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1 Einleitung
In a way, the history of Iranian cinema is the history
of cinematic exchange relations with the world.
(Naficy, The Artisanal Era 3)
Wien, Herbst 2006: Arash ist Regisseur und für seinen neuen Dokumentarfilm
hat er Videomaterial zusammengetragen, das über zwölf Jahre zwischen seinen
über die Welt verstreuten Verwandten und ihm ausgetauscht wurde. Dabei geht
es letzthin weniger darum, die Familiengeschichte faktgetreu nachzuerzählen
oder abzubilden, als dadurch die Verbindung zu etwas aufrechtzuerhalten, das er
noch in Iran1 verortet, wohlwissend, dass es eine Imagination ist, denn das Land
seiner Kindheit gibt es so nicht mehr. Eine 1999 stattgefundene Wiedervereini-
gung in Mekka, bei der der Großteil der Familienmitglieder aus Iran, Schweden,
Österreich, Kanada und den Vereinigten Staaten zusammenkamen, bildet den
dramaturgischen Dreh- und Angelpunkt des Filmes. Exile Family Movie ist ein
dokumentarischer Film, ein Film über Familie, Migration, Diaspora und das
Filmemachen selbst. Ein Heimvideo, in dem sich die Geschwister Azadeh,
Arman und Arash vorstellen, steht am Anfang des Filmes. Der Regisseur kom-
mentiert aus dem Off die darauffolgenden Bilder von sich küssenden und wei-
nenden Menschen wie folgt:
Bevor der Film beginnt, muss ich Sie auf einige Dinge vor-
bereiten: Diese Bilder werden Sie wohl am häufigsten zu
sehen bekommen. Es gibt Dinge, die nicht gesagt werden
können. Und die meisten Bilder in dem Film waren ohne-
hin nicht für Ihre Augen bestimmt, sondern für die meiner
Verwandten im Iran2.
© Der/die Autor(en) 2019
A. Strohmaier, Medienraum Diaspora, Neue Perspektiven der Medienästhetik,
https://doi.org/10.1007/978-3-658-24606-8_1
Medienraum Diaspora
Verortungen zeitgenössischer iranischer Diasporafilme
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 1
- 2 Diaspora/Film im Wandel 33
- 3 Verortung der iranischen Diaspora 65
- 4 Neue diasporafilmische Räume 107
- 5 Post-Diasporafilm oder Postdiaspora-Film? Ein Fazit 227
- Bibliographie 241
- Filmographie 267