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Österreichische Kunstlandschaften und regionale Charakteristika |
77Oberösterre
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ebenso anschaulich wie die um 1730/35 gefertigten Schränke in der Unteren Sakris-
tei von St. Stephan in Wien. Eine Gegenüberstellung dieser Inventarstücke mit dem
Laiengestühl in St. Paul von 1725/35 oder dem um 1735 gefertigten Chorgestühl in
Stams (Abb.
57, 58, 352–356) bringt die verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten jener
Zeit deutlich zum Vorschein. Eine Spielart des Barockklassizismus in der Resi denz-
stadt steht barockem Überschwang in den anderen Regionen Österreichs gegenüber.
Wie die um 1745/55 erzeugten Sakristeimöbel von St.
Josef belegen, griffen aber nach
der kurzen protoklassizistischen Phase auch die Wiener Handwerker wieder verstärkt
zu typisch barockem Formenvokabular.
An zahlreichen Möbeln, die im 18. Jahrhundert in den zwischen Wien und Salz-
burg gelegenen Regionen gebaut wurden, ist neben gestreiftem Nussholz und Nuss-
maserholz als Werkmaterial Pappelmaser in Füllungen und Binnenfeldern nachzuwei-
sen. Das unterscheidet österreichische Möbel von vielen deutschen Erzeugnissen, für
die eher Furniere aus Birkenmaserholz gewählt wurden. Es weist eine ähnliche Farbe
und Strukturierung wie Pappel auf, ist aber härter und schwerer zu bearbeiten. Und
auch im Süden Österreich kommt Pappelholz nur selten vor, vermutlich wurde dort
unter dem Einfluss Italiens fast ausschließlich mit Nussfurnier oder massivem Nuss-
holz gearbeitet.
Oberösterreich
Schon Franz Windisch-Graetz beobachtete an vielen spätbarocken Schränken im
Großraum Linz eine dreiteilige Vertikalgliederung der Flächen.166 Eine querrecht-
eckige Füllung liegt dort in der Regel zwischen zwei hochrechteckigen, das in den
1740er-Jahren entstandene Mobiliar in der Prälatensakristei zu St. Florian bezeugt
dies ebenso anschaulich wie Schränke in der Schatzkammer der Benediktinerabtei
Kremsmünster oder in einem der Gästezimmer des Chorherrenstiftes Schlägl.167 Mit
ihrer Gestaltung übernehmen die Fassaden dieser Möbel die Konstruktion von Porta-
len aus den 1720er-Jahren, etwa jene in der Linzer Priesterseminarkirche oder in der
ehemaligen Abtei Dürnstein. Ihnen gingen die Türen in der Melker Sommersakristei
von 1701/02 voraus, die noch den frühen Typus mit gleichhohen Binnenfeldern ver-
treten. Auch die Entwürfe dieser Arbeiten, und damit letztlich die der Schrankfassa-
den, basierten auf französischen Modellen. Während traditionelle österreichische Por-
tale mit einem Türblatt und zwei großen Füllungen versehen sind, die die Horizontale
166 ÖKT, Kremsmünster, 2 (1977), 493.
167 Zu einem Schrank in Schlägl vgl. Bohr, Kunsttransfer (2019), Abb. 10, 11.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 628
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587