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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 153 -
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Die Jahre in Sibirien 153 Allen  ! An guten Büchern gelesen außer Storm Pitt und Fox von Friedrich Huch34 – viel selbstähnliches. Mitte Dezember Österreichische Rot-Kreuz Schwester Gräfin Kinsky mit einem russischen Fürsten hier. Viele Beschwerden über alle Vorfälle, von denen manche doch Wirkung zu haben scheinen. Auch wurde sofort das Tragen von Trauerbinden und die Gedächtnis- messe für den Kaiser erlaubt, was hier verboten war. Auf Befehl des Majors hatten alle Offiziere in Uniform mit Armbinden teilzunehmen. Natürlich Oblt. Siegel hielt sich wieder fern, und mit ihm seine Zimmergenossen: Lt. Bloch, Fähnrich Kunz und Primmer. Gleich nachher war er aber bei der Versammlung, also nicht krank. Von der Schwester 100 Rubel geliehen bekommen. Weihnachtstage recht einsam und trübe zugebracht. Am 25. Dezember versammelt uns der russische Oberst im Saal um uns scheinbar wegen der Beschwerden zu beschwichtigen, aber wir können nicht recht trauen, haben schon zu viel Gemeinheiten erfahren. Seit sechs Wochen keine Post mehr, bis am 27. ein Kistchen mit Waschsachen von Greta ankommt. Große Friedennachrich- ten und Hoffnungen  ! 1917 Aus dem Jahr 1917 existieren nur wenige Tagebuchaufzeichnungen Rolfs, was als wei- teres Indiz der anhaltenden Monotonie und scheinbaren Aussichtslosigkeit gedeu- tet werden kann. Da die Gefangenen von den Revolutionen im Februar und Oktober offensichtlich wenig tangiert waren und der Krieg mit den Mittelmächten noch nicht beendet war, hatte Rolf nur wenig zu berichten, zumal sich die Schikanen der Wach- mannschaft, die Kürzung der Lebensmittelrationen etc. in immer gleichförmiger Wei- se wiederholten. Die paradoxe Situation, dass der größte militärische Erfolg, den Russland im Rah- men der Brussilow-Offensive errang, letztlich entscheidend zum Niedergang des Zaren- reiches beitrug, spiegelt sich somit kaum in Rolfs Aufzeichnungen wider. Die immensen Verluste der Offensive hatten das Heer demoralisiert, und die ursprüngliche Kriegsbe- geisterung fand auch im Hinterland keinen Rückhalt mehr, da die Bevölkerung unter der 34 F. Huch: Pitt und Fox. Die Liebeswege der Brüder Sietrup. München 1909. Friedrich Huch (  1873– 1913  ) gilt als Vertreter der »Dekadenzdichtung« um die Jahrhundertwende. Rolfs Anmerkung, wonach der Roman »viel selbstähnliches« enthalte, ist insofern bedeutsam, als sein Tagebuch kaum selbstreflexive Passagen aufweist und damit an sich auch wenig von seinen tiefergehen- den Überlegungen und Emotionen preisgibt. Selbstähnlich dürfte Rolf wohl insbesondere der Protagonist Pitt erschienen sein, der bei der Suche nach einer Partnerin Angst vor einer allzu engen Beziehung erkennen lässt und immer wieder vor zu großer Nähe zurückscheut.
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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