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Österreichische Kunstlandschaften und regionale Charakteristika |
79Salzburg
Werkmaterialien überwiegen gestreiftes Nussholz und Maserholz aus Nuss, außerdem
Ahorn und Pappel. Entsprechend dekoriert präsentieren sich überdies die Chorstallen
in Schlägl sowie einige profane Möbel in der Prälatur des Klosters, der oben erwähnte
Schrank im Gästezimmer zum Beispiel. Er verfügt zudem über einen geschweiften
Sockel, eine weitere Eigenart, die an Schränken aus Oberösterreich häufig vorkommt.
Anders als dieses Möbel, das mit einem modernen Schnitzauszug schließt, bekrönt
ein originaler Auszug den Schrank in der Schatzkammer zu Kremsmünster, auf den
ebenfalls schon hingewiesen wurde. Er besteht aus einem mittleren hochrechteckigen
und intarsierten Tableau, das seitliche Bandlwerkschnitzereien begleiten. Sie sind
durchbrochen gearbeitet und vergoldet. Auch solche Aufsätze können an Möbeln der
Region öfter als andernorts nachgewiesen werden.
Wie Franz Wagner feststellte, verwendeten oberösterreichische Tischler beim Bau
ihrer Möbel häufig eine schwarze Paste, um kostbares Ebenholz zu imitieren.172 Das
Surrogat besteht nach den Recherchen Wagners aus Holzkohle, Leim und Zellulose-
fasern, deren Zusammensetzung bisher noch nicht genau bestimmt werden konnte.173
Eines der Möbel, an denen der Edelholzersatz das Gesamterscheinungsbild entschei-
dend prägt, ist die um 1709 gefertigte Lesekanzel des früheren Refektoriums im Klos-
ter Lambach. Ein weiteres Beispiel ist ein qualitätvoller Schrank, den der Tischler
Stephan Jegg (1674–1749) in Zusammenarbeit mit dem Bildhauer Leonhard Sattler
(1676–1744) für das Stift St.
Florian fertigte.174 Zwar wurden mit dem schwarzen Kitt
auch Möbelgarnituren aus den 1720er- und 30er-Jahren im Kloster Dürnstein und in
der Wiener Karlskirche vervollständigt, doch sind das im Osten Österreichs absolute
Ausnahmen. Und auch in den anderen Regionen des Landes ließ sich die geheimnis-
volle Masse nicht belegen.
Salzburg
Nach wechselvoller Geschichte gehörten Stadt und Land Salzburg erst seit 1816 zu
Österreich, im hier interessierenden Zeitraum war jene Gegend zwar Teil des Heili-
gen Römischen Reichs, nicht aber der habsburgischen Erblande. Um Möbel aus allen
Regionen der Republik in die Forschungsarbeit aufzunehmen, wurden entgegen der
historischen Entwicklung auch Inventarstücke aus dem ehemaligen Fürsterzbistum
für den Katalog untersucht.
172 Wagner, Kunsthandwerk (1999), 577.
173 Ebd. Prinzipiell zu Surrogaten vgl. Michaelsen/Barthold/Weißmann, Helffenbein (2003).
174 Lorenz, GbKÖ (1999), 190.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 628
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587