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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte, Vertreter 202 die Hanslick striktest ablehnt.982 Oder auch die bereits weniger augenfĂ€llige Gegebenheit, dass Kants Kritik im Hinblick auf das reflektierende Geschmacks- urteil eine mehr oder weniger exklusive ErklĂ€rung der Ă€sthetischen Wahrneh- mung der schönen Natur darstellt. Diese fehlt in Hanslicks Vorhaben einer möglichst objektiven Perspektive auf die musikalische Komposition aber ganz und gar, da das westliche Tonsystem – außer seinen „einfachsten VerhĂ€ltnis- se[n] (Dreiklang, harmonische Progression)“ – fĂŒr ihn keinerlei natĂŒrliche Grundlage hat, sondern vielmehr ein kulturelles Erzeugnis ist, das bestĂ€ndige historische Wandlungen durchlĂ€uft (VMS, S.  147f.). Neben derart Ă€ußerlichen GegensĂ€tzen können jedoch primĂ€r zwei fundamentale WidersprĂŒche diagnos- tiziert werden, welche Kants Lehre substantiell unterlaufen und unzweifelhaft demonstrieren, dass sie mit Hanslicks VMS-Traktat letztendlich unvertrĂ€glich ist. Beide Punkte rekurrieren auf methodische Grundfragen, die sich daraus ableiten, dass Kants Kritik ein ideales Beispiel fĂŒr theoretische Ansatzpunkte reprĂ€sentiert, die man als ‚idealistische SystemĂ€sthetik‘ bezeichnen könnte, womit hier eine Ă€sthetische Konzeption erfasst werden soll, die mit einem gesamtheitlichen philosophischen GedankengebĂ€ude zwingend verwoben ist, das der ‚reinen‘ Ästhetik mancherlei strukturelle Bedingungen abverlangt. Die Kant’sche Urteilskritik ist die BrĂŒcke von der Kritik der reinen Ver- nunft (1781) zur Kritik der praktischen Vernunft (1788), soll also alle drei „oberen Erkenntnißvermögen“ (Verstand, Vernunft, Urteilskraft) miteinander kombi- nieren983 und muss wegen dieser Zielsetzung bestimmte moralische und episte- mologische Voraussetzungen obligat erfĂŒllen. FĂŒr Hanslick war – wie bereits gezeigt (Kap.  3.5) – die philosophische EinschrĂ€nkung der fĂŒr ihn grund legend autonomen Disziplin ‚Ästhetik‘ durch vorab definierte GrundsĂ€tze ein absolut falsches Verfahren fĂŒr eine neue, objektiv verfasste Kunsttheorie. Wie er in der zweiten Auflage besonders plastisch formuliert, ist die „knechtische AbhĂ€n- gigkeit der Special-Aesthetiken von dem obersten metaphysischen Princip einer allgemeinen Aesthetik“ langsam gewichen und hat dem fĂŒr ihn korrek- ten Standpunkt, dass „jede Kunst in ihren eigenen technischen Bestimmun- gen gekannt, aus sich sebst [sic] heraus begriffen sein will“, schließlich Priori- 982 Kant, Kritik der Urteilskraft (wie Anm.  40), S.  223 (§53, A328). Wie man hier eine identische Ausrichtung von Hanslicks VMS-Traktat und Kants Lehre finden konnte, ist mir schwer- lich einsichtig, wurde jedoch durch Small, Musicking (wie Anm.  526), S.  135 und Caroline Torra-Mattenklott, „Musik als Sprache der Leidenschaften. Literatur und MusikĂ€sthetik zwischen 1740 und 1800“, in Handbuch Literatur & Musik, hrsg. von Nicola Gess, Alexan- der Honold und Sina Dell’Anno, Berlin/Boston 2017, S.  324–337, hier S.  333f., dessen ungeachtet konstruiert. 983 Kant, Kritik der Urteilskraft (wie Anm.  40), S.  485–496 (A195–205). Siehe dazu etwa auch: Giordanetti, „Musik bei Kant“ (wie Anm.  937), S.  126f.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des Ă€sthetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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