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Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe |
53Die
Frage nach der Urheberschaft von E twürfen für Sakralmöbel
vention Hildebrandts beruhen dürfte. Dagegen werden Details wie die Verwendung
von Furnieren statt der ursprünglich vorgesehenen Schnitzarbeiten oder die Form des
intarsierten Bandlwerks auf dem Stilempfinden des Tischlers beruhen.103
Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern
Der aus Süddeutschland zugewanderte Joseph Matthias Götz war einer jener Bild-
hauer, die nebenbei Kirchenausstattungen konzipierten. Ausweislich des Vertrags, den
er mit dem Kremser Stadtrat wegen der Anfertigung eines neuen Gestühls für die
Pfarrkirche St. Veit schloss, zeichnete Götz einen Riss des gewünschten Inventar-
stücks. Außerdem schuf er die in die Möbelrückwand eingesetzten Relieftafeln, wäh-
rend die rahmende Struktur der Gestühlsreihen in der Werkstatt des Kremser Tisch-
lermeisters Joseph Gratwohl gefertigt wurde. Und noch zwei weitere Bildhauer sind
uns im Zuge der vorliegenden Studie als Entwerfer von Tischlerarbeiten begegnet.
Zum einen Franz Xaver Nissl (1731–1804), auf dessen künstlerischen Inventionen das
Erscheinungsbild der in den 1770er-Jahren geschaffenen Bänke und Beichtstühle für
die Stiftskirche von St. Georgenberg beruht (Abb. 340, 341, 345, 346). Zum anderen
Georg Raphael Donner (1693–1741), der in den frühen 1730er-Jahren für die Dom-
kirche in Bratislava (Pressburg) das Chorgestühl entworfen haben soll. Die Büsten
über dem Hauptgebälk bezeugen die Übernahme von Gestaltungsprinzipien, die für
das Heiligenkreuzer Gestühl von 1707/09 charakteristisch sind. An seiner Entstehung
war der damals 14- oder 15-jährige Donner aktiv beteiligt.104
Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs
Weiter muss an dieser Stelle auf den Maler und Theateringenieur Antonio Maria Nic-
colò Beduzzi (1675–1735) sowie auf den Theaterdekorateur Giuseppe Galli Bibiena
(1696–1757) hingewiesen werden. Allem Anschein nach waren beide Künstler als Ent-
wurfszeichner am Bau des Melker Chorgestühls beteiligt, das auf 1736/37 zu datieren
ist. Im Hinblick auf die Gestaltung des Möbels bestand Abt Berthold Dietmayr auf
einer außergewöhnlichen Großform, eine Forderung, der Beduzzi und Galli Bibiena
überzeugend nachkamen, indem sie das Möbel mithilfe von Stuckarbeiten formal und
103 Das entspräche der Arbeitsweise französischer Architekten des frühen 18.
Jahrhunderts, die die Wand-
gliederung entwarfen, vielleicht auch die Lage der Ornamente auf den Binnenfeldern andeuteten, doch
fiel die Gestaltung der einzelnen Ziermotive in den Verantwortungsbereich der Bildschnitzer. Wilke,
Innendekoration (2016), Bd. 1, 132.
104 Jávor, Donner (1996), bes. 140–142.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 628
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587