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| Zusammenfassung und
Ausblick560
Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
Kunstlandschaften
Im Hinblick auf österreichische Sakralmöbel lassen sich bis gegen Ende des 17. Jahr-
hunderts Weichholzmöbel aus alpenländischen und ruralen Regionen von Eiche- und
Nussholzmöbeln in den Kunstzentren und wohlhabenderen Landesteilen scheiden.
Österreichweit waren die Möbel zunächst mit nordischem Knorpelwerk, dann mit
italienischem Akanthus verziert. Erst seit dem späten 17. oder frühen 18. Jahrhun-
dert zeichnen sich hierzulande einige Kunstlandschaften ab, für die unterschiedliche
Stilrichtungen charakteristisch wurden : Im Nordosten sowie in Vorarlberg griff man
seit der Jahrhundertwende häufig auf französische oder von Frankreich beeinflusste
süddeutsche Dekorationssysteme zurück, während man im Fürsterzbistum Salzburg,
in Tirol und in den südlichen Regionen Österreichs Gestaltungsmerkmale bevorzugte,
die eine starke Orientierung an italienischen Vorlagen und italienischem Formenvo-
kabular erkennen lassen.15 Von der Fachwelt werden diese Erkenntnisse seit langem
geteilt, im Hinblick auf den überregionalen Kunsttransfer weist die Forschung generell
Frankreich und Italien die Rolle des gebenden und Österreich die des empfangenden
Kunstraums zu. Für verschiedene Kunstgattungen mag diese These zutreffen, in Ver-
bindung mit dem Möbelbau gilt sie jedoch nur eingeschränkt. Denn sie ignoriert das
Faktum, dass im 16., 17. und 18. Jahrhundert eine ganze Reihe von Tischlern aus
dem deutschen Sprachraum in Italien und Frankreich als Mitarbeiter in Tischlereien
Beschäftigung fand, falls sie dort nicht sogar eigene Werkstätten unterhielten. Die
außerordentlichen Leistungen der Hofwerkstätten in Florenz oder Paris wären ohne
das Zutun der fremden Handwerker kaum möglich gewesen. Dieser Sachverhalt ist
schon lange bekannt, doch müsste er mit der Frage einhergehen, ob der Kunsttransfer
unter dieser Voraussetzung wirklich nur von Süden und Westen nach Norden und
Osten verlief. Da die emigrierten Tischler in der Fremde neben ihrer überragenden
handwerklichen Kompetenz vermutlich auch ihre jeweiligen ästhetischen Stilvorstel-
lungen wenigstens ansatzweise einbrachten, dürfte die Annahme eines einseitigen
Kulturtransfers die Rezeptionsgeschichte des Möbelbaus nur unkorrekt wiedergeben.
De facto werden in den Schatzkammern von Klöstern und Museen etliche Reliquiare
und Kabinettschränke aus der vorbürgerlichen Epoche aufbewahrt, deren Lokalisie-
rung der Provenienzforschung enorme Probleme bereitet. In vielen Fällen werden die
Exponate ungenau als »süddeutsch oder norditalienisch« bezeichnet, da sich Inven-
15 In Bezug auf den österreichischen Möbelbau wäre überdies nach künstlerischen Einflüssen aus Regionen
des östlichen Mitteleuropas und Südosteuropas zu fahnden.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 628
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587