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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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2. These und Exkurs: Hanslicks Methodik – Ästhetik versus Kritik 96 Hanslick dann aber in seinen Kritiken genau diesen kontextuellen Überle- gungen, die von ihm von der ‚reinen‘ Ästhetik isoliert wurden, eine erhöhte Relevanz beimisst und generelle historische Umstände wiederholt einbezieht, kann dies nicht als tatsächliche Rücknahme seiner ‚früheren‘ Position beur- teilt werden, die oft als ahistorisch missdeutet wurde, aber eine divergierende Stoßrichtung dokumentiert. Denn Hanslicks Argument hat der historischen Musikforschung – die er als akademische ‚Kunstgeschichte‘ bezeichnete – eine zwar separate, aber genauso legitime Funktion beigelegt, die bei Hanslicks Aufsätzen schlagend wurde, welche keine ästhetischen Abhandlungen, sondern vielmehr ‚lediglich‘ tagesaktuelle Rezensionen repräsentieren. Wenn also etwa Beinroth kritisch anmerkt, dass diese Arbeiten Hanslicks die formale Metho- dik von VMS wiederholt unterlaufen, verkennt dieser schlicht, dass Hanslick die historische Bestimmung, die zeitlich fixierte Genese und die ästhetische Betrachtung der musikalischen Komposition voneinander unterscheidet.375 Ohne hier die theoretische Universalität der Hanslick’schen Differenzie- rung relativierend aufzuheben, könnte wegen seiner Fallbeispiele dennoch vermutet werden, dass dieser primär gegen eine biographistische Musikher- meneutik angeschrieben hat, die damals weithin gepflegt wurde376 und auch noch heute mehrfach praktiziert wird.377 Hanslick bezieht deutlich Stellung: „Mag der Historiker eine künstlerische Erscheinung im Großen und Ganzen auffassend, in Spontini den ‚Ausdruck des französischen Kaiserreichs‘, in Rossini die ‚politische Restauration‘ erblicken, – der Aesthetiker hat sich lediglich an die Werke dieser Männer zu halten, zu untersuchen was daran schön sei und 375 Fritz Beinroth, Musikästhetik von der Sphärenharmonie bis zur musikalischen Hermeneutik. Ausgewählte tradierte Musikauffassungen, Aachen 1995, S.  161. Obwohl Barbara Titus in „Quest for Form“ (wie Anm.  58), S.  83, auf die historisch definierte Schönheit in Hans- licks VMS-Traktat korrekt hinweist, wird diese zentrale Differenz von ihr aus der umge- kehrten Blickrichtung neuerlich verdrängt, die nur Hanslicks Musikkritik, nicht dessen ästhetische Abhandlung zutreffend beschreibt: „Hanslick always looked at the time of the emergence of a work of art to judge it.“ Vgl.: Panaiotidi, „Alexandr Mikhailov“ (wie Anm. 29), S.  84. 376 Für die spezifische Ausrichtung von Hanslicks ‚Polemik‘ siehe vor allem: Laurenz Lütte- ken, „Die ‚nachhelfende Arbeit der Phantasie‘. Ästhetik, Werturteil und musikalische Wissenschaft im Umfeld Hanslicks“, in Antonicek/Gruber/Landerer, Hanslick zum Gedenken (wie Anm.  10), S.  65–75. Vgl.: Stange, Musikanschauung Eduard Hanslicks (wie Anm.  324), S.  241; Hans Albrecht, Hans Haase und Walter Wiora, „Musikwissenschaft“, in MGG, Kassel/Basel 1961, Bd.  9, Sp.  1192–1220, hier Sp.  1208f.; Cadenbach/Jaschinski/ Loesch, „Musikwissenschaft“ (wie Anm.  59), Sp.  1805f. 377 Siehe dazu etwa Gregory Karl und Jenefer Robinson, die ihre semantische Ausdeutung der zehnten Symphonie von Schostakowitsch – die angeblich Hoffnung ausdrücke – mit biographischen Informationen rechtfertigen: „Shostakovich’s Tenth Symphony and the Musical Expression of Cognitively Complex Emotions“, in JAC 53/4 (1995), S.  401–415. Siehe dazu auch eine direkte Kritik Kivys: Ancient Quarrel (wie Anm.  5), S.  157–175.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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