Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Seite - 279 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 279 - in Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen

Bild der Seite - 279 -

Bild der Seite - 279 - in Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen

Text der Seite - 279 -

5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 279 wurde und schon ein rudimentĂ€rer Theorieanteil von Hanslicks VMS-Traktat war,1422 hat die analytische MusikĂ€sthetik tiefgreifend beeinflusst, in der der markante Leitspruch „emotions aren’t feelings“ sehr lang allgemein akzeptiert war.1423 Wie aber etwa Nico Frijda korrekt betonte,1424 ist die grundsĂ€tzliche Klassifikation von einzelnen GefĂŒhlen Ă€ußerst diffizil, weil ihre fundamen- tale Konstitution kontextuell eingebettet bleibt. Dieses Urteil gilt auch fĂŒr das erwĂ€hnte ‚affect program‘, das nur zum Teil aus viszeralen VorgĂ€ngen entspringt: Ekel kann zwar eine Reaktion auf abstoßende Sinnesreize ausmachen, aber auch eine rein rationale Ursache besitzen, etwa wenn diese körperliche Empfindung von der lebhaften Vorstellung eines ekelhaften Gedankens verursacht wird. Es scheint somit sinnlos, einzelne affektive ZustĂ€nde einer absoluten Kategorie zuzuordnen, sondern wesentlich fruchtbarer, einzelne Regungen nach ihren jeweils basalen Faktoren in die abstrakte Schematik von GefĂŒhl, Emotion und Stimmung einzureihen. Ob das GefĂŒhl ‚Trauer‘ als richtige Emotion – Trauer ĂŒber Verlust – oder eher als ungenaue Stimmung (Stichwort: Weltschmerz) rub- riziert wird, sollte somit nur fĂŒr den Einzelfall geklĂ€rt werden.1425 Daraus kann aber umgekehrt keinesfalls abgeleitet werden, dass menschliche AffektzustĂ€nde durchgĂ€ngig kontextuell beschaffen seien, zumal einige ‚affect states‘ die impli- zite Evaluation eines intentionalen Gegenstandes nötig haben. Obwohl EntrĂŒs- tung, Eifersucht, Stolz etc. mit merklichen physischen Wirkungen verbunden sind, also eine ‚feeling component‘ einschließen, können selbige ohne ihre kog- nitiven Bestandteile niemals auftreten, da sie, wie Solomon richtig betont, fĂŒr die Konstitution von Emotionen schlechthin essentiell sind: „all emotions pre- suppose or have as their preconditions certain sorts of cognitions – an awareness of danger in fear, recognition of an offense in anger, appreciation of someone or something lovable in love.“1426 Obwohl Hanslicks Begriff ‚GefĂŒhl‘ – im Duktus der analytischen MusikĂ€sthetik wohl eher ‚emotion‘ – mit der ‚feeling compo- nent‘ weiterhin verknĂŒpft bleibt – Hanslick erwĂ€hnt die „physiologischen und pathologischen Voraussetzungen“ (VMS, S.  43) –, was ihn von der starken Ver- sion der kognitiven Konzeption deutlich entfernt,1427 sind hier erkennbar Paral- lelen zu Hanslicks Argument gegeben:1428 1422 Roberts, „Emotion“ (wie Anm.  1409), S.  185. Vgl.: Deigh, „Concepts of Emotions“ (wie Anm.  1398), S.  26. 1423 Roberts, „Emotion“ (wie Anm.  1409), S.  185. Vgl.: Sharpe, Philosophy Introduction (wie Anm.  444), S.  92. 1424 Nico H. Frijda, „Moods, Emotion Episodes, and Emotions“, in Lewis/Haviland, Hand- book of Emotions (wie Anm.  1419), S.  381–403, hier S.  381f. 1425 Rorty, „Explaining Emotions“ (wie Anm.  1401), S.  156f. 1426 Solomon, „Emotions“ (wie Anm.  1419), S.  10f. 1427 Ridley, Philosophy (wie Anm.  444), S.  102; Payzant, Sixteen Lectures (wie Anm.  12), S.  113f. 1428 FĂŒr die konkurrierenden Emotionsmodelle der analytischen Philosophie siehe aber auch:
zurĂŒck zum  Buch Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen"
Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, MusikĂ€sthetik, Musik und GefĂŒhl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone MusikÀsthetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist Ă€sthetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des Ă€sthetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adÀquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische MusikĂ€sthetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, GefĂŒhl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. AbkĂŒrzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Re-Reading Hanslick's Aesheticts