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1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung
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source â namely the final version of the manuscript [i.e. VMS]â,23 sah Dietmar
StrauĂ sie als erste Quelle von Hanslicks Abhandlung.24
StrauĂâ Lesart wird dabei durch einen ausgedehnten Silvesterbrief von
Hanslick an den befreundeten Komponisten Vesque von PĂŒttlingen (Pseud-
onym: J. Hoven) bestĂ€tigt, mit dem er in seiner kurzen KĂ€rntner âExilzeitâ25
wiederholt schriftlich verkehrte. Dieses Schreiben schlieĂt eine bisher wenig
beachtete Andeutung ein: Hanslick nennt seinen âVortrag ĂŒber das VerhĂ€ltniĂ
der Musik zur Naturâ, sein âerstes Katheder-DebĂŒtâ, das âsehr gĂŒnstigâ gera-
ten war.26 Dieser Brief, der etwa zwei Jahre vor dem genannten Vorabdruck
geschrieben wurde, zeigt klar, dass sich Hanslicks VMS-Traktat wirklich
zunÀchst jenen Problemen zuwandte, die bis heute meist sekundÀr behandelt
werden. Obwohl die geschichtliche Bedeutsamkeit von Hanslicks Argument
auf Kapitel 1 bis 3 der Ă€sthetischen Abhandlung beruht, deren teilweise beiĂen-
der Charakter eine anhaltende Diskussion sichern konnte, war der Ursprung
des Traktats die Frage von Musik und Natur, das spÀtere sechste Kapitel. Man
könnte folglich vermuten, dass zuerst Kapitel 6 (âDie Beziehungen der Ton-
kunst zur Naturâ), danach Kapitel 4 und 5 (âAnalyse des subjektiven Eindrucks
der Musikâ, âDas Ă€sthetische Aufnehmen der Musik gegenĂŒber dem patho-
logischenâ) und erst dann Kapitel 1 bis 3 und 7 verfasst worden sind, die die
gelÀufigen Positionen Hanslicks beschreiben.27 Mit diesen beschrÀnkten empi-
rischen Informationen endet jedoch unsere genaue Kenntnis der graduellen
23 Geoffrey Payzant, âEduard Hanslickâs âVom Musikalisch-Schönenâ: A pre-publication
excerptâ, in MR 46 (1985), S. 179â185, hier S. 180.
24 Dietmar StrauĂ, âVom Davidsbund zum Ă€sthetischen Manifest. Zu Eduard Hanslicks
Schriften 1844â1854â, in ders., Hanslick Schriften (wie Anm.Â
16), Bd.Â
1, S.Â
271â299, hier S.Â
291.
25 Siehe hierzu primĂ€r: Ambros Wilhelmer, Der junge Hanslick. Sein âIntermezzoâ in Klagenfurt
1850â1852, Klagenfurt 1959. Dort sind aber auch mehrere Kritiken gedruckt, die Wilhel-
mer Hanslick fĂ€lschlich zuschreibt. Vgl.: StrauĂ, âDavidsbundâ (wie Anm. 24), S. 295;
ders., VMS Teil 2 (wie Anm. 22), S. 45. Schon Clemens Höslinger bemerkte, dass diese
nicht von Hanslick stammen, da sie von ihm negativ erwĂ€hnt werden: âEinige Anmer-
kungen zum Thema Hanslickâ, in ĂMZ 21/10 (1966), S. 535â545, hier S. 539f.
26 Brief 31.12.1851, Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, H.I.N. 31038.
FĂŒr eine ausfĂŒhrliche Transkription bin ich Clemens Höslinger herzlich verbunden. Vgl.:
StrauĂ, VMS Teil 2 (wie Anm. 22), S. 74.
27 Christoph Landerer, Eduard Hanslick und Bernard Bolzano. Ăsthetisches Denken in Ăsterreich
in der Mitte des 19.Â
Jahrhunderts, St.Â
Augustin 2004, S.Â
45; StrauĂ, VMS TeilÂ
2 (wie Anm.Â
22),
S. 77; Christoph Landerer und Alexander Wilfing, âEduard Hanslickâs Vom Musika-
lisch-Schönen: Text, Contexts, and Their Developmental Dimensions; towards a Dynamic
View of Hanslickâs Aestheticsâ, in MusAu (2018), Kap. 4. Dahlhaus hatte diese vermutli-
che Chronologie umgekehrt, wenn er sagt, dass Hanslicks âerste[Â
] Kapitel fĂŒr sich publi-
ziert worden sind, bevor die letzten geschrieben warenâ. Grundlagen der Musikgeschichte,
Köln 1977, S. 198.
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Titel
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Untertitel
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Autor
- Alexander Wilfing
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Abmessungen
- 16.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 434
- Schlagwörter
- Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die âidealistischeâ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die âösterreichischeâ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang â Hanslicks âtönend bewegte Form[en]â 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik â Ăsthetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ăbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ăbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang â Hanslickâsche Rezensionen in Dwightâs Journal of Music 176
- 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? â Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423