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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 108 -
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Kriegsgefangenschaft 108 16. Sept. Von Ernst trifft die erste Büchersendung mit Goethes und Schillers Briefen und der russischen Grammatik ein. Endlich wieder etwas neues; doch leider sind keine Nach- richten von zuhause enthalten. Anderntags beginne ich auch gleich in die Sprachstudi- en einige Stunden des Tages Rumänisch einzufügen. In der Haager Konvention wurde geregelt, dass die Gefangenen Post, Geldsendungen und Pakete aus der Heimat erhalten durften. Allerdings funktionierte die Zustellung zu- meist schleppend oder gar nicht. Einerseits waren die für die Zustellung maßgebenden Stellen häufig nicht fähig, die Adressen in der ihnen fremden Schrift zu entziffern, ande- rerseits gab es zum Teil keine genauen Aufzeichnungen, in welchen Lagern sich die ein- zelnen Adressaten befanden. Dazu kam, dass sämtliche Post die Zensur in Petersburg durchlaufen musste, wo sich die Briefe und Pakete anhäuften. So berichtet Elsa Bränd- ström, dass allein im Dezember 1915 rund eine Million Pakete in Petersburg der Weiter- beförderung geharrt hätten. Vor allem aber dürften Unterschlagungen gang und gäbe gewesen sein, sodass im ersten Kriegsjahr nur 10 Prozent der abgeschickten Pakete die Angehörigen in den Lagern erreicht haben sollen. Auch Rolf klagte immer wieder, dass er so selten Post erhielt. Akribisch vermerkt er, wenn ihn endlich doch Briefe von zu Hause erreichten. Genauso notierte er, wann er Briefe an seine Familie abgesendet hatte. Doch zeigte sich, dass nur ein Teil von ihnen den Bestimmungsort erreichte. In Anbetracht all dieser Schwierigkeiten ist es fast erstaunlich, dass Rolf letztlich doch immer wieder Pa- kete, Geldsendungen und Bücher erhielt. Allerdings waren gerade Büchersendungen Anlass für Schikanen vonseiten der Wachmannschaften. Wiederholt wurden die Bücher konfisziert – zum Teil auf einige Zeit, zum Teil für immer. 18. Sept. Nachdem wir lange Tage keinen Schritt aus dem Haus durften und alle erdenkli- chen Vorstellungen gemacht hatten erlaubt man uns wieder, wenigstens eine Stunde im Tag auf die gewiße Wiese zu gehen. Alle Quartiere werden zusammengetrieben. Aber auch diese Stunde entzieht man uns zu jeder denkbaren Gelegenheit  ! 19. Sept. Ich kann mich auf noch lange an den Spaziergängen nicht beteiligen, da mein Fuß nicht besser wird und bei jeder Gelegenheit wieder rückfällig wird. – Durch meinen Darmkatarh gezwungen musste ich schon vor langer Zeit Essen bei unserer Kostfrau, das von Tag zu Tag schlechter, unsauberer und mehr gewürzt wurde, aufgeben. Ich ko- che mir seither selbst, und mein Darmzustand bessert sich bald, so daß nur selten noch leichte Anfälle kommen.
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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