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II.
Handwerker und Kunsthandwerker
Arbeitsgemeinschaften der Handwerker
Experten gehen davon aus, dass Arbeitsaufträge bei Baumaßnahmen im sakralen Bereich
häufig an Handwerker- und Künstlergemeinschaften ergingen, die von einem Bau-
meister geleitet wurden.24 Einer dieser Baumeister war Jakob Prandtauer (1660–1726).
Er stammte ursprünglich aus Tirol, fand vor der Jahrhundertwende aber in Nieder-
österreich eine neue Heimat. Bei Um- und Neubauten, die er in St. Pölten, Dürnstein,
Melk und andernorts leitete, vergab er wiederholt Aufträge an bestimmte Bildhauer
und Bauhandwerker, zu denen auch Kunsttischler zählten.25 Allerdings besaßen viele
Ordenskommunitäten eigene Tischlereien, die verständlicherweise als erste zur Ver-
richtung notwendiger Arbeiten herangezogen wurden. Andernfalls wandten sich die
Konvente an Betriebe in der näheren Umgebung, was sich schon aus Gründen der
Arbeitsökonomie und zur Vermeidung hoher Transportkosten anbot. Fremde Tischler
erhielten lediglich dann den Vorzug, wenn die Stiftsbetriebe ausgelastet und die Hand-
werker aus der Nachbarschaft nicht imstande waren, die anspruchsvollen Wünsche ih-
rer Kunden zu erfüllen. Es versteht sich von selbst, dass man bei der Ausstattung von
Weltkirchen ebenfalls jene Handwerksbetriebe favorisiert haben wird, deren Meister
man persönlich kannte.26 Daher lässt sich als Beleg für die in der Fachliteratur auf-
gestellte These in Verbindung mit der vorliegenden Studie nur der Tischler Hippolyt
Nallenburg (1687–1733) anführen, der maßgeblichen Anteil an der Ausstattung der
ehemaligen Augustiner-Chorherrenstifte in St.
Pölten und Dürnstein hatte. Da er aber
auch für das frühere Augustiner-Chorherrenstift St.
Dorothea in Wien Möbel fertigte,
stellt sich die Frage, ob seine Bestallung wirklich auf Betreiben Prandtauers hin erfolgte.
24 Das und die folgenden Angaben aus Schemper-Sparholz, Barockbildhauer (1992), 331–332. In diesem
Abschnitt der Arbeit werden unter anderem das Schottenkloster und St. Dorothea in Wien, die Dom-
kirche in St. Pölten sowie das ehemalige Stift Dürnstein, weiter die Abteien Göttweig, Klosterneuburg,
Lilienfeld, Melk, St. Florian, Wilhering und Zwettl erwähnt. Diese Sakralanlagen werden bereits im
ersten Band der Untersuchung vorgestellt. Bohr, Sakralmöbel (2017).
25 Zu Arbeitsgemeinschaften von Bildhauern, Tischlern und Malern in Kärnten s. Neubauer-Kienzl/
Deuer/Mahlknecht, Barock (2000), 19–25.
26 Neubauer-Kienzl/Deuer/Mahlknecht, ebd., 20, 24, haben diese Vorgehensweise für Kärnten nachgewie-
sen.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 628
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587