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Vor 1918
Aufklärung habsburgisch - Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
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191Die liberalen Katholiken zwischen Revolution und Konkordat die Deutschtümelei der österreichischen Liberalen aufgeboten.211 Dem ungarischen Klerus, der sich gegen die Germanisierung und gegen das Konkordat von 1855 sträubte, das ohne ausreichende Konsultation des Primas und der Kirchenhierarchie verabschiedet wurde, passte die Rolle des Aufwieglers wie angegossen.212 Zudem boten sich hier ver- gleichende Betrachtungen über den Umgang mit dem josephinischen Erbe an, um Binnendivergenzen innerhalb der Monarchie herauszuar- beiten und sich selbst zu entlasten.213 Schließlich hatte Joseph II. seine Kirchengesetzgebung für Ungarn ja selbst aufgehoben, während sie in den Erbländern fortlebte: Der Radikalismus in Transleithanien sei also hausgemacht und revolutionär, während er in Cisleithanien ledig- 211 Robert J. W. Evans, Religion and Nation in Hungary, 1790-1848, in: ders., Austria, Hungary, and the Habsburgs: Central Europe, ca. 1683-1867, Ox- ford 2006, 147-169, 167. 212 Lajos Lukács, The Vatican and Hungary, 1846-1878. Reports and Cor- respondence on Hungary of the Apostolic Nuncios in Vienna, Budapest 1981, 106-130; [Anonym,] Das Konkordat und die k. k. Germanisirung in Ungarn, Hamburg 1860. 213 Vgl. etwa die pointierten Artikel der Wiener Kirchenzeitung über die Kon- fiskation und das zeitweilige Verbot der Budapester Religio sowie über die Inhaftierung ihres Herausgebers János Danielik. Auch hier überlagerte die Sprachfrage die Staatskirchenproblematik: Danieliks Festnahme war er- folgt, nachdem seine Zeitschrift einen kritischen Artikel über eine deutsche Predigt bei der Budapester Fronleichnamsprozession 1851 veröffentlicht hatte: »Danielik ist für die Regierung in den Jahren der Gefahr 1848 und 1849 eingestanden, um so mehr ist es zu erklären, wie diese seine jüngste Gefangennahme allgemein mit Staunen und Verwunderung vernommen wird«, [Anonym,] Die Gefangennehmung des Redacteurs der »Religio«, in: WK 29. 6. 1851, 470. Als Primas János Scitovszky gegen diesen Eingriff protestierte, sekundierte die Kirchenzeitung noch unter Berufung auf die im Kremsierer Grundrechtsentwurf ebenso wie in der Paulskirchenverfassung verankerten Formel: »›Die Kirche ordnet und verwaltet ihre Angelegenhei- ten selbständig.‹ Wenn sich die Sache so verhält, hätte der H. Fürstprimas hier um gar keine Gnade für den Verurtheilten zu bitten, sondern sich das Urtheil in dieser kirchlichen Angelegenheit zu vindiciren. […] Auf den Clerus Ungarns wie auf den der ganzen Monarchie kann die angeführte Procedur […] doch unmöglich einen befriedigenden Eindruck machen. Wir können uns noch immer nicht dem Gedanken hingeben, daß die Ge- setzlosigkeit, d. h. die Nichthaltung gegebener Gesetze, so lange diese noch bestehen  – von den Behörden selber ihren Ausgang nehme«, [Anonym,] Der Redacteur der »Religio«, in: WK 14. 8. 1851, 502. Vgl. László Csorba, Jogvédelem vagy kiváltságvédelem? Danielik János az egyházi vagyon ›jogi természetéről‹ 1848-ban [Rechtsschutz oder Privilegienschutz? János Danielik und die Rechtsnatur des kirchlichen Eigentums im Jahr 1848], in: Csaba Máté Sarnayi (Hg.), Állam és egyház a polgári átalakulás korában Magyarországon, 1848-1918, Budapest 2001, 47-52.
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Aufklärung habsburgisch Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
Titel
Aufklärung habsburgisch
Untertitel
Staatsbildung, Wissenskultur und Geschichtspolitik in Zentraleuropa 1750–1850
Autor
Franz Leander Fillafer
Verlag
Wallstein Verlag
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 4.0
ISBN
978-3-8353-3745-9
Abmessungen
14.0 x 22.2 cm
Seiten
628
Schlagwörter
Aufklärung, Österreich, Habsburger, 18. Jahrhundert, 19. Jahrhundert, Revolution, Geschichtsbild, Wissensgeschichte
Kategorien
Geschichte Vor 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung 11
  2. I. Von der Vaterlandsliebe zum Völkerfrühling, 1770-1848 23
    1. 1. Der Patriotismus des Joseph von Sonnenfels 24
    2. 2. Der Landespatriotismus: Vom mehrsprachigen Vaterland zu den rivalisierenden Vergangenheiten seiner Nationen 30
    3. 3. Revolutionsabwehr, Sprachnationalismus und dynastische Loyalität: Joseph von Hormayr als Historiker 39
    4. 4. Zwischenresümee 49
    5. 5. Das Weltbürgertum der Völkerfreundschaft 51
    6. 6. 1848 und die Krise der liberalen Völkerfreundschaft 57
    7. Ergebnisse 64
  3. II. Die katholische Aufklärung 67
    1. 1. Der Josephinismus als »große Erzählung« der österreichischen Geschichte 67
    2. 2. Die theresianischen Reformen 71
    3. 3. Zwischen Barock und Aufklärung: Gelehrsamkeit, Kunst und Lebenspraxis 76
    4. 4. Die katholischen Reformer und das landesfürstliche Kirchenregiment 83
    5. 5. Barockbewältigung: Scholastiksatire und Patriotismuskonkurrenz im maria-theresianischen Prag 96
    6. 6. Das Methodentableau der katholischen Aufklärung 107
    7. 7. Newtonaneignung im katholischen Milieu: Von der Gotteserkenntnis zur Weltstruktur 110
    8. Ergebnisse 122
  4. III. Die Erfindung der Allianz von Thron und Altar 125
    1. 1. Honigmond. Der antirevolutionäre Schulterschluss von Kirche und Erzhaus in den 1790er Jahren 125
    2. 2. Restaurative Geschichtspolitik und Sozialdiagnose 137
    3. 3. Von der Gemeinschaft der Rechtgläubigen zum überkonfessionellen Rechtsstaat: Kultusrecht und Staatshandeln im Vormärz 152
    4. 4. Die Selbstprovinzialisierung des restaurativen Katholizismus 160
    5. 5. Für Gott und Vaterland: Das Erbe der Aufklärung und die Rolle der Katholiken in der »nationalen Wiedergeburt« 163
    6. 6. Imperiale Integration durch konfessionelle Geopolitik: Von der barocken Rekatholisierung zum Austroslawismu Bartholomäus Kopitars 174
    7. 7. Wissenschaftspolitik und Theologie im Völkerfrühling: Die liberalen Katholiken zwischen Revolution und Konkordat 181
    8. Ergebnisse 192
  5. IV. Wissenskulturen des Vormärz 197
    1. 1. Kant im restaurativen Wissensregime 199
    2. 2. Bernard Bolzano und das Erbe der Leibniz-Wolff’schen Scholastik 209
    3. 3. Bolzanisten versus Herbartianer 219
    4. 4. Welches positive Wissen? Bibelhermeneutik und liberale Physik 223
    5. 5. Positivität und Restauration. Der wissensgeschichtliche und ästhetisch-politische Kontext 240
    6. 6. Eine Art Schadensabwicklung. Die postrevolutionäre Konstruktion der »österreichischen Philosophie« 248
    7. Ergebnisse 252
  6. V. Vom Merkantilregime zum Binnenmarkt: Die Monarchie als Wirtschaftsraum 255
    1. 1. Der Grunduntertan als Staatsbürger und Eigentümer: Die aufgeklärte Agrarpolitik und ihre Folgen 258
    2. 2. Die Patrimonialrechte in der Erwerbsgesellschaft 274
    3. 3. Sonnenfels’ Œuvre 278
    4. 4. Rivalisierende Aufklärungen: Merkantilismus und Vernunftrecht 284
    5. 5. Sonnenfels und die Nachwelt: Der Staat als bürgerlicher Verein 291
    6. 6. Die Liberalkatholiken als politische Ökonomen 303
    7. 7. Zwischenresümee: Aufklärungserbe und ökonomischer Liberalismus 309
    8. 8. Der Gesamtstaat als Wirtschaftsunion 310
    9. 9. Ungarn in der Donaumonarchie: Wirtschafts- und Verfassungspolitik von Joseph II. bis 1848 315
    10. Ergebnisse 331
  7. VI. Naturrechtspraxis und Empire-Genese. Kodifikation, Rechtsstaat, Wissenschaftsgeschichte 335
    1. 1. Sonnenfels versus Zeiller. Der Zielkonflikt zwischen Verfassungs- und Privatrechtskodifikation in den 1790er Jahren 339
    2. 2. Der Kantianismus in der Rechtswissenschaft. Franz von Zeiller und sein Erbe 354
    3. 3. Die Politik des Metapolitischen. Zeillers Gesetzgebungstechnik und das »natürliche Recht« 361
    4. 4. Das natürliche Recht und die Privatisierung der ständischen Herrschaftsteilhabe 373
    5. 5. Die Wissenschaftsgeschichte des Rechts und die Gesamtmonarchie: Ein Zwischenresümee 381
    6. 6. Naturrechtskodifikation und Gesetzesexegese: Die Auslegungspraxis des ABGB 383
    7. 7. Rechtsstaat und Gewaltenteilung im Vormärz 388
    8. 8. Gesellschaftsvertrag und Revolutionsprävention: Das natürliche öffentliche Recht als Basisepistem 401
    9. 9. Ursprung ist das Ziel. Patriotische Rechtshistorie und parlamentarische Repräsentation im Vormärz 407
    10. 10. Vertrag als Fiktion. Die Naturrechtskritik der Junghegelianer 418
    11. 11. Pandektenkur. Der Siegeszug der historisch- römischrechtlichen Schule nach 1848 423
    12. Ergebnisse 443
  8. VII. Aufklärungserbe und Revolutionsabwehr: Selbst- und Feindbilder der Restauration 455
    1. 1. Die Josephiner und die Revolution 455
    2. 2. Carl von Kübecks Lehrjahre. Eine Vignette 467
    3. 3. Josephiner versus Romantiker 471
    4. 4. Der innere Feind. Zur Metaphern- und Sozialgeschichte der Restauration 476
    5. 5. Opferkonkurrenz als Erinnerungskonkurrenz: Die Geschichtspolitik des Jahres 1848 und des Neoabsolutismus 489
    6. Ergebnisse 492
  9. VIII. Überblick 497
  10. IX. Was war Aufklärung? 513
    1. Das Gesamtbild 525
    2. Anhang 529
    3. Abbildungen 529
    4. Archivalien 530
    5. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis 532
    6. Quellen und Literatur 539
    7. Personen- und Sachregister 620
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