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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 199 ihm mitinitiierte Perspektive auf die formale Struktur niemals generell gestal- tet: Da für ihn nur definitive Tonstufen über eine formale Anlage verfügen, konnte dieser die rationale Ordnung von vollständigen Musikstücken sowie deren ‚logische‘ Entfaltung – die Musik als ‚schöne Kunst‘ festigt – nicht ab- strakt erfassen.970 Die Kant’sche Urteilskritik beinhaltet weiterhin die ‚klassi- sche‘ Opposition von Inhalt und Form,971 die dem traditionellen mimetischen Kunstbegriff großteils verhaftet bleibt.972 Wenn Kants Lehre auch erste Ansät- ze des ästhetischen Formalismus bereitstellte, fällt seine Kunsttheorie konven- tionell aus, da sie das schöne Objekt mit begrifflicher Darstellung und morali- scher Bedeutung koppeln möchte. Guyer bemerkte deshalb korrekt: Kant’s conception of the autonomy of the aesthetic by no means suggests that in the realm of taste unlike anywhere else we can enjoy total liberty from the con- straints of morality; although perhaps later and indeed contemporary aesthetes may fancy such an idea, that is not a view we could reasonably expect to find in a philosopher whose deepest conviction is the primacy of practical reason.973 Kivy wollte trotz dieser evidenten Diskrepanz aber noch immer zeigen, dass Hanslicks VMS-Traktat Kants These des ‚freien‘ Schönen historisch weiter- führe. Für ihn hat Hanslick das formal Schöne ohne eine – nach Kant bei schönen Objekten schlichtweg unerlässliche – Verknüpfung mit semantischen Konnotationen und moralischen Implikationen unmittelbar aufgegriffen und ‚reiner‘ Musik eine „logical grammar“ oder „syntactical structure“ verliehen: „This was a tremendous insight, and gave to musical formalism the backbone it needed to do real justice to the deep musical experience […]. What Hanslick realized was that, without having a meaning, absolute music, at its best, has a 970 Welche Folgen ein durchweg kognitiver Musikbegriff für Kants Kritik der Urteilskraft hätte, wurde schon mehrmals untersucht: Schueller, „Kant and Music“ (wie Anm.  952); Jeanette Bicknell, „Can Music Convey Semantic Content? A Kantian Approach“, in JAC 60/3 (2002), S.  253–261; Christian Berger, „‚Musik‘ nach Kant“, in Musik. Zu Begriff und Konzepten, hrsg. von Michael Beiche und Albrecht Riethmüller, München 2006, S.  31–41. 971 Crawford, „Kant“ (wie Anm.  894), S.  62; Kivy, Introduction to Philosophy (wie Anm.  356), S.  56–59; Guyer, „Modern Aesthetics“ (wie Anm.  961), S.  39f.; Matthew Kieran, Revealing Art, London/New York 2005, S.  55; Kivy, Ancient Quarrel (wie Anm.  5), S.  35; Dowling, „Moderate Formalism“ (wie Anm.  922), S.  96; Guyer, „Aesthetics, 1790–1870“ (wie Anm.  951), S.  333. 972 Halliwell, Aesthetics of Mimesis (wie Anm.  572), S.  10. Zu Hanslicks Verhältnis zur antiken Mimesis siehe vor allem: Paddison, „Mimesis and Expression“ (wie Anm.  271), S.  130– 134. 973 Paul Guyer, „The Symbols of Freedom in Kant’s Aesthetics“, in Kants Ästhetik. Kant’s Aesthetics. L’esthétique de Kant, hrsg. von Herman Parret, Berlin/New York 1998, S.  338– 355, hier S.  339.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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