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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 52 von ihm mit einem antisemitisch interpretierten Schreiben Wagners an Hanslick scheinbar bewiesen wird.174 Darum erhielt eine zunächst faktische Unklarheit in Hanslicks Lebenslauf eine politisch gesättigte Dimension, die die systematische Hinterfragung der konkreten Wirkung dieses sozialen Umstands auf die kriti- sche Tätigkeit und die komplizierte Konstitution von Hanslicks Identität nach sich zog. Wenn Peter Gay bei der ehemals offenen Thematik unkritisch behaup- ten konnte: „Does it matter? Did it stamp his work?“,175 so muss dies nach eini- gen rezenten Arbeiten der ‚englischen‘ Hanslick-Literatur gewiss bejaht werden. Speziell Brodbecks Forschung zur Goldmark-Rezeption illustriert, wie Hans- licks Bewertung in betreffenden Einzelfällen von den verwickelten Spannungen seiner eigenen Identität geprägt worden ist.176 Goldmark, der jüdischer Herkunft war und aus den äußeren Regionen der habsburgischen Donaumonarchie (Keszthely / Ungarn) stammte, erwarb sich eine erhebliche Reputation als Komponist und Musiklehrer in Wien und hat damit jenes vorstehend beleuchtete Aufstiegs-Paradigma der liberalen Mentali- tät eingelöst. Hanslick hatte diese jedoch erneut bedrängt gesehen, als die erste Oper Goldmarks – Die Königin von Saba (1875) – ein ‚jüdisches‘ Musikkolorit und somit einen „Jewish-Oriental character“ bekundete, der mit dem ‚deut- schen‘ Musterbild der kulturellen Assimilation vermeintlich unvereinbar war. Brodbeck, der die verdeckte Motivation Hanslicks aus den betreffenden Rezen- sionen sorgfältig destillierte, deutet dessen Kritiken als „reflection of German liberal ideology, which, in Habsburg Austria, countenanced, indeed sought to encourage, ambitious ‚Bürger‘ from all the Monarchy’s ‚non-German‘ social groups“. Sein Fazit: „Clearly, Goldmark’s retention of ‚Jewish- Orientalisms‘ – as Hanslick heard the music – could not easily be reconciled with this liberal nationalist project.“177 Hanslick, der die komplexe kulturelle Assimilation mit allen ihren Problemen durchlebt, sich mehr oder weniger bewusst als ‚deutscher Österreicher‘ verstanden178 und sogar einige antisemitische Ressentiments des 174 Payzant, Sixteen Lectures (wie Anm.  12), S.  67–71. 175 Peter Gay, „For Beckmesser: Eduard Hanslick, Victim and Prophet“, in ders., Freud, Jews, and Other Germans: Masters and Victims in Modernist Culture, New York/Oxford 1978, S.  257–277, hier S.  275. 176 Zu Richard Wagner als Ansporn von Hanslicks VMS-Traktat siehe vor allem Bojan Bujić, European Thought (wie Anm.  155), S.  7f.: „Although Wagner may have been a useful goal against which to direct some of the polemical fire, it could be argued that the posi- tion taken by Hanslick would have been expressed in very much the same conceptual frame had the figure of Wagner not been there.“ 177 Brodbeck, „Reception of Goldmark“ (wie Anm.  9), S.  140f. Zur Goldmark-Rezeption von Hanslick und den politischen Kontexten siehe vor allem: ders., Defining ‚Deutschtum‘ (wie Anm.  160), S.  92–101, 213–217 und 222–233. 178 Dieses Konstrukt wurde nicht durch essentiell politische, sondern primär kulturelle
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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