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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Seite - 246 -
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China 246 Frühling 1936 war er aber durch Adaptierungs- bzw. Ausbauarbeiten – er erbaute auch ein Hotel – in finanzielle Schwierigkeiten geraten und wendete sich nun an Rolf mit der Bitte um Hilfe, wie aus einem Brief hervorgeht. Vielleicht hat Liermberger Rolf die An- stalt sogar zum Kauf oder zumindest eine Beteiligung angeboten. Jedenfalls lehnte Rolf ab. Am 21. 6. 1936 schreibt er seiner Schwester: »Von Otto habe nichts gehört über seine Adaptierungsarbeiten, trotzdem ich ihm schrieb. Dagegen schrieb mir Karl Kuderna [  ein Freund der Familie  ] und riet mir sehr ab. Er meinte die halben Hotels in den Alpen wä- ren zu verkaufen weil das Erträgnis ein so schlechtes sei.« Rund ein Jahr später befand sich Liermberger noch immer in so großen Schwierigkeiten – es wurde bereits von einer Versteigerung des Anwesens gesprochen –, dass er sich neuerlich an Rolf wendete. Die- ser entwickelte nun eine umfassende Strategie: Rolf wollte die Anlage übernehmen, al- lerdings sollte seiner Schwester Greta die Oberaufsicht übertragen werden, während er selbst in das nahe gelegene Innsbruck zu übersiedeln vorhatte. Einerseits beabsichtigte Rolf dort seinen Beruf weiter auszuüben, und andererseits würde sein Sohn Franz dort eine Universität mit entsprechenden Studienmöglichkeiten vorfinden. Wichtig war Rolf auf jeden Fall, dass er seine Ersparnisse sicher anlegen konnte. Als Bedingungen nannte er deshalb, dass er selbst Alleinbesitzer werde und sein Cousin und dessen Frau die Lei- tung des Sanatoriums und Hotels bis zur Pensionierung von Greta übernehmen und die Geschäftsführung dann an Greta übergeben sollten. Wie Rolfs Cousin, aber auch Greta auf diese Vorschläge reagierten, ist nicht bekannt. Jedenfalls ist aus diesem Plan – wahr- scheinlich auch aufgrund der nachfolgenden politischen Ereignisse – nichts geworden. Während in Europa die Wirtschaftskrise ihren Höhepunkt erreichte, war Rolf mit ei- ner Reihe von Projekten voll ausgelastet. Er arbeitete wiederum halbe Nächte durch, und seine Heimkehrpläne traten neuerlich in den Hintergrund – nicht aber der Wunsch, sein Geld mit »einer einigermaßen guten Verzinsung« in Österreich anzulegen. Zu diesem Zweck war ihm scheinbar alles recht: »Ich habe natürlich auch manchmal an das Gey- lingsche Haus in der Windmühlgasse gedacht, falls das aus irgend einem Grund zum Verkauf kommen sollte. Nachdem Löws53 nicht rein arischer Abstammung sind könn- te sich dies doch etwa ereignen«, schrieb er in Anbetracht der Hintergründe, die solch einen Verkauf erzwangen, irritierend nüchtern und scheinbar ungerührt. Oder wusste Rolf tatsächlich nicht, wie es der jüdischen Bevölkerung in dieser Zeit in Wien erging  ? 53 Als Rolf Geylings Vater Rudolf die künstlerische Leitung der Glasmalereiwerkstätte übernom- men hatte, wurde die kommerzielle Leitung Alois Löw, Ehemann einer unehelichen Tochter Carl Geylings, übertragen. Löw hat in der Folge das Haus mit der Werkstätte in der Windmühlgas- se 22 (  Wien 6  ) erworben. Trotz aller Bemühungen, insbesondere von Remigius Geyling, das Haus unter Denkmalschutz stellen zu lassen, wurde es 1967 abgerissen. Die Werkstätte wurde in den 15. Bezirk verlegt.
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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