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Die Alpen im Frühmittelalter - Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
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232 Menschen in den Alpen Macht des bairischen Herzogtums zusammen, um das Gebiet für sich zu erschlie- ßen. Bischof Rupert erkannte das Potenzial dieser Stelle und befahl, den Ort zu „säubern“.339 Übertragen könnte man sagen, dass der Raum von der „verwilderten“ lokalen Herrschaft geräumt und dem „zivilisierten“ salzburgisch-bairischen Herr- schaftsraum angegliedert wurde. Denn die Wildnis dürfte schon vorher erschlossen gewesen sein.340 Das Kloster selbst knüpfte mit dem heiligen Maximilian ebenfalls an eine spätantike Tradition an.341 Die beiden Romanen waren Angehörige der genealogia albina, der Leute von Oberalm, einer Familie, die besonders im Salzburger Raum sehr mächtig war. Ihr Einfluss bei der Gründung war so stark, dass sie das Kloster mit ihren Leuten besetzen konnten, so „dass man den Eindruck haben muss, es wurde zeitweise als Eigenkloster des Geschlechts angesehen“.342 Ein in Notitia Arnonis und den Breves Notitiae ausführlich dokumentierter Besitzstreit rund um das Kloster folg- te.343 Auf diesen Streit wird später noch genauer eingegangen werden.344 Dass Salzburg handfeste wirtschaftliche Interessen in diesem Raum hatte, kann eben- falls in diesen alten Quellen deutlich erkannt werden, denn die der lokalen Elite entstammenden „Entdecker“ des Ortes gingen in das Gebirge, um zu jagen und Gold zu schürfen.345 Inwieweit die Maximilianzelle und die Salzburgische Nieder- 339 „stirpare et locum mundare et oratorium facere“ Not. Arn. 8.3 ed. Lošek 82 und „extirpare et pur- gare ipsum locum et parvam ecclesiam ceteraque habitacula edificare“ Brev. Not. 3.7 ed. Lošek 90 ; Wolfram, Salzburg, Bayern, Österreich 197 ff. und besonders 207 ff. zu den bedeutenden Unterschie- den zwischen den Breves Notitiae und der Notitia Arnonis. Die um 790 entstandene NA diente vor allem der Aufzeichnung der in salzburgischem Besitz befindlichen Güter, während die etwa zehn Jahre später verfassten BN zusätzlich noch die Salzburger Gründungsgeschichte erzählt und zu diesem Zweck die Vita des heiligen Rupert einarbeitete. Die Heiligkeit des Bistums sollte betont werden. Zu diesem Zweck wird die Wildnis des Gründungsplatzes durch die stärkere Wortwahl bei der Rodungstätigkeit betont und gleichzeitig die Anzahl der Gebäude erhöht, um die Gründung bedeutender zu machen : Erst die Salzburger Kirche und besonders der heilige Rupert hätten laut der BN die Einöde erschlossen. Auch das Wort „heremus“ kommt übrigens nur in den Breves Notitiae, aber nicht in der Notitia Arnonis vor. Nebenbei wurden so eventuell noch nicht geklärte Besitzansprüche untermauert. 340 Siehe dazu auch den Abschnitt über die Maximilianzelle im Kapitel „Der zentrale Alpen- und Vor- alpenraum“ ab S. 312 ; Mitterauer, Das agilolfingische Herzogtum 421. 341 Wolfram, Grenzen und Räume 96. 342 Störmer, Engen und Pässe 102. 343 NA c. 8 BN c. 8 ed. Lošek 83 f., 97 f.; Jahn, Ducatus 206 ff. 344 Siehe S. 312 ff. 345 BN 3, NA 8 : „in venatione et ad aurum faciendum“ ed. Lošek 90, 82. Zum Goldreichtum der Ge- gend und die Rolle des Bistums Salzburg beim Abbau siehe im Kapitel „Exportprodukte der Alpen : Erze“ den Abschnitt über Gold ab S. 168.
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Die Alpen im Frühmittelalter Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die Alpen im Frühmittelalter
Subtitle
Die Geschichte eines Raumes in den Jahren 500 bis 800
Author
Katharina Winckler
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-78769-3
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
426
Keywords
Alps, Transformation of the Roman World, Early middle Ages, Culture, Economy, Power Structures
Categories
Geographie, Land und Leute Bergbücher

Table of contents

  1. 1: Einleitung 9
    1. Forschungsgeschichte und Literatur 12
    2. Quellen und Methoden 18
  2. 2 : Naturraum Alpen 22
    1. Begriffsdefinitionen 22
    2. Geologie 25
    3. Böden 27
    4. Wasser 28
    5. Naturkatastrophen 30
    6. Vegetationszonen 32
    7. Fauna 35
    8. Einstige Fauna und Flora der Alpen 36
    9. Das Klima in den Alpen : Gegenwart und Vergangenheit 38
    10. Das Gebirgsklima 39
    11. Lokale Faktoren 40
    12. Trockenes Klima der inneralpinen Täler 44
    13. Feuchtes Klima der Gebirgsrandlagen 46
    14. Zusatz : Klimatabelle ausgewählter Orte 48
    15. Das Klima des Frühmittelalters 49
    16. Globale Klimarekonstruktion 50
    17. Das frühmittelalterliche Klima in den Alpen 52
    18. Auswirkungen auf den Menschen 55
    19. Zusammenfassung 60
  3. 3 : Der Zugriff auf die Alpen und Blick von außen 62
    1. Die Alpen als Grenze 62
    2. Die Alpen als Mauern Italiens : Literarisches Bild und Realität 62
    3. Gotenkriege und Franken in den Alpen 72
    4. Karolinger und Ausblick 81
    5. Grenzen in den Alpen 83
    6. Konzept 83
    7. Grenzorganisation in den Alpen 87
    8. Bergwächter und militante Einheimische 87
    9. Befestigungen 90
    10. Slawisch-Awarische Grenzstrukturen Wahrnehmung der Alpen im Frühmittelalter : Furchtbares Gebirge, von den 95
    11. Römern bis Heinrich IV 100
    12. Zusammenfassung 110
  4. 4 : Über die Alpen : Kommunikation und Verkehrswege 114
    1. Geschichte und Strukturen 115
    2. Wahl des Passes und der Jahreszeit 119
    3. Pilgerwege durch die Alpen 126
    4. Routen durch die Alpen 129
    5. Westalpen 130
    6. Zentralalpen 133
    7. Ostalpen 143
    8. Quer- und Wasserwege 150
    9. Fernhandel 153
    10. Exportprodukte der Alpen 161
    11. Salz 161
    12. Stein 164
    13. Erze 165
    14. Zusammenfassung 169
  5. 5 : Menschen in den Alpen 172
    1. Christentum 172
    2. Entwicklung des Christentums in den Alpen 173
    3. Spätantikes und frühmittelalterliches Heidentum 182
    4. Patrozinien Die alpinen Kirchenprovinzen vom 6. bis zum 8. Jahrhundert : Fluktuation, 184
    5. Neuorientierung, Untergang 187
    6. Lokale christliche Topografie im Wandel 193
    7. Das Christentum in den nördlichen Voralpen –
    8. Neugründung oder Kontinuität ? 203
    9. Das Christentum in den Ostalpen – Gekappte Wurzeln ? 207
    10. Ausblick : Das Christentum im Alpenraum unter den Karolingern 217
    11. Klöster in den Alpen 219
    12. Westalpen 223
    13. Zentralalpen 224
    14. Alemannisches und bairisches Voralpenland 228
    15. Ostalpen 230
    16. Besiedlung 235
    17. Zentren 236
    18. „Stadt“ : Konzept und Begriffe 236
    19. Evolution der Städtischen Zentren im frühen Mittelalter 239
    20. Höhensiedlungen und Burgen 249
    21. Ländliche Siedlungen und Gutshöfe 254
    22. Wohnen im Frühmittelalter 259
    23. Siedlung : Lage und Versorgung 262
    24. Besiedlungsdichte 265
    25. Wirtschaft 268
    26. Alm- und Viehwirtschaft 271
    27. Ackerbau 279
    28. „Einöde“ : Sumpf, Wald, Hochgebirge 282
    29. Bevölkerung 284
    30. Migration 285
    31. Zusammenfassung 294
  6. 6 : Lokale Macht und Herrschaft in den Alpen 299
    1. Die Westalpen : Burgund und Provence 300
    2. Der zentrale Alpen- und Voralpenraum 305
    3. Der Ostalpenraum : Von Binnennoricum zu Karantanien 319
    4. Das 6. Jahrhundert 319
    5. Das 7. Jahrhundert 321
    6. Das 8. Jahrhundert 332
    7. 9. Jahrhundert und Ausblick 340
  7. 7 : Resümee 344
  8. 8 : Abbildungen 353
    1. Überblickskarten 353
    2. Farbabbildungen 357
    3. Bildnachweis 359
  9. 9 : Literaturverzeichnis 361
    1. Internetadressen Alpenforschung 361
    2. Abkürzungen 361
    3. Quellen 362
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