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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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2. These und Exkurs: Hanslicks Methodik – Ästhetik versus Kritik 102 Musik fĂŒr Hanslick â€žĂŒberhaupt weder die FĂ€higkeit noch die Aufgabe hĂ€tte, GefĂŒhle zu erzeugen“.404 Trotz allem gibt die oben zitierte Passage Hanslicks, dass GefĂŒhle weder Inhalt noch Zweck von Musik seien, keine universale Be- stimmung des musikalischen Kunstwerkes in Komposition, Reproduktion und Rezeption, sondern schreibt einzig einen methodisch umgrenzten musikĂ€sthe- tischen Anwendungsraum fest, den man mit seiner prinzipiellen Musikdefini- tion keineswegs gleichsetzen darf.405 In Hanslicks Einleitung zur zweiten Auf- lage (1858) wird diese elementare PrĂ€zisierung von ihm insbesondere konkre- tisiert: „Man hat mir eine vollstĂ€ndige ‚Polemik‘ gegen Alles, was GefĂŒhl ist, aufgedichtet, wĂ€hrend jeder unbefangene und aufmerksame Leser doch un- schwer erkennt, daß ich nur gegen die falsche Einmischung der GefĂŒhle in die Wissenschaft protestire“ (VMS, S.  9). Gleich darauf findet man die folgende Passage: „Ich theile vollkommen die Ansicht, daß der letzte Werth des Schönen immer auf unmittelbarer Evidenz des GefĂŒhls beruhen wird. Aber ebenso fest halte ich an der Ueberzeugung, daß man aus all den ĂŒblichen Appellationen an das GefĂŒhl nicht ein einzi- ges musikalisches Gesetz ableiten kann“ (VMS, S.  10). Direkter Anlass dieser nachtrĂ€glichen Richtigstellung waren EinwĂ€nde Hermann Lotzes, der Hans- licks VMS-Traktat eine komplette Separation von GefĂŒhl und Musik vorhielt, bei ihm die „GeringschĂ€tzung des subjectiven Eindrucks“ anprangerte406 und abschließend konstatierte: Der „letzte Werth, der durch keine Subsumption mehr zu begrĂŒnden ist, wird immer wieder auf der unmittelbaren Evidenz des GefĂŒhls beruhen“.407 Diese beinahe wörtliche Entnahme, die die inkorrekte Deutung der zentralen Hypothese Hanslicks verhindern sollte, ist wohl von SchĂ€fke erstmals entdeckt worden.408 Strauß betonte dann auch korrekt,409 dass Hanslick die vormalige Überschrift des zweiten Kapitels („Die GefĂŒhle sind nicht Inhalt der Musik“) aus Ă€hnlicher Motivation zu „Die ‚Darstellung von GefĂŒhlen‘ ist nicht Inhalt der Musik“ Ă€nderte. Wie Hanslick eigens schreibt, betrifft die konsequente Entkoppelung von GefĂŒhl und Musik entgegen gĂ€n- gigen Deutungen also nicht alle kĂŒnstlerischen Eigenschaften der musikali- schen Komposition, sondern ist auf eine eindeutig festgelegte Perspektive beschrĂ€nkt: die objektive MusikĂ€sthetik, die von der „unverlierbaren Ueber- 404 Hermann Lotze, GrundzĂŒge der Aesthetik. Dictate aus den Vorlesungen, Leipzig 1884, S.  31f. 405 Zu diesen Punkten vergleiche ebenfalls: Wilfing, „Tonally Moving Forms“ (wie Anm.  372). 406 Hermann Lotze, „Recension von Eduard Hanslick, Vom Musikalisch-Schönen. Ein Bei- trag zur Revision der Aesthetik der Tonkunst“, in Göttingische Gelehrte Anzeigen (05.07.– 07.07.1855), S.  1049–1068, hier S.  1056. 407 Ebda., S.  1055. Vgl.: Kleine Schriften, hrsg. von David Peipers, Leipzig 1891, Bd.  3, S.  204f. 408 SchĂ€fke, Eduard Hanslick (wie Anm.  21), S.  39f. 409 Strauß, VMS Teil  2 (wie Anm.  22), S.  92.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des Ă€sthetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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