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Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
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74 Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen leia/Celje gedeutet, heute das nordöstliche Slowenien.71 Die Grenze zwischen den Mächten ging Mitte des 6. Jh. offenbar genau durch das ehemalige Binnennoricum. Die obere Donau spielte im Bewusstsein der Byzantiner in dieser Zeit hingegen als Grenzlinie keine Rolle mehr.72 Das Inntal als Teil des ehemaligen Rätiens, aber vielleicht auch der äußerste Ostalpenrand bis Pannonien dürfte zunächst aufgrund der alten Zugehörigkeiten trotz fränkischer Herrschaft geografisch noch als Teil Italiens gesehen worden sein.73 Die Oberhoheit der Franken in den Alpen sah in der Praxis aber eher wie eine graue Zone aus.74 Nachrichten drangen nur mehr selten aus diesen Gebie- ten.75 Hier sticht vor allem die Reise des Venantius Fortunatus von Ravenna nach Tours hervor. Er durchquerte im Jahr 565 die Alpen, indem er über die karnischen Alpen bei Iulium Carnicum/Zuglio und den Plöckenpass weiter über die Flüsse Drauum Norico, Oenum Breonis, Liccam Baiuaria, Danuvium Alamannia, Rhenum Ger- mania ging. Offenbar stellten sich ihm keine Hindernisse in den Weg, denn diese Route war ganz fränkisches Gebiet. Doch schon einige Jahre später änderten sich die Verhältnisse und die südlichen Alpentäler wurden wieder zum Grenzraum. Als Venantius einige Jahre später sein Buch über den heiligen Martin in einer ima- ginären Reise zurück nach Ravenna schickt, musste er „barbaricos […] amnes“ überqueren, und der Weg über Reschenpass und Brenner war zeitweise durch die Baiern gesperrt.76 Dies hatte zwei Gründe. 568, also drei Jahre nach der Hinreise des Venantius, hatten die Langobarden die verfahrene Situation genutzt und sich in Italien fest- gesetzt, möglicherweise sogar mit (unfreiwilliger) byzantinischer Hilfe.77 Ein frän- 71 Wolfram, Mitteleuropa 79. 72 Prokopios de Aedificiis IV 5 schreibt, dass die Donau erst ab Dakien eine Grenze zwischen Barbaren und Römern darstellt. 73 Noch Paulus Diaconus zählt in seiner gelehrten Aufzählung der Provinzen die beiden Rätien zu Italien. Paulus Diaconus Hist. Lang. II 15 ; Wickham, Early Medieval Italy 4. Rätien war Teil der antiken Diözese und Präfektur Italien. Meyer-Marthaler, Rätien im Frühen Mittelalter 12. Zu der Stelle in Paulus Diaconus siehe auch Wolfram, Salzburg, Bayern 86 ; Heuberger, Natio Noricorum et Pregnariorum 24 ff. 74 Wolfram, Die Goten 314 ; Schneider, Fränkische Alpenpolitik 31. 75 Berg, Bischöfe 82 ff. über den erhaltenen Brief der Bischöfe Aquileias aus dem Ende des 6. Jh., der eine fränkische Oberhoheit über Binnennoricum im Laufe des 6. Jh andeutet. 76 „[…] si vacat ire viam neque te Baiovarius obstat“. Weg nach Tours : Vita Sancti Martii Praefatio und Schlussworte MGH Auct. ant. 4.1, S. 2, zurück S. 368. Über die Route siehe Kapitel „Zentralalpen“ ab S. 135. 77 Paulus Diaconus Hist. Lang. II 5 : Der erfolgreiche byzantinische Feldherr Narses wäre beim Kai- serhaus in Missgunst gefallen und hätte deshalb die Langobarden unter König Alboin aufgefordert, Italien zu erobern. Dazu Christou, Byzanz und die Langobarden 110 f.
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Die Alpen im Frühmittelalter Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die Alpen im Frühmittelalter
Subtitle
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Author
Katharina Winckler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78769-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
426
Keywords
Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
Categories
Geographie, Land und Leute Bergbücher

Table of contents

  1. 1: Einleitung 9
    1. Forschungsgeschichte und Literatur 12
    2. Quellen und Methoden 18
  2. 2 : Naturraum Alpen 22
    1. Begriffsdefinitionen 22
    2. Geologie 25
    3. Böden 27
    4. Wasser 28
    5. Naturkatastrophen 30
    6. Vegetationszonen 32
    7. Fauna 35
    8. Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
    9. Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
    10. Das Gebirgsklima 39
    11. Lokale Faktoren 40
    12. Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
    13. Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
    14. Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
    15. Das Klima des Frühmittelalters 49
    16. Globale Klimarekonstruktion 50
    17. Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
    18. Auswirkungen auf den Menschen 55
    19. Zusammenfassung 60
  3. 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
    1. Die Alpen als Grenze 62
    2. Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
    3. Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
    4. Karolinger und Ausblick 81
    5. Grenzen in den Alpen 83
    6. Konzept 83
    7. Grenzorganisation in den Alpen 87
    8. Bergwächter und militante Einheimische 87
    9. Befestigungen 90
    10. Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
    11. Römern bis Heinrich IV 100
    12. Zusammenfassung 110
  4. 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
    1. Geschichte und Strukturen 115
    2. Wahl des Passes und der Jahreszeit 119
    3. Pilgerwege durch die Alpen 126
    4. Routen durch die Alpen 129
    5. Westalpen 130
    6. Zentralalpen 133
    7. Ostalpen 143
    8. Quer- und Wasserwege 150
    9. Fernhandel 153
    10. Exportprodukte der Alpen 161
    11. Salz 161
    12. Stein 164
    13. Erze 165
    14. Zusammenfassung 169
  5. 5 : Menschen in den Alpen 172
    1. Christentum 172
    2. Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
    3. Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
    4. Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
    5. Neuorientierung, Untergang 187
    6. Lokale christliche Topografie im Wandel 193
    7. Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
    8. Neugründung oder Kontinuität ? 203
    9. Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
    10. Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
    11. Klöster in den Alpen 219
    12. Westalpen 223
    13. Zentralalpen 224
    14. Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
    15. Ostalpen 230
    16. Besiedlung 235
    17. Zentren 236
    18. „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
    19. Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
    20. Höhensiedlungen und Burgen 249
    21. Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
    22. Wohnen im Frühmittelalter 259
    23. Siedlung : Lage und Versorgung 262
    24. Besiedlungsdichte 265
    25. Wirtschaft 268
    26. Alm- und Viehwirtschaft 271
    27. Ackerbau 279
    28. „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
    29. Bevölkerung 284
    30. Migration 285
    31. Zusammenfassung 294
  6. 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
    1. Die Westalpen : Burgund und Provence 300
    2. Der zentrale Alpen- und Voralpenraum 305
    3. Der Ostalpenraum : Von Binnennoricum zu Karantanien 319
    4. Das 6. Jahrhundert 319
    5. Das 7. Jahrhundert 321
    6. Das 8. Jahrhundert 332
    7. 9. Jahrhundert und Ausblick 340
  7. 7 : Resümee 344
  8. 8 : Abbildungen 353
    1. Überblickskarten 353
    2. Farbabbildungen 357
    3. Bildnachweis 359
  9. 9 : Literaturverzeichnis 361
    1. Internetadressen Alpenforschung 361
    2. Abkürzungen 361
    3. Quellen 362
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