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18 | Einführung
dreidimensionales Beiwerk des Baukörpers und verortete sie in der Nähe des skulp-
turalen Kirchenschmucks. Fakt ist, dass viele sakrale Einrichtungsgegenstände andere
Maße als profane Exemplare aufweisen, da die Großform von Möbeln funktions-
bedingt ist.4 Kirchenmöbel sind meist ausladender als ihre profanen Verwandten, zu-
dem werden Beichtstühle und Chorgestühle in der Ausstattung profaner Räumlich-
keiten nicht einmal benötigt. Gleichwohl stimmen nach heutigem Kenntnisstand
Werkmaterialien und die verschiedenen Arten des Dekors an sakralen und profanen
Möbeln aus dem gleichen geographischen Umfeld und zeitlichen Kontext weitgehend
überein
– mit der Einschränkung allerdings, dass sakrales Mobiliar im 17.
Jahrhundert
mit Schnitzarbeiten, nur selten aber mit Marketerien verziert wurde.5 Kunsthistoriker
wie Frida Schottmüller, Giulio Ferrari oder Silvano Colombo beschäftigen sich denn
auch mit Kirchenausstattungen in ihren Untersuchungen zum italienischen Möbelbau,
sa krale Stücke nehmen sogar einen wichtigen Stellenwert in den jeweiligen Fachstu-
dien ein.6 Es spricht somit vieles dafür, die These von Adolf Feulner einer eingehenden
Prüfung zu unterziehen.
Original und Rekonstruktion
An dieser Stelle muss auf einen weiteren wichtigen Umstand hingewiesen werden : In
Kirchenräumen sind Möbel erheblichen Klimaschwankungen ausgesetzt, außerdem
befinden sie sich in ständiger Verwendung durch Kirchenbesucher, deren Achtsamkeit
den Einrichtungsstücken gegenüber unterschiedlich stark ausgeprägt ist. Daher waren
schon in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder Schäden an den Möbeln zu
beheben, wie ein Schreiben des Göttweiger Stiftstischlers Franz Anton Staudinger
(1705-1781) von 1746 eindrucksvoll dokumentiert.7 Ein weiteres Beispiel hierfür sind
die Bänke der Stiftskirche zu Wilten (Abb. 372, 373), die im frühen 19. Jahrhundert
erstmals umfassend restauriert wurden. Eine zweite Überarbeitung des Gestühls geht
auf die Mitte des 20.
Jahrhunderts zurück, eine dritte auf die Jahre nach 2005. Andere
Möbel, etwa die Sitzbänke der Innsbrucker Jesuitenkirche oder der Salzburger Dom-
kirche (Abb.
126–129, 303–305), mussten nach schweren Beschädigungen im Zweiten
4 Deshalb unterscheiden sich antike Sitz- und Liegemöbel, Tische und Kassetten hinsichtlich ihrer Groß-
form kaum von ihren neuzeitlichen Gegenstücken. Richter, Furniture (1966).
5 Wagner, Kunsthandwerk (1994), 389–390.
6 Schottmüller, Wohnungskultur (1921) ; Ferrari, Legno [ca. 1928] ; Colombo, L’arte (1981).
7 Bohr, Sakralmöbel (2017), 51–55. Vgl. hierzu auch die Verteidungsschrift des Propstes Johann Michael
Führer (reg. 1715–1739) aus St. Pölten, mit der er die hohen Ausgaben für ein neues Chorgestühl be-
gründete. Bohr, ebd., 440.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 628
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587