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Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
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Christentum 231 von Kremsmünster am Weg über den Pyhrnpass liegt.334 Das Kloster Kremsmünster wurde 777 von Herzog Tassilo gegründet und in Anwesenheit der Bischöfe von Salzburg, Passau und Regensburg geweiht. Es befand sich nahe der bedeutenden römischen Alpenstraße, die schon in der Tabula Peutingeriana (siehe Abbildung E am Ende des Buches) dargestellt ist und Ovilava/Wels mit Virunum verbindet. Die Bedeutung Kremsmünsters lag, neben der Slawenmission, also sicherlich in der Beherrschung der Straße. Es war wohl als „Herbergsstation und Sammelzentrum vor dem Marsch über das Gebirge gedacht gewesen“.335 In dem Moment, als der Ostalpenraum für die bairischer Herrschaft interessant wurde, wurden also am Aus- gangspunkt der Routen in das karantanische Kernland hinein Klöster gegründet.336 Am Salzburger Festungsberg wurde Anfang des 8. Jh. das Frauenstift Nonnberg gegründet. Es erhielt zur Gründung auch militärisch geschulte Bauern, die exer- citiales homines. Auch hier wird die Funktion des Klosters zur Organisation der Sicherheit des Raumes und der Übergänge deutlich.337 Die früheste klösterliche Gründung in den Ostalpen selbst war 712 die Maximilianzelle bei Bischofshofen. Diese Zelle wurde noch vor den großen Klöstern der Voralpen, aber vielleicht auch vor Disentis und Pfäfers, gegründet. Parallelen finden sich hingegen in der Lage von Cazis und Mistail, die etwa zeitgleich, wenn nicht sogar etwas früher ent- standen waren. Bischofshofen befand sich damals in einem Raum, der romanisch besiedelt war und direkt an der Grenze zu den Slawen lag.338 Was motivierte also den Bischof und den Herzog, dort eine Zelle zu gründen und auszustatten ? Der Blick auf die Notitia Arnonis und den Breves Notitiae, die eine genaue Beschreibung der Anfänge beinhaltet, kann vielleicht Klarheit schaffen. Der Topos der „here- mus,“ also der Klostergründung in der Einöde, musste auch hier gewahrt wer- den. Die beiden Romanen Tonazan und Ledi, die losziehen wollten, um zu jagen und Gold zu suchen, begaben sich in die Wildnis des Pongaus. Dort aber fanden sie einen Ort, der allnächtens mit zwei Lichtern beleuchtet war und einen süßen Duft verströmte. Nicht ganz zufällig war einer der Männer ein Mann des Herzogs und der andere einer des Bischofs : Hier arbeiteten die geistliche und weltliche 334 Szameit, Zum archäologischen Bild der frühen Slawen 525. 335 Bosl, Die Gründung Innichens 408. 336 Die ältere Forschung betonte stets die Nähe des freisingischen Bischofes Arbeo zu den Karolingern. Entsprechend wurde die Abwesenheit dieses Bischofes bei der Gründung als Zeichen dafür gedeu- tet, dass dieses Kloster sowie auch das 784 gegründete Mattsee die Autonomiebestrebungen der Agilolfinger im „karolingerfernen Osten“ ausbauen sollten und deshalb den karolingerfeundlichen Parteien nicht genehm waren. Siehe z. B. Prinz, Klerus und Krieg 443 ff. 337 Notitia Arnonis 7.7 ed. Lošek 83 ; Jahn, Ducatus 88 u. 96. 338 Aber auch die voralpinen Klöster Staffelsee, Scharnitz/Schlehdorf, Kochel am See und Benedikt- beuren lagen in bzw. nahe von noch romanischen Gebieten, genauso wie Mattsee und Mondsee.
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Die Alpen im Frühmittelalter Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die Alpen im Frühmittelalter
Subtitle
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Author
Katharina Winckler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78769-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
426
Keywords
Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
Categories
Geographie, Land und Leute Bergbücher

Table of contents

  1. 1: Einleitung 9
    1. Forschungsgeschichte und Literatur 12
    2. Quellen und Methoden 18
  2. 2 : Naturraum Alpen 22
    1. Begriffsdefinitionen 22
    2. Geologie 25
    3. Böden 27
    4. Wasser 28
    5. Naturkatastrophen 30
    6. Vegetationszonen 32
    7. Fauna 35
    8. Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
    9. Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
    10. Das Gebirgsklima 39
    11. Lokale Faktoren 40
    12. Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
    13. Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
    14. Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
    15. Das Klima des Frühmittelalters 49
    16. Globale Klimarekonstruktion 50
    17. Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
    18. Auswirkungen auf den Menschen 55
    19. Zusammenfassung 60
  3. 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
    1. Die Alpen als Grenze 62
    2. Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
    3. Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
    4. Karolinger und Ausblick 81
    5. Grenzen in den Alpen 83
    6. Konzept 83
    7. Grenzorganisation in den Alpen 87
    8. Bergwächter und militante Einheimische 87
    9. Befestigungen 90
    10. Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
    11. Römern bis Heinrich IV 100
    12. Zusammenfassung 110
  4. 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
    1. Geschichte und Strukturen 115
    2. Wahl des Passes und der Jahreszeit 119
    3. Pilgerwege durch die Alpen 126
    4. Routen durch die Alpen 129
    5. Westalpen 130
    6. Zentralalpen 133
    7. Ostalpen 143
    8. Quer- und Wasserwege 150
    9. Fernhandel 153
    10. Exportprodukte der Alpen 161
    11. Salz 161
    12. Stein 164
    13. Erze 165
    14. Zusammenfassung 169
  5. 5 : Menschen in den Alpen 172
    1. Christentum 172
    2. Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
    3. Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
    4. Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
    5. Neuorientierung, Untergang 187
    6. Lokale christliche Topografie im Wandel 193
    7. Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
    8. Neugründung oder Kontinuität ? 203
    9. Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
    10. Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
    11. Klöster in den Alpen 219
    12. Westalpen 223
    13. Zentralalpen 224
    14. Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
    15. Ostalpen 230
    16. Besiedlung 235
    17. Zentren 236
    18. „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
    19. Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
    20. Höhensiedlungen und Burgen 249
    21. Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
    22. Wohnen im Frühmittelalter 259
    23. Siedlung : Lage und Versorgung 262
    24. Besiedlungsdichte 265
    25. Wirtschaft 268
    26. Alm- und Viehwirtschaft 271
    27. Ackerbau 279
    28. „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
    29. Bevölkerung 284
    30. Migration 285
    31. Zusammenfassung 294
  6. 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
    1. Die Westalpen : Burgund und Provence 300
    2. Der zentrale Alpen- und Voralpenraum 305
    3. Der Ostalpenraum : Von Binnennoricum zu Karantanien 319
    4. Das 6. Jahrhundert 319
    5. Das 7. Jahrhundert 321
    6. Das 8. Jahrhundert 332
    7. 9. Jahrhundert und Ausblick 340
  7. 7 : Resümee 344
  8. 8 : Abbildungen 353
    1. Überblickskarten 353
    2. Farbabbildungen 357
    3. Bildnachweis 359
  9. 9 : Literaturverzeichnis 361
    1. Internetadressen Alpenforschung 361
    2. Abkürzungen 361
    3. Quellen 362
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