Seite - 147 - in Medienraum Diaspora - Verortungen zeitgenössischer iranischer Diasporafilme
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150 Neue diasporafilmische Räume
Liebe, Fremdheit oder Cinephilie. Die Liste jener Filmschaffenden, die in erster
oder zweiter Generation iranischen Migrationshintergrund haben und in ihren
Filmen übergeordnete Fragen von Migration, Assimilation, Generation und Eth-
nizität behandeln, lässt sich in dieser Logik um folgende Filme erweitern:
Hushang Allahyaris Geboren in Absurdistan (Österreich, 1999), Abbas Kia-
rostamis Copie conforme (Frankreich, 2010) und Like Someone in Love (Japan,
2012), Ali Samadi Ahadis Komödie 45 Minuten bis Rahmallah (Deutschland,
2013), Sudabeh Mortezais Dokufiktion Macondo (Österreich, 2013), Asghar
Farhadis Guzashta (Frankreich, 2013), Mohsen Makhmalbafs The President
(USA, 2014) und Arman T. Riahis Die Migrantigen (Österreich, 2016).
Ich möchte Naficys Kategorie des cosmopolitan accented cinema allerdings
dahingehend kritisieren, dass sie den ethnischen Ursprung der Filmschaffenden
zum Ausgangspunkt nimmt und sie damit gleichsam auf diesen wieder zurück-
führt. In diesem Sinne müsste beispielsweise ein in Frankreich produzierter Film
des österreichischen Regisseurs Michael Haneke als kosmopolitischer Film der
österreichischen Diaspora kategorisiert werden. Im Gegensatz dazu stehen in den
folgenden Analysen Filme im Vordergrund, die den kosmopolitischen Raum
filmisch ausweisen und, so meine These, zu kulturellen Transformationsprozes-
sen abseits von Herkunft der Filmschaffenden und Produktionsland der Filme
beitragen. Denn Kosmopolitismus ist, um mit dem Soziologen Asef Bayat zu
argumentieren, gerade jenes Konzept, das kulturellem Essentialismus und Eth-
nozentrismus entgegengesetzt werden kann: „Cosmopolitanism has also ethical
and normative dimensions; it is a project with humanistic objectives. In this
sense, cosmopolitanism is deployed to challenge the language of separation and
antagonism, to confront cultural superiority and ethnocentrism“ (Life As Politics
186). Im Zusammenhang mit soziopolitischen Graswurzelphänomenen in der
MENA-Region plädiert er, entgegen Konzeptualisierungen eines Kosmopolitis-
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 1
- 2 Diaspora/Film im Wandel 33
- 3 Verortung der iranischen Diaspora 65
- 4 Neue diasporafilmische Räume 107
- 5 Post-Diasporafilm oder Postdiaspora-Film? Ein Fazit 227
- Bibliographie 241
- Filmographie 267