Seite - 184 - in Medienraum Diaspora - Verortungen zeitgenössischer iranischer Diasporafilme
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Rebellische Räume 187
Im Film Maryam von Ramin Serry, einem Spielfilm aus dem Jahr 2002,
bildet die Geiselnahme von Teheran den dramaturgischen und narrativen Rah-
men für die Umwälzungen im Leben der Jugendlichen Maryam (Maryam Parris),
die lieber „Mary“ genannt wird (Strohmaier, „lrangeles: Migration“). Durch die
Geiselnahme von Teheran beginnen Klassenkamerad_innen und Nachbar_innen
sich ihr und ihren Eltern (Shohreh Aghdashloo und Shaun Toub) gegenüber
seltsam zu verhalten. Als dann auch noch ihr religiöser Cousin Ali (David
Ackert) aus Iran für sein Studium zu ihnen zieht, ist das Chaos in ihrem Leben
komplett. Der Film beginnt mit generisch sehr ähnlichen, teilweise den gleichen
Fernsehbildern der Inthronisierung des Schahs bis zu seinem Sturz und der
Machtübernahme Khomeinis. Die Bilder werden in diesem Fall jedoch von ei-
nem amerikanischen Popsong begleitet und konterkarieren dadurch die Ge-
schehnisse in Iran mit der Lebensrealität von Mary in den Vereinigten Staaten.
Denn ab dem Zeitpunkt, als sie aus dem Off sagt: „As far as I was concerned,
Iran had nothing to do with me“, verstummen auch die zaghaften orientalisti-
schen Setar-Töne, die noch am Anfang zu hören waren, und Let the Good Times
Roll von der Band The Cars setzt ein. „The good times“ – die guten Zeiten für
den Schah sind zu Ende, die guten Zeiten für Khomeini und die Revolutionäre in
Iran beginnen, jene für die in den Vereinigten Staaten lebenden Iraner_innen
sind, wie im Laufe des Filmes gezeigt wird, ebenfalls vorbei. Über die Tonebene
verortet sich Mary kulturell ganz klar in den Vereinigten Staaten. Das Objektiv
einer Handkamera zur Aufzeichnung der Schulnachrichten wird sichtbar, und
„New Jersey – 1979“ wird eingeblendet51. Die Handlung wird in Zeit und Raum
genau festgelegt. Zusätzlich zu den Fernsehbildern, welche auch in diesem Fall
im Laufe des Filmes immer wieder die Handlung unterbrechen, werden außer-
dem immer wieder Inserts mit genauen Orts- und Zeitangaben eingeblendet:
„Tehran November 4th“, „Tehran November 6th“ et cetera, und zeigen die Paral-
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung 1
- 2 Diaspora/Film im Wandel 33
- 3 Verortung der iranischen Diaspora 65
- 4 Neue diasporafilmische Räume 107
- 5 Post-Diasporafilm oder Postdiaspora-Film? Ein Fazit 227
- Bibliographie 241
- Filmographie 267