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Re-Reading Hanslick's Aesheticts - Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
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5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 293 Ein inneres Singen, nicht ein inneres Fühlen treibt den musikalisch Talentirten zur Erfindung eines Tonstücks. Es ist Regel, daß die Composition rein musika- lisch erdacht wird, und ihr Charakter kein Ergebniß der persönlichen Gefühle des Componisten ist. Nur ausnahmsweise extemporirt dieser die Melodien als Ausdruck eines bestimmten, ihn eben erfüllenden Affectes. Der Charakter die- ses Affects, einmal vom Kunstwerk aufgesogen, interessirt aber sodann nur mehr als musikalische Bestimmtheit, als Charakter des Stücks, nicht mehr des Componisten […]. Nicht das thatsächliche Gefühl des Componisten, als eine blos subjective Affection, ist es, was die gleiche Stimmung in den Hörern wachruft. Räumt man der Musik solch’ eine zwingende Macht ein, so aner- kennt man dadurch etwas Objectives in ihr, denn nur dieses zwingt in allem Schönen. Dies Objective sind hier die musikalischen Bestimmtheiten eines Ton- stücks. Streng ästhetisch können wir von irgend einem Thema sagen: es klinge stolz oder trübe, nicht aber: es sei Ausdruck der stolzen oder trüben Gefühle des Componisten (VMS, S.  106f.).1515 Als besonders geeignetes Fallbeispiel einer derartigen Auffassung kann hier Jacques Barzun zitiert werden, der musikalische Expressivität als Bedeutung und Verständnis „in one step“ fasst: „Take a sudden cry. […] The cry is an ex- pression, and from the looks of the person and your sense of the situation you know whether it is a cry of joy, or of pain. […] It contains infinitely more than either emotion, general or particular. It expresses the whole being, that person at that moment.“ Wenn auch beim kognitiven Argument Hanslicks umgehend angemerkt werden müsste, dass ‚reine‘ Musik den nötigen Kontext eben nicht geben kann und somit unklar bleibt, ob ‚pain‘ oder ‚joy‘ musikalisch ausge- drückt wird, legt Barzun im nächsten Abschnitt klar, dass eine kategorische Abgrenzung von instinktiver Entäußerung und intendierter Darstellung von ihm ebenso erkannt wurde: „Music – and every other art – is expressive in the same sense as a cry or a gesture.“ Sie wäre zwar „more complex than cries, faces, or gestures, but like a brilliant pantomime its consecutive intention is immediately perceived and understood“.1516 Die von ihm angeführte Panto- mime weist dabei schon auf die Redundanz der geläufigen ‚expression theo- ry‘ hin, denn musikalische Expressivität hängt damit nicht vom unmittelbaren 1515 Hier wäre auch Hanslicks Ablehnung von intentionalen Kunsttheorien anzusiedeln (Kap.  2.1), die bei Davies, „Theory Again“ (wie Anm.  1514), S.  165f., ebenfalls aufscheint, für den die Intention des Künstlers zum Ausdruck niemals beiträgt: „in those cases where the artist’s intention is realised, that fact is irrelevant in that the expressiveness of the artwork can be apparent to someone who is aware neither of the artist’s feelings, nor of the artist’s successfully realised intention. Ultimately the expressiveness of art is inde- pendent of artist’s feelings and of artist’s intentions to express their feelings in their crea- tions.“ 1516 Jacques Barzun, „The Meaning of Meaning in Music: Berlioz Once More“, in MQ 66/1 (1980), S.  1–20, hier S.  11.
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Re-Reading Hanslick's Aesheticts Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Titel
Re-Reading Hanslick's Aesheticts
Untertitel
Die Rezeption Eduard Hanslicks im englischen Sprachraum und ihre diskursiven Grundlagen
Autor
Alexander Wilfing
Verlag
Hollitzer Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-99012-526-7
Abmessungen
16.0 x 24.0 cm
Seiten
434
Schlagwörter
Eduard Hanslick, Formalismus, Musikästhetik, Musik und Gefühl, Emotionstheorie, analytische Philosophie, New Musicology, Immanuel Kant, Peter Kivy, Stephen Davies, Edmund Gurney, Adam Smith
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Danksagung 7
  2. Vorwort und Inhalte 9
  3. 1. Tendenzen und historische Entwicklung der Hanslick-Forschung 17
    1. 1.1. Die historische Forschung zu Hanslicks VMS-Traktat 20
    2. 1.2. Hanslick und die ‚idealistische‘ Philosophie 25
    3. 1.3. Hanslick und die ‚österreichische‘ Philosophie 35
    4. 1.4. Die soziokulturelle Kontextualisierung von Hanslicks VMS-Traktat 48
    5. 1.5. Die bisherige Forschung zur historischen Hanslick-Rezeption 62
    6. 1.6. Anhang – Hanslicks „tönend bewegte Form[en]“ 75
  4. 2. These und Exkurs: Hanslick Methodik – Ästhetik versus Kritik 83
    1. 2.1. Legendenbildung: die historische Wendung Hanslicks 86
    2. 2.2. Legendenbildung: die emotionale Wendung Hanslicks 98
    3. 2.3. Legendenbildung: die absolute Ästhetik Hanslicks 105
  5. 3. Die historische Entwicklung der anglophonen Hanslick-Rezeption 117
    1. 3.1. Die erste englische Übersetzung von Hanslicks VMS-Traktat 120
    2. 3.2. Erste Konsequenz aus Poles Übersetzung: Differente Hanslick- Diskurse 125
    3. 3.3. Die anglophone Musikästhetik im 18. Jahrhundert: Beattie und Smith 136
    4. 3.4. Zweite Konsequenz aus Poles Übersetzung: Gurneys Power of Sound 146
    5. 3.5. The Beautiful in Music (1891) und On the Musically Beautiful (1986) 159
    6. 3.6. Anhang – Hanslick’sche Rezensionen in Dwight’s Journal of Music 176
  6. 4. Was ist ästhetischer Formalismus? – Definition, Geschichte,Vertreter 179
    1. 4.1. Die Wiege des ästhetischen Formalismus? – Kants Kritik der Urteilskraft 183
    2. 4.2. Hanslick als Feindbild: Bell, Schenker und die ‚New Musicology‘ 205
    3. 4.3. Hanslick, der Formalist: adäquate Kategorie oder leerer Begriff? 230
  7. 5. Hanslick und die analytische Philosophie: eine produktive Rezeption 253
    1. 5.1. Was ist analytische Musikästhetik? – Bestimmung, Entwicklung, Methodik 257
    2. 5.2. Musik, Gefühl, Gedanke – das kognitivistische Emotionskonzept 272
    3. 5.3. Enhanced Formalism – Hanslick, Davies, Kivy und die Kontur- Theorie 300
  8. Literaturverzeichnis
  9. Abkürzungsverzeichnis 329
  10. Quellentexte (Deutsch) 329
  11. Quellentexte (Englisch) 332
  12. Forschungsliteratur 333
  13. Namensindex 423
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