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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 97 warum“ (VMS, S.  93). Seine schon zuvor erörterte Reflexion auf die sukzessive Entwicklung des musikalischen ‚Materialstands‘ zeigt dabei, dass für ihn der tatsächliche Gegenstand einer ästhetischen Untersuchung – die musikalische Komposition – geschichtlich determiniert ist, aber ihre jeweilige ‚Intention‘ eine rein biographische Gegebenheit repräsentiert, die ohne jede ästhetische Bedeutung sei und die der historischen Musikforschung zugerechnet wer- den müsste. Nur das faktisch Gegebene sowie dessen historische Einbettung in der Geschichte des ‚Materials‘ ist ihm ästhetisch wesentlich, da sie ‚objek- tiv‘ analysiert werden können:378 „In der Tonkunst gibt’s keine ‚Intention‘ in dem beliebten technischen Sinne. Was nicht zur Erscheinung kommt, ist in der Musik gar nicht da, was aber zur Erscheinung gekommen ist, hat aufgehört, bloß Intention zu sein“ (VMS, S.  88). Dass diese analytische Objektivität selbst durch historische Parameter bestimmt ist – was dann etwa Joseph Kerman ein- dringlich aufzeigte379 – und Hanslick die subjektive Perspektive und histori- sche Konstitution des einzelnen Forschers mangelhaft reflektierte,380 soll noch genauer erörtert werden (Kap.  4.2). Doch hatte Hanslick durch seine beschrie- bene Reserviertheit gegen intentionalistische Werkbetrachtungen den ‚New Criticism‘ der anglophonen Literaturtheorie zumindest teilweise antizipiert,381 den Monroe Beardsley und W.  K. Wimsatt in „The Intentional Fallacy“ kano- nisch formuliert haben382 und der weiterhin diskutiert wird.383 Auch dort wird 378 Gunnar Hindrichs beschrieb unlängst, wie die nuancierte Verknüpfung von Material, Historie und Geist die Hanslick’sche Musikästhetik methodisch durchzieht: Die Autono- mie des Klangs. Eine Philosophie der Musik, Berlin 2014, S.  49–51. 379 Joseph Kerman, „How We Got Into Analysis, and How to Get Out“, in CI 7/2 (1980), S.  311–331. 380 Boisits, „Ästhetik versus Historie“ (wie Anm.  250), S.  96. 381 Mehrere Forscher leiten Beardsleys Hypothese sogar direkt von Hanslick ab: Jerome Stolnitz, Aesthetics and Philosophy of Art Criticism: A Critical Introduction, Boston/Cam- bridge, Mass. 1960, S.  483f.; Randall R. Dipert, „The Composer’s Intentions: An Exami- nation of Their Relevance for Performance“, in MQ 66/2 (1980), S.  205–218, hier S.  205; Alperson, „Formalism and Beyond“ (wie Anm.  351), S.  261; Ahonen, Musical Communica- tion (wie Anm.  239), S.  72; Hanne Appelqvist, „Form and Freedom: The Kantian Ethos of Musical Formalism“, in NJA 40–41 (2010–2011), S.  75–88, hier S.  77f. 382 Monroe C. Beardsley und W.  K. Wimsatt, „The Intentional Fallacy“, in SR 54/3 (1946), S.  468–488. Für eine frühere Fassung siehe etwa auch: Monroe C. Beardsley, „Intention“, in Dictionary of World Literature: Criticism, Forms, Technique, hrsg. von Joseph T. Shipley, New York 1924, S.  229–233. Für die erwähnten Nachdrucke siehe meine nachgestellte Literaturliste. Zu Beardsleys Vertrautheit mit Hanslicks VMS-Traktat vgl.: Monroe C.  Beardsley und W.  K. Wimsatt, „The Affective Fallacy“, in SR 57/1 (1949), S.  31–55, hier S.  31; Monroe C. Beardsley, Aesthetics From Classical Greece to the Present: A Short History, Alabama 1966, S.  363f. 383 Für die extensive Geschichte und graduelle Ablösung dieser kritischen Auffassung siehe etwa auch: Noël Carroll, „Anglo-American Aesthetics and Contemporary Criticism:
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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