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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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China 248 allerdings die rivalisierenden Gruppierungen trotz unterschiedlicher ideologischer Auf- fassungen eine »Erste Einheitsfront« mit dem umfassenden Ziel, die nationale Einheit Chinas wieder herzustellen. Dazu gehörte die Befreiung vom imperialistischen Druck Ja- pans sowie vom Einfluss der Warlords und – nicht zuletzt – von den westlichen Mäch- ten. Nach dem Tod von Sun Yat-sen, dem Gründer der Republik, im Jahr 1925 brachen allerdings unter dessen Nachfolger Chiang Kai-shek die Kämpfe zwischen den Partei- en neuerlich aus. Am 7. Juli 1937 ereignete sich der sogenannte »Zwischenfall an der Marco-Polo-Brü- cke«. Ein Schusswechsel bei der nahe Peking gelegenen Brücke zwischen japanischen und chinesischen Soldaten wird allgemein als auslösend für den Zweiten Japanisch-Chi- nesischen Krieg gesehen. In der Folge formierte sich zwischen den Kuomintang und den Kommunisten die »Zweite Einheitsfront« zum Widerstand gegen die japanischen Ag- gressoren. Dieser Pakt hielt, abgesehen von einigen Zwischenfällen, bis zum Jahr 1941. Als der Krieg im Sommer 1937 ausbrach, erreichten die Kämpfe auch Tientsin. Rolf hielt sich gerade bei Hermine und den Kindern auf Besuch in Peitaiho auf, und er erreich- te gerade noch den letzten Zug, um nach Tientsin zurückzukommen. Da aus Peitaiho mit keinem funktionierenden Postverkehr zu rechnen, aber gleichzeitig anzunehmen war, dass Nachrichten über die Kriegshandlungen auch Europa erreichen würden, schrieb Rolf am 4. August 1937 an seine Schwiegereltern, um sie über die aktuelle Lage zu informie- ren. Er berichtete, dass die kritischen Tage schon wieder vorbei seien, er aber trotzdem froh sei, dass sich seine Familie in Peitaiho aufhalte, »denn einmal ist Peitaiho heute der sicherste Platz für Ausländer von ganz Nordchina und zweitens hätte sich Mädy, und die Kinder wohl auch, hier recht aufgeregt. Die ausländischen Konzession und auch der Erste Sondersitz (  alte deutsche Konzession  ) in der wir wohnen waren nicht ernster gefährdet als durch einige weitgehende Infanteriegeschoße, aber das tagelange Bombardement in der Umgebung, die Fliegerbomben in den Morgenstunden und die Brände am Ho- rizont wirkten für schwache Nerven doch beunruhigend. Ich habe den österr. General- konsul bei mir über Nacht aufnehmen müssen und ich habe noch wohl an 20 Kisten mit Habe befreundeter Chinesen bei [  eine Zeile fehlt  ]. Vorläufig ist keine Gefahr mehr durch den Krieg, höchstens durch Räuber und Einbrecher weil seit Tagen keine Polizei existiert und dann durch Epidemien, weil 40.  000 Flüchtlinge auf Straßen, Plätzen, in Gärten und größeren Gebäuden kampieren. Auch da kommt schon allmählich Ordnung hinein. Ein Internat. Komitee sorgt, dass die Flüchtlinge betreut werden und dass jene, deren Häu- ser nicht zerstört sind, und das ist ja doch der größte Teil so rasch als möglich in ihre Umgebung zurücktransportiert werden. – Kurz gesagt, wir sind hier Alle, die schon län- ger in China sind, an derlei Überraschungen durch die eigenen Bürgerkriege gewöhnt und nehmen die Vorfälle nicht zu tragisch. Stacheldrahtbarrikaden bei allen Eingängen
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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