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3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption
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„Über das Schöne in der Musik“ und bei Franz von Kutschera724 gar nur „Vom
musikalischen Schönen“ und „Vom musikalisch Schönen“, was man bei Klaus-
Ernst Behne,725 Dieter Borchmeyer,726 Helga de la Motte-Haber727 und Christi-
ane Wiesenfeldt728 sowie rezent bei Ferdinand Zehentreiter729 ebenso antrifft.730
Deshalb erstaunt kaum, dass noch Abegg im Jahr 2010 gesondert hervorhob,
dass Hanslicks Abhandlung „Vom Musikalisch-Schönen“ und nicht „Vom Schö-
nen in der Musik“ heiße: „In dieser Kontraktion liegt der Akzent auf dem Wort
Musikalisch.“731 Zwar kann man mit Botstein die Meinung vertreten, dass Cohens
Edition historisch bedeutsam ist, zumal diese Hanslicks Auslegung im 20. Jahr-
hundert indirekt erhelle, muss aber letztlich einsehen, dass Payzants Fassung die
englische Rezeption von Hanslicks VMS-Traktat neu ausgerichtet hat.732 Pay-
zant betonte deshalb in On the Musically Beautiful (1986) mit einem wenig ver-
deckten Seitenhieb: „Gustav Cohen translates Hanslick’s title […] with the words
‚The Beautiful in Music‘. As a translation of the somewhat eccentric German,
this formulation is quite acceptable, provided one ignores the argument of the
book.“733 Hamilton kritisiert ebenfalls genau diesen Faktor: „Hanslick’s ‚Vom
Musikalisch-Schonen‘ [sic] has been translated misleadingly as ‚On the Beautiful
in Music‘; more accurately it is ‚On the Musically Beautiful‘, since for Hanslick
724 Franz von Kutschera, Ästhetik, Berlin/New York ²1998, S. 478 und 566.
725 Klaus-Ernst Behne, „Musikverstehen. Ein Mißverständnis?“, in Kunst verstehen, Musik
verstehen. Ein interdisziplinäres Symposium, hrsg. von Siegfried Mauser, Laaber 1993, S.Â
129–
150, hier S. 137.
726 Dieter Borchmeyer, „Franz Grillparzer als Antipode Richard Wagners. Ein Beitrag zu
seiner Musikästhetik“, in Franz Grillparzer, hrsg. von Helmut Bachmaier, Frankfurt 1991,
S. 359–371, hier S. 360.
727 Helga de la Motte-Haber, „Anmutung – Wirkung – Überwältigung“, in Pathos, Affekt,
Gefühl. Die Emotionen in den Künsten, hrsg. von Klaus Herding und Bernhard Stumpfhaus,
Berlin/New York 2004, S. 189–198, hier S. 195.
728 Christiane Wiesenfeldt, „Eine Gattung in der Kritik. Die Violoncello-Sonate im Spiegel
von Selmar Bagge und Johannes Brahms“, in Musik und Musikforschung. Johannes Brahms im
Dialog mit der Geschichte, hrsg. von Wolfgang Sandberger und Christiane Wiesenfeldt,
Kassel u.a. 2007, S. 79–95, hier S. 84.
729 Ferdinand Zehentreiter, Musikästhetik. Ein Konstruktionsprozess, Hofheim 2017, S. 80.
730 Eine ebenfalls verzerrte Benennung findet sich früh bei: Gietmann/Sörensen, Kunstlehre
(wie Anm.Â
429), Bd.Â
3, S.Â
2; Stieglitz, Einführung Musikästhetik (wie Anm.Â
102), S.Â
67; Her-
man Nohl, Die ästhetische Wirklichkeit. Eine Einführung. Frankfurt 1935, S. 154; Hans von
Dettelbach, Breviarium Musicae. Probleme, Werke, Gestalten, Darmstadt 1958, S. 20; Hans
Heinz Stuckenschmidt, „Musikkritik“, in MGG, Kassel/Basel 1961, Bd.Â
9, Sp.Â
1130–1148,
hier Sp. 1140.
731 Abegg, „Hanslick und die Idee“ (wie Anm. 586), S. 33. Siehe hierzu bereits: ders., Eduard
Hanslick (wie Anm. 41), S. 71.
732 Leon Botstein, „Review: Between Aesthetics and History“, in 19thCM 13/2 (1989),
S. 168–178, hier S. 172–174.
733 Hanslick/Payzant, Musically Beautiful (wie Anm. 31), S. 93f.
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Titel
- Re-Reading Hanslick's Aesheticts
- Untertitel
- Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
- Autor
- Alexander Wilfing
- Verlag
- Hollitzer Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-99012-526-7
- Abmessungen
- 16.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 434
- Schlagwörter
- Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
- Kategorie
- Biographien
Inhaltsverzeichnis
- Danksagung 7
- Vorwort und Inhalte 9
- 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
- 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
- 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
- 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
- 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
- 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
- 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
- 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
- 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
- 3.1. Die erste englische Ãœbersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
- 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
- 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
- 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Ãœbersetzung: Gurneys Power of Sound 146
- 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
- 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
- 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
- 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
- Literaturverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis 329
- Quellentexte (Deutsch) 329
- Quellentexte (Englisch) 332
- Forschungsliteratur 333
- Namensindex 423