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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Kriegsgefangenschaft 122 12. Dez. Evang. Gottesdienst in einer Mannschaftskaserne. Alle Anwesenden singen mit und der Pastor spricht recht treffend. Ein recht angenehmer und erbauender Eindruck. 14. Dez. Die Mannschaft hat furchtbar wenig zu essen, gerade nur um nicht zu verhun- gern. Wir unterstützen sie womöglich, es sind aber allzu viele um wirken zu können. So hat die Mannschaft schon den größten Teil der vielen wild umherlaufenden Hunde ver- speist, so daß die Russen jetzt streng darauf acht geben. Auch einige Schweine sind schon verschwunden. Aber in diesen Tagen haben sie eine Kuh, wie alle Tiere hier he- rumlaufen und die Abfallgruben täglich inspizieren, in einer Baracke geschlagen. Wur- den aber erwischt und die ¾ noch vorhandene Kuh als corpus delicti auf die Komman- dantur geschleppt. 15. Dez. Untersuchung bei der Mannschaft; alle Werkzeuge, die sie sich mühsam selbst gemacht werden ihnen genommen. Aller Alkohol wird weggenommen. Ein Offizier findet an einer Stelle 10 Flaschen Schnaps (  die Mannschaft macht daraus Liköre und verkauft sie weiter um einige Kopeken zu verdienen  ), der Offizier lässt die Flaschen wegtragen, aber der Starschi stiehlt 3 Flaschen, gegen kleines Trinkgeld der Mannschaft wieder zurück. 16. Dez. 1200 Mann sind angekommen, meist Ungarn und Reichsdeutsche  ! Bisher waren 270 Offiziere und 8000 Mann hier im Lager. 17. Dez. Mittags ist plötzlich das Haus von Soldaten umstellt, und an jeder Zimmertü- re steht einer. Aber der Starschi, der im Haus wohnt hat uns doch noch einige Minuten vorher verständigt und die wenigen Briefe, um die mir sehr leid täte, sind sogleich, wie schon immer vorbereitet versorgt. Ein Offizier geht von Zimmer zu Zimmer und Unter- offizier durchsucht alles, Bett, Ofen u.s.w. Nimmt aber bei mir und in unserem Haus gar nichts. In anderen Häusern nehmen sie die von Gefangenen vervielfältigten Kriegsberich- te und allen Alkohol. Dabei lustige Szenen. Ein Unteroffizier kommt in ein Zimmer, am Tisch steht gerade große Flasche Schnaps, ein Herr gibt dem Starschi rasch ein Stamperl voll, der trinkt, deutet verstecken und lenkt die Untersuchung vorüber. In einem ande- ren Zimmer kommt ein schwer geladener Kapitän und findet im Koffer eines Herren, der erst aus Tschita kam, mehrere Flaschen Wein. Er übersieht sie und verbietet den Solda- ten weiter zu suchen, es sei nichts hier  ! 19. Dez. Nachmittags Kor- und Einzelgesänge. Nach vielen Bemühungen ist es gelun- gen, daß wir ein russisches Dampfbad im Lager benützen dürfen. Man kommt wöchent- lich einmal an die Reihe. Am Ende des Monats wollte unser Major dem Kommandanten
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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