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Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe |
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r Geschicht
Indau, der vermutlich in Nürnberg gebürtig war und sich nach einem Italienaufenthalt
in den 1680er-Jahren in Wien niederließ, entwarf eine ganze Reihe akanthusverzierter
Tische, Stühle, Hocker und Spiegelrahmen. Gleiches gilt für Johan nes Unselt.111 Es ist
ungewiss, ob die Entwürfe jemals ausgeführt wurden, da sich bisher noch keine Möbel
mit den auf den Stichen dargestellten Exemplaren identifizieren lassen.112 Allerdings
bestimmten sie zusammen mit anderen Ornamentstechern maßgeblich die Erschei-
nungsform der um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert gebauten Möbelensemb-
les in der Wiener Dominikaner- und der Kremser Piaristenkirche sowie in St.
Florian
oder Baumgartenberg.113 Bedeutung für die Verbreitung einer anderen Art von Orna-
mentik erlangte in jenen Jahren im Osten Österreichs der Wiener Juwelier Friedrich
Jacob Morisson (nachw. 1693 und 1697). Er übernahm in seinen Ornamentstichen
bereits französische Laub- und Bandlwerkstrukturen von Jean Bérain d. Ä. (1637–
1711) und Daniel Marot (1661–1752), als andernorts auf Akanthusblattwerk fußende
Kompositionen noch als modern galten.114 Wahrscheinlich lagen Morissons Vorlagen
den um 1701/02 gefertigten Tischlerarbeiten in der Bibliothek von Heiligenkreuz
und der Sommersakristei von Melk zugrunde, den frühesten bislang nachgewiesenen
österreichischen Möbeln im französischen Stil. Die Arbeiten in den beiden Stiften an-
tizipierten mithin um einige Jahre die Ausrichtung österreichischer Kunsthandwerker
nach Frankreich.
Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten
Zwar lässt sich diese These durch Archivalien nicht erhärten, doch scheinen die
Schnitz ornamente vieler Möbel unter dem direkten Einfluss von Stuckkünstlern und
ihren Erzeugnissen entstanden zu sein. Ein gutes Beispiel hierfür bietet die Dekora-
tion der Brüstung des Chorgestühls im Stift Heiligenkreuz von 1707/09. Während
man das Dorsale des Gestühls mit frühen Bandlwerkformationen schmückte, charak-
terisieren lineare Laubspiralen die Brustwände. Damit werden Arbeiten im Stil der
zarten Ranke zitiert, den der Stuckateur Santino Bussi (1663–1737) um 1700 in Wien
eingeführt hatte.115 Als typisch für diesen Stil gelten weichgeschwungene, anmutige
Triebe, zarte Pflanzenstängel, feingliedriger Akanthus sowie Blattlaub, das die Enden
111 Rothe, ebd., Taf. 30–40 ; Berliner/Egger, ebd., Bd. 1, 88–89, Bd. 3, Abb. 1060–1062, 1068–1072.
112 Auf einen Entwurf Indaus geht allerdings der Hochaltar der Kirche in Mariahilf zu Wien zurück.
Schemper-Sparholz, Barockaltäre (1998), 56.
113 Vgl. zum Akanthus auch Teil 2, Kap. V der Arbeit.
114 Ornamentstichsammlung MAK, Wien, KI 2201-1.
115 Blazicek, Stuckateure (1964), bes. 121 und Abb. 165 ; Preimesberger, ebd., 327–328 ; Werner, Bussi
(1992), bes. 13–14. Hierzu auch Irmscher, Akanthus (2000), 493, 510.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 628
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587