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Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl.
Dreifaltigkeit | 437
Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit
Jesuitenkommunität
Die Gründung des Jesuitenkollegs in Innsbruck erfolgte 1561, als Sakralraum diente
zunächst die gotische Salvatorkapelle.474 Etwa zehn Jahre danach entstand eine erste
Dreifaltigkeitskirche, die sich schon bald als zu klein erwies. Zwischen 1619 und 1622
ließ die Kommunität deshalb eine zweite Kirche errichten, aufgrund von Baumängeln
stürzte sie wenig später ein. Der Neubau der heutigen Anlage ging im Wesentlichen in
den Jahren zwischen 1627 und 1637 vonstatten. Der damals in Salzburg beschäftigte
Santino Solari (1576–1646) aus Verna bei Lugano sowie Elias Holl (1573–1646) aus
Augsburg bewerkstelligten die Grobplanungen, dagegen gehen Detailpläne auf den
Maler Hans Schor († 1674) sowie auf den Hoftischler und Hofbaumeister Christoph
Gumpp d. J. (1600–1672) zurück, die Bauleitung übernahm der Jesuitenpater Karl
Fontaner (nachgew. 1561–1636).475 Anfangs war Gumpp überdies für die Herstellung
von Möbeln zuständig, doch gelangte 1636 der Konverse Oswald Kaiser (1600–1686),
ein gelernter Tischler, nach Innsbruck. Man überließ ihm im Kolleg eine Werkstatt, in
der er zusammen mit mehreren Gesellen Sakralmobiliar erzeugte.476 Die Langhaus-
mauern waren 1629 bereits bis zu den Emporen, teilweise sogar bis zum Dach gedie-
hen, seit 1630 konnte die Kirche eingedeckt werden. 1636/37 stellte man die Arbeiten
am Bauwerk aus finanziellen Gründen ein, ohne die Fassade fertiggestellt zu haben.
Bis zur Weihe der nach Süden ausgerichteten Architektur, einer Kreuzkuppelkirche
mit Seitenschiffen, verging ein weiteres Jahrzehnt. Das Mittelschiff ist zweijochig,
entsprechend unterteilen Wandpfeiler die Seitenschiffe beidseitig in je zwei große
Kapellen mit Emporen. Die Länge des Chors entspricht einer Travée, der Baukörper
endet mit einer bogenförmigen Apsis. Über der Vierung erhebt sich ein achteckiger
durchfensterter Tambour mit hoher Kuppel und Laterne. Süddeutsche Jesuitenkir-
chen, der Salzburger Dom, vor allem aber Il Gesù in Rom standen bei der Planung
Pate. Nach schweren Kriegsschäden am 15. Dezember 1943, von denen besonders das
Presbyterium, die Vierung und das Langhausgewölbe betroffen waren, erfolgte von
474 Hammer, Kunstgeschichte (1952), bes. 181–187 ; Hootz, Kunstdenkmäler (1965–1968), Bd. 1 (1965),
85, 320–321 ; Jesuitenkirche [1977] ; Krapf, Gumpp (1979), 61–70 ; Dehio, Tirol (1980), 43–45 ; Cara-
melle/Frischauf, Stifte (1985), 133–137 ; Schneider-Prettner, Jesuitenkirche (1985) ; Schneider, Jesui-
tenkirche, 1 (1995) ; dies., Jesuitenkirche, 2 (1995) ; Möller, Kirchen (2004), 25–29.
475 Gumpp wird seit 1626 als Hoftischler bezeichnet, 1633 wird er von Claudia de Medici (1604–1648)
zum Hofbaumeister ernannt. Krapf, ebd., bes. 25.
476 Schneider-Prettner, Jesuitenkirche (1985), 102–103. Vgl zu Kaisers Vita außerdem Wartena, Süddeut-
sche Chorgestühle (2008), 194.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 628
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587