.1 Alfred Kubin und die Misogynie der Moderne 185
      2. 3.1.2 „Mörder, Hoffnung der Frauen“: Oskar Kokoschka und die (modernen) Amazonen 206
      3. 3.1.3 Erika Giovanna Klien – schwierige Emanzipationswege einer „neuen“ Frau 214
      4. 3.1.4 Zerrissenheit und Identitätssuche – Geschlechterbilder bei Margret Bilger 220
    2. 3.2 Geschwindigkeit – Fortschrittseuphorie versus Kulturpessimismus 232
      1. 3.2.1 Alfred Kubins Traumstadt „Perle“ als Versuchsstation der Fortschrittsverweigerung 236
      2. 3.2.2 „Im Riesengefängnis New York“: Erika Giovanna Klien und ihr Verhältnis zu Stadt, Geschwindigkeit und Technik 245
      3. 3.2.3 Der Rückzug aufs Land: Alfred Kubin und Margret Bilger 256
      4. 3.2.4 „Haste nicht und raste nie. Sonst hastet die Neurasthenie“: ein Exkurs zum Nervendiskurs 264
    3. 3.3 Esoterik – Spirituelle Sinnsuche im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert 271
      1. 3.3.1 Alfred Kubin: Von der Ariosophie zum Buddhismus 277
      2. 3.3.2 Aloys Wach, die Kabbala und Jesus Christus als „Okkultist“ . . . . . . . 284 Exkurs: Die „Affäre Schappeller“ 291
    4. 3.4. Zweites Resümee oder: Welche Diskurse der Moderne die KünstlerInnen bewegten 308
  9. 4 KünstlerInnen und Politik – Von der Monarchie bis zum Nationalsozialismus 313
    1. 4.1 Die Legende vom unpolitischen Künstler – Zum Verständnis von Kunst und Politik bis 1945 315
    2. 4.2 Erster Weltkrieg und das Ende der k. u. k. Monarchie 319
      1. 4.2.1 Kubin, der Krieg und das Ende der „alten Ruhe“ 321
      2. 4.2.2 „Ich bin so froh, dass ich noch lebe“: Oskar Kokoschka und der Erste Weltkrieg 328
    3. 4.3 Zwischen den Kriegen: Revolution(en), Republik(en), „Ständestaat“ 349
      1. 4.3.1 Der „Kunstlump“ – Oskar Kokoschka und die (deutsche) Revolution 353
      2. 4.3.2 Aloys Wach und die Münchner Räterepublik 360
      3. 4.3.3 Aus der Distanz: Erika Giovanna Klien und die österreichische Zwischenkriegszeit 368
      4. 4.3.4 „Weil ich nicht in der Vaterlandspartei bin“: Positionen zum „Ständestaat“ bei Oskar Kokoschka und Alfred Kubin 373
    4. 4.4 Nationalsozialismus 382
      1. 4.4.1 „… diese stummen Geister der Auflehnung“: Alfred Kubin und der Nationalsozialismus 385
      2. 4.4.2 Oskar Kokoschka: Selbstbildnis eines „entarteten“ Künstlers 397
      3. 4.4.3 „22° Waage“: Aloys Wach und der Nationalsozialismus 404
      4. 4.4.4 „… hätte ich aber die conträren Gesinnungen“: Margret Bilger und der Nationalsozialismus 409
    5. 4.5 Drittes Resümee oder: Wie politisch waren die „unpolitischen“ KünstlerInnen? 422
  10. Dank 426
  11. Abkürzungsverzeichnis 428
  12. Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 429
  13. Quellen- und Literaturverzeichnis 431
  14. Archive und Sammlungen 431
  15. Zeitungen/Zeitschriften/Jahrbücher 432
  16. Literatur und gedruckte Quellen 432
  17. Personenregister 463
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