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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 242 -
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China 242 sichtlich nur schlecht mit Geld umgehen konnte. Immer wieder erfuhr Rolf durch seine Mutter oder Schwester von Geldnöten seines Bruders, was seine Familienangehörigen verstärkt beunruhigte, nachdem Remigius geheiratet und zwei Kinder zu versorgen hat- te. Rolf hatte, wie schon erwähnt, das finanzielle Auskommen seiner Mutter gesichert, solange sie lebte. Nun fühlte er sich auch für seinen älteren Bruder verantwortlich und half ihm leihweise mit einem größeren Betrag aus. Wie ein Brief vom 21. 3. 1939 an seine Schwester zeigt, hatte er allerdings von vorherein wenig Hoffnung, dass sich die Lebens- situation seines Bruders grundsätzlich ändern würde. Deutlich kommen in diesen Zeilen die charakterlichen Unterschiede zwischen den beiden Brüdern zutage: »Die Verhältnisse bei Remi haben sich also, wie es zu erwarten war, auch nach seiner scheinbaren Sanie- rung nicht geändert. Damit, liebe Greta, müssen wir uns wohl abfinden. [  …  ] Mache Dir vorläufig keinerlei Sorgen wegen meiner Sicherstellungen etc. 50 % jeder Hoffnung habe ich schon aufgegeben als ich einsprang. Ich halte mehr als wegen meiner Sicherung auf der Verantwortlichhaltung, weil sonst Remi und seine Familie die Sache sicherlich nur zu leicht nehmen und eine Wiederholung gar nicht so ausgeschlossen wäre. Wenn ich die Hälfte des Geldes wiedersehe so bin ich auch zufrieden; natürlich kann man das nicht durchleuchten lassen. Ich werde demnächst an Remi schreiben um [  …  ] die Rück- zahlung in Raten, und die Sicherstellung durch Bilder etc. vorzuschlagen. Wir kennen ja leider Remi, wenn er nicht fest genommen wird, so wird er auch unter den besten Be- dingungen gerade nur durchwursteln.« Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, gehörte sicherlich zu Rolfs heraus- ragenden Charaktereigenschaften und zeigte sich bei ihm schon in jungen Jahren, als er seinen psychisch erkrankten Vater in die Klinik begleitete. Natürlich nahm er später seine Verantwortung als Familienvater besonders ernst. Ein Beispiel sind etwa die Maßnahmen, die er ergriff, als er den hoch riskanten Auftrag für die Hochwasser-Abfanganlage und Schiffsschleuse bei Tientsin annahm. Am 12. 4. 1931 schreibt er seiner Schwester: »Natür- lich ist so eine Arbeit immer ein großes Wagnis, und deshalb habe ich schon vorher für den Fall eines Fehlschlages eine Summe bereitgestellt, die Mädy und den Kindern min- dest die Heimreise und für einige Zeit den Unterhalt sichern soll. Ich konnte mich lange nicht entschliessen den Cheque, der nun schon Monate bereit liegt auch abzuschicken, denn das Betriebskapital für so eine Arbeit ist ja nie genug. Aber darf das Risiko nicht eingehen, und sende daher nun den Cheque an dich. Ich weiss, dass ich damit man- chen Vorteil aus der Hand gebe, aber es muss auch so gehen. [  …  ] Die Arbeit muss äus- serst rasch betrieben werden, und in zwei Monaten werde ich schon wissen, ob ich ge- wonnen oder verloren habe.« Einmal aber siegten Rolfs berufliche Interessen doch über seinen Familiensinn: Er wusste von seiner Schwester, dass aufgrund des Allgemeinzustandes seiner Mutter –
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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