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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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China 254 Im Oktober 1939 befand sich Hermine jedoch noch immer in Rumänien, und Rolf drängte nun darauf, dass sie möglichst bald zumindest nach Wien bzw. Emmersdorf fah- ren solle. In einem Brief vom 26. Oktober betont Rolf neuerlich, wie leid es ihm getan habe, nicht nach Österreich fahren zu können. »Der noch wichtigere Grund warum ich nicht weg kann liegt in der Sorge um mein Büro und um mein Eigentum. [  …  ] durch den Kriegszustand ist es doch möglich dass die Engländer und Franzosen in ihrem Konzes- sionen deutschen Besitz beschlagnahmen, eventuell Deutschen den Zutritt in die Kon- zessionen verwehren. Jedenfalls musste ich Alles was nur möglich ist vorkehren, und ich muß immer bereit sein, wenn nötig, meine Büro und Lager aus den Konzessionen her- auszuziehen. Unnötig früh will ich es aber auch nicht tun, denn der allergrößte Teil mei- ner Arbeiten liegt ja innerhalb.« Deutlich zeigt sich, dass Rolf über die Lage in Europa keine genauen Vorstellungen hat, als er erwähnt, dass beispielsweise Kohle nur schwer zu bekommen sei und er hoffe, dass seine Schwester »solche Einschränkungen nicht zu spüren« bekommt. Erst viel später stellten sich die Umstände, die Rolfs neuerliche Europareise verhin- derten, laut Informationen von Rolfs Sohn Franz als Glücksfall heraus: Rolf soll bei der Gestapo auf einer Art »schwarzen Liste« gestanden sein, die seine sofortige Verhaftung beim Grenzübertritt bewirkt hätte. Es wurde ihm nämlich zur Last gelegt, dass er im Zuge der Annexion Österreichs durch das Deutsche Reich die Anordnungen der neuen, deut- schen Machthaber in Tientsin nicht genügend unterstützt habe, da er sich als Vizekonsul noch immer dem österreichischen Kanzleramt unterstellt und verpflichtet gefühlt habe. Hermine und die Kinder waren schließlich zu Weihnachten 1939 wieder wohlbehal- ten in China angekommen. Während ihrer Abwesenheit haben Mausi und Franz kaum Unterrichtsstunden, sondern vielmehr aufregende Ereignisse in ihrem Schulleben ver- säumt: Infolge des Hochwassers war der Unterricht zunächst eingestellt worden, und später wurden die Lehrer und Kinder auf Schulen in Peking bzw. Peitaiho aufgeteilt. Da Rolf und Hermine niemals zugestimmt hätten, dass die Kinder für den Schulbesuch Ti- entsin verließen, waren sie wahrscheinlich froh, dass durch deren Abwesenheit diese Frage nicht aktuell geworden war. Rolf hatte jedenfalls bereits geplant, einen Privatun- terricht zu organisieren, sollte die Schule in Tientsin noch geschlossen sein, wenn die Kinder von der Europareise zurückkehrten. Die politischen und militärischen Ereignisse sollten sich nun entscheidend auf das weitere Leben von Rolf und seiner Familie in China auswirken. Während des Japanisch- Chinesischen Krieges hatten sich die Vereinigten Staaten zunächst neutral verhalten. Nach den sich häufenden Berichten über japanische Kriegsverbrechen unterstützten die USA jedoch in zunehmendem Maße China. Der Überraschungsangriff der Japaner auf die Pazifikflotte vor Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 bewirkte schließlich den offiziel-
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Rolf Geyling (1884-1952)
Untertitel
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Autor
Inge Scheidl
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
292
Schlagwörter
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine Künstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. Architekturentwürfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Übergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen für uns 230
  37. Sehnsucht nach Österreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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