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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 176 -
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China 176 folgenden Tag vor vollendete Tatsachen gestellt. Allerdings war man bei der Gebiets- wahl für die österreichisch-ungarische Konzession eher glücklos: Rund drei Viertel der Fläche waren mit einheimischen Häusern verbaut, und für die Neuankömmlinge blieb kaum Platz bzw. gestalterischer Spielraum für Neubauten, wie etwa Wohnbauten, La- gerhäuser und Betriebsstätten. Im Gegensatz zu den anderen europäischen Groß- und Mittelmächten hatte Öster- reich-Ungarn allerdings im Prinzip ohnedies keine kolonialen Ambitionen, und der Er- werb der Konzession in Tientsin war vor allem eine Prestigefrage gewesen. Es fehlten Kapital, eine leistungsstarke Flotte und vor allem auswanderungswillige Personen. Wie O. Nemecek in einem Aufsatz im Jahr 1912 beklagt, war man in der Monarchie über das Bestehen der Konzession auch kaum unterrichtet. »Umsoweniger kennen und würdi- gen die [  kommerziell und geografisch interessierten  ] Kreise die Bedeutung und Ent- wicklungsmöglichkeit des okkupierten Gebietes. [  …  ] Es kann nicht laut genug beklagt werden, dass unsere Kaufleute die in Tientsin durch den Schutz der österreichisch-un- garischen Regierung für den Handel gebotenen Vorteile unbeachtet lassen. Die zuneh- mende Europäisierung der Chinesen in Kleidung, Einrichtung etc. lässt ein bedeuten- des Anwachsen des Imports europäischer Industrieartikel erwarten.«42 Nichtsdestotrotz lebten Ende 1905 erst ca. 60 Angehörige der österreichisch-ungarischen Monarchie in Tientsin, während gleichzeitig bereits rund 690 Briten und 470 Deutsche den Schritt in die fernen Konzessionen gewagt hatten. In der Folge ließen sich auch nur wenige Ban- ken und Firmen der Monarchie in Tientsin nieder, und der Handel Österreich-Ungarns mit China blieb die ganze Zeit über bescheiden. Administriert wurde das Gebiet vom jeweiligen k. u. k. Konsul, der in seinen Aufga- ben unter anderem durch eine kleine militärische Garnison unterstützt wurde. Er war der höchste Beamte der Konzession und hatte nicht nur die Interessen der Landsleute nach innen und außen zu vertreten, sondern sich auch um die Handelsbeziehungen zu küm- mern und den Kontakt zu den anderen Konzessionen herzustellen. Auch bauliche Maß- nahmen, polizeiliche Agenden etc. fielen in seinen Aufgabenbereich. Der große wirtschaftliche Einfluss der westlichen Mächte ließ China zunehmend in eine halbkoloniale Anhängigkeit geraten. Ein deutlicher Prestigeverlust des Kaiserhau- ses war die Folge, und im Jahr 1912 wurde schließlich die Republik China mit Sun Yet- Sen als erstem Präsidenten ausgerufen. Konflikte um die politische Führung der jungen Republik ließen jedoch das Land weiter nicht zur Ruhe kommen. Trotz der inneren Wir- ren trat China im Jahr 1917 sogar in den Ersten Weltkrieg ein, ohne allerdings die Ab- 42 O. Nemecek: Das österreichisch-ungarische Settlement in Tientsin. In: Jahresbericht der Neu- en Wiener Handelsakademie. Wien 1912, S. 97–104. S. 97
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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