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Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital | 263
Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital
Barmherzigenkirche / Kirche Mariä Verkündigung / Garnisonskirche
Der Portugiese Johannes von Gott (1495–1550) richtete in Granada ein erstes Spital
ein, das Kranke ohne Unterschied ihres Standes aufnahm. 1586 wurde die Gemein-
schaft des »Ordens der Barmherzigen Brüder« als geistlicher Orden anerkannt, sein
Emblem ist der mit einem Kreuz bekrönte Granatapfel. 1604 übernahm die Kongre-
gation ein Hospital in Valtice (Feldsberg, Südmähren), 1614 gründete der Orden eine
Niederlassung und ein Krankenhaus in Wien, im Jahr darauf berief Erzherzog Fer-
dinand (1578–1637) Barmherzige Brüder nach Graz.246 Zunächst diente ihnen eine
kleine Kapelle als Gotteshaus, dann ermöglichten Stiftungen den Bau einer ersten
Kirche, deren Grundsteinlegung 1632 erfolgte. Wegen diverser Baumängel musste
die Kirche im folgenden Jahrhundert abgetragen werden, die Wiedererrichtung fiel in
die Jahre zwischen 1735 und 1738. Verantwortlicher Bauführer war der Grazer Hof-
maurermeister Johann Georg Stengg (1689–1753). Auf die 1740er- und 50er-Jahre
datieren Altäre und Fresken, auf 1739 die von Matthias Leitner († 1763) geschaffene
Kanzel. In den eigenen Werkstätten besaß das Ordenshaus wenige Jahrzehnte später
mit dem 1737 im westfälischen Felgen geborenen Sophronius Siegenbrock einen au-
ßergewöhnlich talentierten Mitarbeiter. Der Tischler legte am 25. November 1766 in
Wien die Profess ab und starb am 29. August 1802 im mährischen Letovice (Letto-
witz). Nach den Angaben in der Fachliteratur dürfte er anfangs für die Barmherzigen
Brüder in Wien tätig gewesen sein, dann erst in Graz.247 Nach 1838 fand die Grazer
Kirche, bei der es sich um einen einschiffigen und vierjochigen Longitudinalbau mit
Seitenkapellen, Emporen und eingezogenem Chor handelt, für ein Jahrhundert auch
als Garnisonskirche Verwendung. Eine umfassende Restaurierung des Sakralbaus
wurde von 1978 bis 1990 vorgenommen, überarbeitet wurden überdies die mit einem
hochglänzenden Lacküberzug versehenen Tischlerarbeiten.
1, 1632–1643, fol. 190. Hans (Johannes) war der legitime Sohn des Jacobus Seltenreich, auch er war
Tischler. Beerdigt wurde Hans am 06.05.1715. Pfarre Admont, Sterbebuch 3, 1699–1768, p. 547. Be-
zeichnet wird er dort als hoftischler und burger allhir. Zu Tauf- und Sterbebuch vgl. die relevanten Ein-
träge unter https://data.matricula-online.eu/de/oesterreich/graz-seckau/admont [Zugriff Juni 2020].
246 Hierzu und zum folgenden Abschnitt besonders Kohlbach, Barocke Kirchen [1951], 117–128 ; Schmid,
Klosterkirche [1965] ; Dehio, Graz (1979), 147–152 ; Attems/Koren, Kirchen (1988), 22–23 ; Schwei-
gert, Barmherzigenkirche (1999) ; Kölbl/Resch, Wege (2002), 148–151 ; Rust, Stengg (2009), bes. 89–
111, 182–185.
247 Schmid, Klosterkirche Wien (1976) ; Dehio, Wien (1993), 5 ; Laschalt, Sakristeischränke (2012), 27,
136–142. Auch in Wien soll Siegenbrock Kirchenmobiliar gefertigt haben.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Sakralmöbel aus Österreich
Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus, Band II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Titel
- Sakralmöbel aus Österreich
- Untertitel
- Von Tischlern und ihren Arbeiten im Zeitalter des Absolutismus
- Band
- II: Kunstlandschaften im Norden, Süden und Westen
- Autor
- Michael Bohr
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21246-1
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 628
- Schlagwörter
- Baroque, applied arts, church furnishings, Barock, Kunsthandwerk, Sakralmöbel
- Kategorie
- Kunst und Kultur
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 11
- Teil 1 Vorbemerkungen
- Teil 2 Grundlegendes
- I. Die Auftragsvergabe 27
- II. Handwerker und Kunsthandwerker 35
- III. Künstlerische Inventionen, Modelle und Entwürfe 43
- Zur Geschichte 43
- Allgemeines 44
- Modelle für Sakralmöbel 45
- Die Frage nach der Urheberschaft von Entwürfen für Sakralmöbel 47
- Entwürfe und Modelle von Architekten und Baumeistern 47
- Entwürfe und Modelle von »Tischler-Architekten« 50
- Entwürfe und Modelle von Tischlern und Zimmerleuten 51
- Entwürfe von Bildhauern und Bildschnitzern 53
- Entwürfe eines Theateringenieurs und eines Theaterdekorateurs 53
- Entwürfe von Ornamentkünstlern und die Rezeption von Ornamentstichen 54
- Entwürfe von Stuckateuren und die Rezeption von Stuckarbeiten 55
- IV. Barocke Möbel und sakraler Raum 57
- V. Zeittypische Stilbildungen 69
- VI. Österreichische Kunstlandschaften und regionale
- Teil 3 Katalog – Beiträge zu den Sakralanlagen – Tafeln
- Hinweise 91
- Hinweise zu Provenienzen, Datierungen und Materialien 91
- Hinweise zu den angegebenen Maßen 91
- Hinweise zu den zitierten Schriftquellen 92
- I. Sakralbauten im Burgenland 93
- II. Sakralbauten in Kärnten 114
- Friesach, Stadtpfarrkirche hl. Bartholomäus 114
- Gösseling, Filialkirche hl. Michael 120
- Griffen, Ehemaliges Prämonstratenserstift 122
- Griffen, Alte Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 122
- Griffen, Pfarr- und ehemalige Stiftskirche Mariae Himmelfahrt 125
- Gurk, Konkathedrale und Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt 129
- Klagenfurt, Dom- und Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul 146
- Loschental, Filialkirche hl. Josef 151
- Benediktinerstift St. Paul im Lavanttal 154
- Villach, Stadthauptpfarrkirche hl. Jakob d. Ä 171
- Völkermarkt, Stadtpfarrkirche hl. Maria Magdalena 177
- III. Sakralbauten in Salzburg/Stadt und Land 183
- Maria Plain, Wallfahrtskirche Maria Plain (Maria Himmelfahrt) 183
- Mattsee, Kollegiatstift 189
- Michaelbeuern, Benediktinerstift 196
- Salzburg, Benediktiner-Erzabtei St. Peter 206
- Salzburg, Dreifaltigkeitskirche 219
- Salzburg, Metropolitankirche hll. Rupert und Virgil 229
- Salzburg, St. Markus 244
- Salzburg-Mülln, Stadtpfarrkirche zu Unserer Lieben Frau Mariae
- Himmelfahrt 248
- IV. Sakralbauten in der Steiermark 255
- Frauenberg, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Opferung 255
- Graz, Barmherzige Brüder, Kloster und Spital 263
- Graz, Dom- und Pfarrkirche St. Ägidius 272
- Graz, Franziskanerkloster 289
- Graz, Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariatrost 292
- Graz, Pfarrkirche St. Andrä 305
- Graz, Welsche Kirche / Kirche hl. Franz de Paula 309
- Gröbming, Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt 312
- Mariahof, Pfarrkirche hl. Maria 323
- Neuberg an der Mürz, Pfarrkirche Maria Himmelfahrt 333
- Pöllau, Pfarrkirche St. Veit 347
- Pürgg, Pfarrkirche St. Georg 359
- Rein, Zisterzienserstift 365
- Rottenmann, Stadtpfarrkirche St. Nikolaus 381
- St. Lambrecht, Benediktinerabtei 386
- Vorau, Augustiner-Chorherrenstift 404
- V. Sakralbauten in Tirol 419
- Bad Mehrn, Filialkirche hl. Bartholomäus 419
- Brixlegg, Pfarrkirche Unsere Liebe Frau 424
- Innsbruck, Hofkirche zum hl. Kreuz 430
- Innsbruck, Jesuitenkirche zur hl. Dreifaltigkeit 437
- Innsbruck, Servitenkloster 449
- Kramsach, Maria Thal, Pfarrkirche hl. Dominikus 459
- Kundl, Filial- und Wallfahrtskirche St. Leonhard auf der Wiese 469
- St. Georgenberg, Benediktinerabtei 478
- Stams, Zisterzienserabtei 487
- Wilten, Prämonstratenser-Chorherrenstift 513
- VI. Sakralbauten in Vorarlberg 525
- Teil 4 Zusammenfassung und Ausblick – Glossar – Verzeichnisse – Literatur- Zusammenfassung und Ausblick
- Ziele der Untersuchung 551
- Zum strukturellen Aufbau der beiden Bücher 551
- Auftraggeber und Finanziers der Ausstattungen 552
- Wer waren die Tischler ? 553
- Wer waren die Entwerfer der Möbelgarnituren ? 555
- Zusammenarbeit von Tischlern mit anderen Gewerken 556
- Sakralmöbel und Ambiente 558
- Vermittlung und Weitergabe neuer Formen – Österreichische
- Kunstlandschaften 560
- Fazit und Ausblick 562
- Glossar 564
- Ortsindex 573
- Künstlerverzeichnis 577
- Abkürzungsverzeichnis 582
- Abbildungsnachweis 586
- Literaturverzeichnis 587