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90 Verortung der iranischen Diaspora
James Clifford knüpft 1994 in seinem Text „Diasporas“Kultur und Diaspora
eng aneinander und spricht dabei von hybriden diaspora cultures: „Diaspora
cultures work to maintain community, selectively preserving and recovering
traditions, ,customizing‘ and ,versioning‘ them in novel, hybrid, and often antag-
onistic situations“ (317). Er distanziert sich dabei dezidiert, ähnlich wie Stuart
Hall, von essentialistischen Zuschreibungen von Kultur im Allgemeinen und von
Diasporakultur im Speziellen: „As counterdiscourses of modernity, diaspora
cultures cannot claim an oppositional or primary purity“ (319). James Clifford
plädiert für einen Diasporabegriff, der Momente von Hybridität einschließt:
„Diaspora communities, constituted by displacement, are sustained in hybrid
historical conjunctures“ (315) und folgt damit einschlägigen Theorien wie jenen
von Geschichtswissenschaftler Kobena Mercer, der von „the hybridized terrain
of diasporic culture“ (254) spricht, oder Avtar Brah, die Hybridität als „a key
concept within cultural criticism“ (Brah und Coombes, Cover) einordnet, ohne
jedoch auf eine modellhafte Wirkung abzielen zu wollen. Clifford kritisiert vor
allem jene Definitionen von Diasporakultur, welche hauptsächlich den Bezug
zum Herkunftsland in den Vordergrund stellten, und warnt: „But we should be
wary of constructing our working definition of a term like diaspora by recourse
to an ,ideal type‘ […]“ (306). Wo Bhabha Diasporakultur und postkoloniale
Kultur gleichsetzt, spricht sich Clifford für den feinen Unterschied zwischen den
Begriffen Hybridität und verwandten Konzepten wie mestizaje oder créolité aus:
„These are not identical concepts, and they emerge from distinct historical situa-
tions; but they overlap and together denote a domain of complex cultural forma-
tions produced by, and partially subverting, colonial dichotomies and hierar-
chies“ (330). Auch findet er, dass zwar von „diasporic culture“, jedoch nicht von
„postcolonial culture“ gesprochen werden kann: „There are no postcolonial cul-
tures or places: only moments, tactics, discourses, and so forth“ (328). Sein Hyb-
Medienraum Diaspora
Verortungen zeitgenössischer iranischer Diasporafilme
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 1
- 2 Diaspora/Film im Wandel 33
- 3 Verortung der iranischen Diaspora 65
- 4 Neue diasporafilmische Räume 107
- 5 Post-Diasporafilm oder Postdiaspora-Film? Ein Fazit 227
- Bibliographie 241
- Filmographie 267