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Das architektonische Werk 213
tun, dass man froh sein muss etwas zu haben, und es ist nichts schlimmer für den gan-
zen Büroapparat und für die Angestellten als nichts zu tun zu haben. Dazu ist es doch
eine sehr gute Reklame für mich, dass ich alle alten und grossen Unternehmer durch
gute Anordnung etc. unterbieten konnte.«
Mit diesem Projekt erhoffte jedoch nicht nur Rolf einen Prestigegewinn im Kreis der
Fachwelt. Auch für die Stadt bedeutete die Modernisierung der Anlage als wichtige Maß-
nahme für die Bevölkerung einen weiteren Beweis von Fortschrittlichkeit. Der Bau forder-
te von Rolf einerseits ein höchstes Maß an technischem Know-how und andererseits auch
sein Talent zur Organisation und Koordination, um die gigantische Baustelle beinahe ohne
technische Hilfsmittel, aber mit einer Heerschar von Arbeitern zu bewältigen. (Abb. 95)
Insgesamt war jedoch dieser Auftrag mit viel Ärger und der ständigen Angst vor einem
finanziellen Desaster verbunden, wie Rolf in einem weiteren Brief an seine Schwester im
Dezember 1931 schreibt: »Mit dem Schleussenbau bin ich nun so weit, dass ich die Ga-
rantie ordnungsmässig zurück erhielt und keinerlei Verantwortung mehr habe, nun kann
ich erst energische Schritte unternehmen, da ich sonst immer noch Schikanen und Ein-
behalten der Garantie zu befürchten gehabt hätte. Wie Du weißt zog man mir, trotz-
dem die Ingenieure der Kommission die Verzögerungen verursachten und ich dadurch
in Hochwasserzeit kam als Verzugsstrafe für verspätete Fertigstellung 7. 000,– m. $ ab.
Die Überschwemmung, die solchen Schaden verursachte, wollen sie nichtmals als force
majeur gelten lassen. So muss ich nun um diese Summe, und noch um Extraforderun-
95 Hochwasser-
Abfanganlage und
Schiffsschleuse,
Baustelle
Rolf Geyling (1884-1952)
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Rolf Geyling (1884-1952)
- Untertitel
- Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
- Autor
- Inge Scheidl
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79585-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 292
- Schlagwörter
- Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Revolte und Reife 8
- Eine Künstlerfamilie 9
- Zwischen Abenteuer und Architektur 15
- Mädy 35
- Mobilisierung und Krieg 41
- Der Weg an die Ostfront 41
- Die Schlacht von Lemberg 48
- »Durch Landesbewohner verraten« 59
- Die Sanoffensive 62
- Schlacht bei Krakau 65
- Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
- Die »Angriffshast« der Infanterie 68
- Warten auf Befehle 70
- Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
- Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
- Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
- Kriegsgefangenschaft 91
- Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
- »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
- Die Jahre in Sibirien 96
- Der Transport in die Lager 96
- Dauria 115
- Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
- Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
- Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
- China 173
- Ankunft 173
- Dies ist ja eine Übergangszeit 182
- Aufträge und Rückschläge 189
- Das architektonische Werk 199
- Städtebauliche Planungen 203
- Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
- Villen 214
- Miethäuser 221
- Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
- Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
- Sehnsucht nach Österreich 238
- Ewige Ungewissheit 247
- Lao Gai Lin 257
- Epilog 265
- Literatur 269
- Bildnachweis 272
- Farbteil 273