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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 95 -
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»Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 095 Kriegsteilnehmer in russische Gefangenschaft, was allein im Hinblick auf entsprechen- de Unterbringungsmöglichkeiten eine ungeheure logistische Herausforderung darstellte. Die wachsenden Versorgungsprobleme im ganzen Land führten zudem zu einer immer schlechteren Ernährungslage in den Lagern, die im Laufe der Jahre jedoch auch die ei- genen Soldaten sowie die Zivilbevölkerung in existenzielle Mitleidenschaft zog. Eine Reihe von Bestimmungen wurde eigens dazu erlassen, um den Umgang mit den gefangenen Offizieren zu reglementieren, deren Behandlung sich sehr deutlich von der der Mannschaft unterschied. Viele der geltenden Begünstigungen für die höheren Dienstgrade können in Rolfs Tagebuchaufzeichnungen unmittelbar nachvollzogen wer- den. Die wesentlichsten Punkte waren: • Für den Transport in die Lager mussten den Offizieren Waggons 2. oder 3. Klas- se zur Verfügung gestellt werden. • Während des Transportes zu den Lagern war an alle ein »Taggeld« auszuzahlen, wobei die Offiziere wesentlich mehr als die Mannschaft zu erhalten hatten. Nach der Ankunft in den Lagern wurde die Mannschaft verpflegt, während die Offi- ziere selbst für ihre Verpflegung zu sorgen hatten. Es war daher ein festgesetzter Tagsatz an die Offiziere weiterhin auszuzahlen. • Den Offizieren sollten angemessene Wohnräume, getrennt von der Mannschaft, zugeteilt werden. Tatsächlich lebten sie teilweise in russischen Offiziersunterkünf- ten oder auch in Privatwohnungen, wenn sie ihr Ehrenwort gaben, sich nicht über einen bestimmten Bereich hinaus zu entfernen. Die Mannschaft wurde zunächst in russischen Kasernen untergebracht. Da jedoch die Kapazitäten dieser Gebäu- de dem großen Andrang bei Weitem nicht entsprachen, wurden zunehmend Er- satzgebäude requiriert: Fabrikbauten, Gefängnisse, Zirkusgebäude, Stallungen, Schulgebäude etc., in denen mit fortschreitender Kriegsdauer auch Offiziere ge- meinsam mit der Mannschaft untergebracht wurden. In Sibirien, wo zumeist kei- ne größeren Gebäude zur Verfügung standen, lebte die Mannschaft häufig in den berüchtigten Erdbaracken: »Sie sind 1 ½ bis 2 m in die Erde eingegraben; die Gru- benwände werden mit Balken verkleidet, die etwas über den Erdboden reichen und die Stützen für das Dach bilden. Die schmalen Fenster zu ebener Erde lassen nur wenig Licht hineinfallen. Wenn im Winter Wälle von Schnee an die Wände getürmt werden, sind die Baracken zwar wärmer, aber auch um so dunkler. Die Einrichtung bestand aus Pritschen in zwei bis vier Stockwerken übereinander.« Es gab zwei Öfen, jedoch wurde nie genügend Heizmaterial ausgegeben, und auch Petroleum für die Lampen gab es wenig oder gar keines. (  Brändström, S. 46  ) • Die Offiziere durften im Gegensatz zu den einfachen Soldaten zu keinerlei Arbei- ten herangezogen werden. In Artikel 6 der Haager Landkriegsordnung heißt es:
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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