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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 177 -
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Ankunft 177 sicht bzw. die logistische Möglichkeit zu haben, sich an den Kämpfen aktiv zu beteiligen. Das Motiv war die Angst vor Japans zunehmender imperialistischer Interessenpolitik und die Hoffnung auf den Beistand der Alliierten gegen Japans territoriale Begehrlichkeiten. Hilfe war allerdings nur zu bekommen, indem China den Feinden der Alliierten, Öster- reich-Ungarn und Deutschland, den Krieg erklärte. Als Folge mussten die deutschen und österreichisch-ungarischen Konzessionsgebiete der chinesischen Regierung übergeben werden, und 1919 im Friedensvertrag von St. Germain wurde Österreich schließlich ge- nötigt, auf alle Vorrechte und Vorteile, die im Vertrag mit Peking 1901 festgesetzt wor- den waren, zu verzichten. China unterstützte die Alliierten während des Krieges durch die Bereitstellung von Arbeitskräften für die Rüstungsindustrie, die Landwirtschaft und andere Bereiche. Als Rolf in China ankam, existierte in Tientsin jedoch – wenngleich mit stark einge- schränkten Rechten – nach wie vor die österreichische Konzession, nunmehr unter der offiziellen Bezeichnung »2. Sonderbezirk«, und auch die deutsche Konzession hat sich als »1. Sonderbezirk« in ihrer Struktur weitgehend erhalten. Zunächst hielt sich Rolf je- doch in dem Badeort Peitaiho auf. Wie er sich wohl fühlte, als er am Bahnsteig eines klei- nen Bahnhofes in dem riesigen Reich China stand  ? Vorerst scheint er jedenfalls nicht die unverzügliche Heimreise geplant zu haben. Möglicherweise fehlten ihm die finanziel- len Mittel, sodass er sich zunächst um eine Arbeitsmöglichkeit umschauen musste. In ei- ner der wenigen Tagebucheintragungen dieser Zeit berichtet Rolf, dass er sich zunächst beim chinesischen Polizeioffizier gemeldet habe. Wahrscheinlich erfolgte das Gespräch in Pidgin-Englisch, das vor allem durch die intensiven Handelsbeziehungen mit England weit verbreitet war. Ernüchternd muss für Rolf gewesen sein, als sich herausstellte, dass er – im Jahr 1920 – immer noch mit den Auswirkungen des verlorenen Ersten Weltkrie- ges rechnen musste. Am 15. Februar schreibt Rolf in sein Tagebuch: »Unbehelligt in Pei- taiho an, chinesischer Polizeioffizier [  …  ?  ], gegen Heimtransportbedrohungen der Eng- länder und Franzosen gesichert und versteckt.« Rolf hatte jedoch nicht nur mit dem verständnisvollen Polizeioffizier Glück, in gewis- ser Weise kamen ihm auch die Auswirkungen der Opiumkriege zugute. Denn in China hat die erzwungene Öffnung seiner Märkte und seiner Gesellschaft gegenüber den Eu- ropäern bewirkt, dass das Land den Anschluss an die Entwicklungen der Moderne nach westlichem Vorbild suchte. Das bedeutete, dass neben einer Reihe anderer Reformen der Ausbau der Infrastruktur sowie städtebauliche Maßnahmen forciert wurden. Um die Modernisierungen durchzuführen, fehlten allerdings in China die entsprechenden Fach- leute, und ausländische Architekten waren daher hoch willkommen. Auch in Peitaiho er- folgten gerade groß angelegte Planungen für den Ausbau des kleinen Badeortes zu ei-
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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