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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 198 -
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China 198 fe mit einer Verzinsung von mindestens 10 oder 12 %, so dass das Geld gut angelegt ist und durch eine Entwertung nicht, oder zumindest nicht ganz betroffen werden kann.« Die von Rolf erwähnten »politischen Ereignisse« wurden in Nordchina vor allem durch das japanische Expansionsstreben verursacht. Nachdem Japan nach dem Ersten Weltkrieg in dieser Hinsicht etwas zurückhaltender agiert hatte, flammten diese Inten- tionen im Zuge der Weltwirtschaftskrise neuerlich auf, denn in Japan sah man in einer zusätzlichen Erweiterung des Landes eine Lösung der wirtschaftlichen Probleme. Im September 1931 benutzten die Japaner daher einen angeblich von der chinesischen na- tionalistischen Partei geplanten Bombenanschlag in Mukden, dem Ort, wo Rolf die Uni- versität errichtet hatte, als Vorwand, ihre militärische Kontrolle über die gesamte Man- dschurei auszudehnen. Der Anschlag soll jedoch in Wahrheit von den Japanern selbst verübt worden sein. Zur Verwaltung des eroberten Gebiets wurde im Jahr 1932 der Ma- rionettenstaat Mandschukuo errichtet, an dessen Spitze der im Jahr 1912 abgesetzte letz- te Kaiser von China stand. Rolfs Äußerung bezog sich vor allem auf den Umstand, dass Nordchina auf Druck der Japaner im Begriff war, sich von der Nankinger47 Regierung unabhängig zu erklären. Er meinte denn auch, dass der Einfluss der Japaner sehr steigen werde, »aber ich glaube nicht, dass dies für die anderen Ausländer hier, und noch weniger für die Chinesen von Nachteil sein wird.« Er glaubte außerdem, dass diese Umstellung ohne besondere Un- ruhen oder »gar Schiessereien« vor sich gehen und sehr bald abgeschlossen sein wer- de. Allerdings war sich Rolf bewusst, dass diese Neuordnung eine Entwertung des chi- nesischen Dollars auf das Niveau des japanischen Yen mit sich bringen werde. Immer getrieben von der Angst, dass sich die Verhältnisse wieder ändern könnten, arbeitete er wieder die halben Nächte, oft bis 2 oder 3 Uhr früh durch, und sehr vie- le Sonntage verbrachte er mit Planungen und Berechnungen in seinem Büro, denn das Jahr 1934 war für ihn ein »Rekordjahr. Ich bin so beschäftigt wie schon lange nicht, und war, namentlich die Frühjahrsmonate überbeschäftigt. Mädy stand mir sehr brav bei, so dass ich jeden Abend bis spät in die Nacht arbeiten und so ohne viel Hilfskräfte sehr, sehr viel bewältigen konnte.« (  Brief an Greta, 14. 8. 1934  ) Trotz der positiven Geschäftsla- ge betonte er, dass es für ihn eine Beruhigung sei, dass er sich durch den Bau des Miet- hauses »Cambridge Flats« mit der Vermietung der Wohnungen ein zusätzliches finan- zielles Standbein schaffen konnte. 47 1912 stieg Nanjing (  Nanking  ) unter dem Regime Sun Yat-sens, des Begründers der Republik und der nationalistischen Volkspartei Kuomintang, zur Hauptstadt Chinas auf. 1927 etablier- te dessen Nachfolger Chiang Kai-shek in der Stadt das von ihm geführte nationalkonservati- ve Nanjing-Regime, das bis 1937 bestand.
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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