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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 55 bei den brodelnden Konflikten der multiethnischen Donaumonarchie einem neuen Paradigma weichen musste, das das liberale Konzept des abstrakten ‚deut- schen‘ Kulturguts durch dezidiert nationale Elemente ersetzte.189 Hanslick, der patriotischen Strömungen reserviert begegnete, lokalisierte Smetana – der dem tschechischen Nationalismus bekennend verbunden war – in der ‚deutschen‘ Tradition von Beethoven, Schumann, Mendelssohn etc. und forderte deutsche Versionen seiner tschechischen Bühnenwerke, „whereby these works (and their composer) might escape from Czech obscurity into the light of a broader world in which German (and German music) served as the lingua franca“.190 Bezüglich Dvořák, dessen Slawische Rhapsodien (1878) von Hanslick mit Schuberts Lyris- mus historisch assoziiert wurden, kann eine analoge Tendenz erfasst werden, die gutwillige Intentionen bekundete, die geänderte politische Gesamtlage Öster- reichs im ablaufenden 19.  Jahrhundert jedoch vollauf verkennt: „Hanslick seeks to distance Dvořák from the cause of Czech nationalism by implying that the composer was, in effect, ‚one of us‘ – a German.“191 Hanslicks Vorgehen folgte einer universalen Konzeption von kulturel- ler ‚Ubiquität‘, oder besser gesagt: der defensiven Leugnung von schon kla- ren Aporien der Innenpolitik Österreichs, die die graduell stärkeren nati- onalen Tendenzen ihrer zahlreichen Reichsgebiete – die sich vorwiegend sprachlich ausdrückten – nicht mehr hemmen konnte. Die hieraus folgende instabile Struktur der österreichischen Donaumonarchie, deren enorm diffe- rierende Kulturräume nur mit der gemeinsamen Bezugnahme auf das Habs- burger Kaiserhaus leidlich vereint wurden, führte dann auch dazu, dass eine offiziell egalitäre, faktisch jedoch ‚deutsche‘ Kulturpolitik erwuchs, die das evidente Problem des ansteigenden Nationalismus schlichtweg totschwieg. Neben Brodbecks Forschung konnte vor allem Peter Stachel zeigen, wie die komplexe politische Sachlage Hanslicks Tätigkeit und sogar seine ästheti- sche Abhandlung nachhaltig bestimmt hat, was von Stachel anhand diverser Aufsätze Hanslicks für das Kronprinzenwerk eingehend untersucht wurde. Das Kronprinzenwerk präsentierte die ethnischen Fraktionen des österreichischen Vielvölkerstaats durch deren kulturelle Leistungen, ohne aber den (praktisch 189 Zum Wiener Liberalismus sowie dessen historischer Entwicklung vergleiche prinzipiell: Carl E. Schorske, Fin-de-siècle Vienna: Politics and Culture, New York 1980; John W. Boyer, Political Radicalism in Late Imperial Vienna: Origins of the Christian Social Movement, 1848– 1897, Chicago/London 1981; Pieter M. Judson, Exclusive Revolutionaries: Liberal Politics, Social Experience, and National Identity in the Austrian Empire, 1848–1914, Ann Arbor 1996; Rethinking Vienna 1900, hrsg. von Steven Beller, New York/Oxford 2001; Jonathan Kwan, Liberalism and the Habsburg Monarchy, 1861–1895, New York 2013. 190 Brodbeck, „Hanslick’s Smetana“ (wie Anm.  9), S.  3. 191 Brodbeck, „Dvořák’s Reception“ (wie Anm.  7), S.  83.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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