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Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus | 459
Zeit um 1618.512 Wie in einem der einleitenden Kapitel erwähnt, bildeten sie seit den
1620er-Jahren die Vorlagen für etliche Stuckarbeiten in österreichischen Sakralbauten.
Brentels Entwürfe könnten damit um 1630/40 auch als Vorbild für die Schnitzarbei-
ten an den Pilastern gedient haben. Dennoch bleiben Fragen wegen des Kontrasts
zwischen den kleinteiligen und harten Formen an der Front und den großen, weichen
Ornamenten an den Wangen bestehen, denn offensichtlich kamen hier hetoregene
ästhetische Vorstellungen zum Tragen. Eine sichere Antwort auf die Frage nach der
Datierung der Schnitzereien an den Brüstungen kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt
jedenfalls nicht gegeben werden und wird wohl erst nach einer dentrochronologischen
Untersuchung des verwendeten Holzes möglich sein.
Wie das bei barocken Kirchenbänken häufig zu beobachten ist, bestehen die Wan-
gen nicht aus einer einzigen massiven, sondern aus zwei aufeinandergeleimten Bohlen.
Im vorliegenden Fall wurden die Schnitzarbeiten der Wangen aus etwa neun Zenti-
meter dicken Nussholzbohlen herausgearbeitet, die mit einer drei Zentimeter starken
Trägerplatte aus günstigerem Lärchenholz unterfüttert sind. Die Tischler fertigten
die Vorderbrüstungen aus massivem Nussholz, aus Nadelholz dagegen die Sitz- und
Kniebänke sowie die Rückenlehnen. Die Gebetbuchablagen besitzen einen Nadel-
holzkern, der mit Nuss geschwartet und mit »Umleimern« versehen wurde.513 Das
Mittelfeld der Vorderbrüstung eines Bankblocks trägt eine Inschrift von 1769, der zu-
folge eine gewisse Maria Theresia Schulern aus Schratenhofen, die sich um die Kirche
besondere Verdienste erworben hatte, in einer dort verorteten Begräbnisstätte beige-
setzt wurde.
Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus
Ehemaliges Dominikanerinnenkloster
1267 gründeten Friedrich und Konrad von Freundsberg das Dominikanerinnenklos-
ter und die Kirche.514 Nach einem Brand wurde der Sakralbau 1680/82 weitgehend
neu errichtet. Wenngleich der Literatur zufolge von dem mittelalterlichen Gebäude
nur noch wenige Mauerreste erhalten sein sollen, belegt die nachfolgend beschriebene
Ausstattung doch, dass die Feuersbrunst weniger zerstörerisch war, als es heute den
Anschein haben mag. Denn einige Möbelstücke stammen noch aus dem zweiten Drit-
tel des 17. Jahrhunderts, und das Marmorgewände des Sakristeiportals ist sogar auf
512 Berliner/Egger, Vorlageblätter (1981), Bd. 1, 81, Bd. 2, Abb. 914–916.
513 Diese Hinweise finden sich im Restaurierungsbericht von Walter Gombocz.
514 Zum Bauwerk und seiner Geschichte Dehio, Tirol (1980), 435–436.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 628
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587